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Ausgewogenheit ist Trumpf Anlegern könnten unruhige Zeiten bevorstehen

Die Golden Gate Bridge in San Francisco, Kalifornien

Die Golden Gate Bridge in San Francisco, Kalifornien: Die Biden-Regierung plant massive Investitionen in die Infrastruktur des Landes. Foto: IMAGO / agefotostock

Ashish Shah, Goldman Sachs AM

Die realen Renditen sind zuletzt zwar etwas gestiegen, allerdings ausgehend von niedrigen Niveaus. „Für Anleger kommt es darauf an, was hinter diesem Trend steckt“, sagt Ashish Shah, Co-CIO des Fixed Income- und Liquidity Solutions-Teams bei Goldman Sachs Asset Management (GS Asset Management). „Wenn höhere reale Renditen einen besseren Wachstumsausblick widerspiegeln, sind die Auswirkungen auf Risikoanlagen wie Unternehmens- und Schwellenländeranleihen vermutlich begrenzt. Geht die Verschiebung der realen Renditen jedoch von Erwartungen einer weniger lockeren Geldpolitik aus, könnte das Umfeld für Risikoanlagen ungünstiger werden.“

Insgesamt rechnen die Experten von GSAM angesichts eines verbesserten Wachstumsumfelds durchaus mit steigenden Zinsen. „Wir gehen aber davon aus, dass die Zentralbanken ihren lockeren geldpolitischen Kurs 2021 und darüber hinaus fortsetzen“, betont Shah. Gründe seien eine gedämpfte Inflation aufgrund der Überkapazitäten am Arbeitsmarkt und eine insgesamt tolerantere Haltung der Notenbanken gegenüber steigenden Teuerungsraten. Was bedeutet das für Anleger? „Die jüngste Volatilität am Zinsmarkt hat uns darin bestärkt, bei Risikoanlagen auf Ausgewogenheit zu achten. In erster Linie wollen wir weiterhin gewährleisten, dass die Rentenportfolios unserer Kunden Extremrisiken wie Volatilität am Zinsmarkt und Spekulationen über die Geldpolitik standhalten.“

Kurzfristige Inflationsturbulenzen

Auf kurze Sicht scheint bei der Inflation Volatilität möglich. Zunächst ist durchaus mit Inflationsdruck zu rechnen – dieser dürfte sich aber als kurzfristig erweisen, da die aufgestaute Nachfrage nach bestimmten Dienstleistungen begrenzt ist. Zum Beispiel ist es unwahrscheinlich, dass man sich mehrfach hintereinander die Haare schneiden lässt, um entgangene Frisörbesuche aus dem vergangenen Jahr auszugleichen. Zudem könnten einige Pandemie-bedingte Veränderungen im Konsumverhalten von Dauer sein und zum Beispiel die gestiegene Beliebtheit von Essenslieferdiensten die Lust auf regelmäßige Restaurantbesuche dämpfen.

„Wenn die Auswirkungen der oben erläuterten Faktoren erst einmal nachlassen, dürfte die zugrunde liegende Inflationsrealität aufgrund der Überkapazitäten in der Wirtschaft und vor allem am Arbeitsmarkt unserer Ansicht nach schwach bleiben“, prognostiziert der Anleihe-Experte. Schon unter normalen Umständen lässt sich die Inflation schwer prognostizieren, ganz besonders aber am Ende einer globalen Pandemie. „Während der jüngsten Wachstumsphase blieb die Inflation unerklärlicherweise niedrig, selbst als die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt sich erholten.“ Dies führte zu der Überzeugung, dass sich die Phillipskurve – die misst, wie die Inflation auf einen Abbau der Überkapazität am Arbeitsmarkt reagiert – abgeflacht hatte. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass die nationale Arbeitslosenquote kein effektiver Maßstab ist.

Obwohl die deflationären Auswirkungen von Technologie in den vergangenen Jahren nur gering waren, wurden Trends wie E-Commerce und Automatisierung durch die Pandemie verstärkt und beschleunigt. Auf der anderen Seite wird die Fiskalpolitik nach der Pandemie locker bleiben, da sich die Währungshüter auf den Aufbau einer grüneren und gerechteren Volkswirtschaft konzentrieren.

In den USA dürften die Diskussionen über strukturelle, meist die Infrastruktur betreffende Ausgaben zunehmen, nachdem die pandemiebedingten Ausgaben erfolgt sind. „Der reflationäre Impuls wird jedoch davon abhängen, inwieweit zusätzliche fiskalpolitische Maßnahmen mit höheren Steuern einhergehen“, sagt Shah. „Es klingt zwar etwas paradox, aber der Ausbau einer grünen Infrastruktur wird zunächst die Rohstoffpreise stützen, darunter auch kohlenstoffintensive Energiequellen, obwohl die Zentralbanken sich in der Regel auf die Kernpreise konzentrieren und über Schwankungen der Rohstoffpreise hinwegschauen.“ All das bedeutet, dass die mittel- bis langfristige Richtung der Inflation höchst ungewiss bleibt und von mehreren strukturellen Verschiebungen beeinflusst werden könnte, die in der traditionellen Wirtschaftstheorie kaum erwähnt werden.

Hinweis: Diese Finanzwerbung wird von Goldman Sachs Bank Europe SE herausgegeben.