Die Wertentwicklung des DNCA Invest Alpha Bonds beläuft sich seit Jahresbeginn aktuell auf 3,4 Prozent – wo stehen Sie zum Jahresende 2023?
François Collet: Wir würden im laufenden Jahr gerne die Rendite erzielen, die wir im vergangenen Jahr erreicht haben: Rund 6 Prozent. Wir sind auf einem guten Weg dahin. Auf Dreijahressicht weisen wir eine Rendite von rund 19 Prozent aus – bei einer sehr niedrigen Fondsvolatilität von 3,5 Prozent.
Wie fällt Ihr Ausblick zur geldpolitischen Lage und der Rolle der Notenbanken aus? Was könnte sich im kommenden Jahr mit Blick auf den Anleihenzyklus ändern?
Collet: Es ist noch zu früh, um über Zinssenkungen zu sprechen. Wir befinden uns weiterhin auf einem leicht ansteigenden Zinspfad. Sofern keine nennenswerte Rezession eintritt, sehe ich keinen Grund dafür, dass die Zinsen rasch wieder sinken. Die Makrodaten signalisieren keine Rezession im laufenden Jahr. Die Reallöhne ziehen an, was eine Rezession im laufenden Jahr unwahrscheinlich macht. Vielleicht treten wir 2024 in eine Rezession ein. Ein Rückgang der Inflation ist ein sehr wichtiger Unterstützungsfaktor für alle Volkswirtschaften in den entwickelten Märkten.
Wie reagieren Sie, wenn die Zinsen mittelfristig wieder fallen?
Collet: Während wir jetzt auf kurze Sicht von den hohen Zinsen profitieren, können wir natürlich auch mit einer Long-Positionierung partizipieren. Natürlich ist es immer einfacher, Mittel in einer bullischen als in einer bärischen Marktphase zu generieren. Unser bestes Jahr hatten wir 2014, ein annus mirabilis für alle Fixed-Income-Anleger: Bei zurückgehenden Zinsen würden wir wie damals langfristige Anleihen kaufen. Wer Anfang Januar 2014 europäische Staatsanleihen mit fünfjähriger Laufzeit kaufte, hatte Ende Dezember 4,7 Prozent Rendite gemacht. Am sehr niedrigen Zinskupon der Wertpapiere lag das nicht, stattdessen sorgten kräftige Kursgewinne für die sehr ordentliche Rendite.
Welche Zeit ist für Sie herausfordernder, die Zeit der niedrigen Zinsen oder das aktuelle Umfeld?
Collet: Wir sind Fixed-Income-Strategen, deshalb spielen uns höhere Zinsen in die Karten. Wir werden wohl einige Jahre höhere Zinsniveaus als in der Vergangenheit sehen, daher sind wir für die Zukunft zuversichtlich. Es ist aber schön, wenn sich am Markt jeden Tag etwas tut, das macht unsere Arbeit so spannend. Ganz wichtig in diesem Zusammenhang für die Anleger: Das sich ständig verändernde und komplexe wirtschaftliche und finanzielle Umfeld erlaubt keine passiven Sparlösungen mehr. Wir bauen deshalb Portfolios auf, die die Überzeugungen von uns Managern und unser fundiertes Wissen über Volkswirtschaften, Unternehmen, Emittenten und ihr Umfeld widerspiegeln.
Abgesehen von den kleinen und größeren Aufregern im Tagesgeschäft; gibt es immer einmal Überraschungen, die die Märkte für Bonds-Manager bereithalten?
Collet: Was ich über die Jahre und Jahrzehnte gelernt habe: Im Hinblick auf Makroeinschätzungen liegt man – auch als regelmäßig ausgezeichnetes Fondsmanagement – öfter falsch. Die Bewertungsmodelle ergeben schlüssige Prognosen, aber es kommt dann doch anders. Ein Beispiel: Im Jahr 2014 lagen die Zinsen für 30-jährige japanische Anleihen bei 1,6 Prozent. Unsere Modelle gingen davon aus, dass es sich um eine attraktive Bewertung handelte. Wir konnten das nicht glauben und kauften die Bonds nicht. Zwei Quartale später legten sie Kursgewinne von 20 Prozent hin… Kurz gesagt, man lernt an den Märkten nie aus.
Teil 1 des Interviews: "Es schadet nicht, wenn man qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung hat“
Teil 2 des Interviews: „Wir werden Hochstufungen der Schwellenländer-Ratings erleben“
Über den Interviewten:
François Collet startete seine Karriere 2003 bei Natixis Investment Managers als Anleihenfondsmanager. 2006 wechselte er zu La Française AM als stellvertretender Leiter des Anleihenportfoliomanagements. Er betreute hier fünf Anleihenstrategien mit einem verwalteten Gesamtvermögen von 2,6 Milliarden Euro. 2017 kam er als Fixed-Income-Portfoliomanager zu DNCA Investments, einer französischen Vermögensverwaltungsboutique, die 2015 von Natixis IM übernommen wurde und heute 29,5 Milliarden Euro an AuM hält. Im Januar 2022 wurde Collet zum Co-Investmentchef (Deputy CIO) von DNCA Investments ernannt. François Collet hat einen Postgraduierten-Abschluss der Universität Paris-Dauphine.