Co-Investmentchef von DNCA, Teil 2 „Wir werden Hochstufungen der Schwellenländer-Ratings erleben“

François Collet, Co-Investmentchef von DNCA Investments, Paris

François Collet, Co-Investmentchef von DNCA Investments, Paris Foto: Natixis IM

Sehen wir uns die Mechanismen im Fonds näher an. Worauf setzen Sie vorrangig?

François Collet: Wir wollen von dynamischen Entwicklungen profitieren, von Anleihenrenditen, Inflation. In den vergangenen Jahren fuhren wir deutlich höhere Renditen ein als die einfache Verzinsung von Anleihen erbrachte. Wir versuchen, höhere Renditen durch ein ausgewogenes Exposure gegenüber Anleihen, der Inflation und Währungen zu erzielen. Aktuell rührt der größte positive Beitrag aus dem Währungshandel her, der indes nur einen kleinen Teil im Fonds ausmacht. Dennoch wirft die Rendite aus den Forex-Märkten derzeit viel mehr ab als jeder andere Fixed-Income-Bereich.

Warum tut sich im Währungshandel derzeit besonders viel?

Collet: Die Renditen aus dem Währungshandel – Forex ist einer der weltweit am meisten gehandelten Märkte – fallen derzeit besonders hoch aus, weil wir an den Währungsmärkten viel Bewegung sehen. Der Euro schwankt zu osteuropäischen oder auch lateinamerikanischen Währungen und zum US-Dollar stärker als in anderen Marktphasen. Für Forex-Trader ist das ein sehr spannendes, lohnendes Umfeld. Das Risiko-Ertrags-Profil des Forex-Trading wertet momentan mit der besten Sharpe-Ratio auf. Wir nutzen die hohen Renditen, um Risiken im Fonds, dessen Risikoniveau auf einer Skala von eins bis sieben bei zwei – also geringem Risiko – liegt, abzuschwächen.

 

Sie erwähnten Osteuropa und Lateinamerika. Was reizt Sie an Schwellenmärkten? Welche Schwellenmärkte sind besonders interessant?

Collet: Uns gefällt die günstigere Demografie gegenüber den entwickelten Märkten. Der besonders wichtige positive Faktor ist jedoch die politische und vor allem geldpolitische Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten. Die Geldpolitik in vielen Schwellenländern ist sehr orthodox im Vergleich zur langen lockeren Geldpolitik in den entwickelten Märkten. Wir werden daher mittelfristig Hochstufungen der Ratings von Schwellenländern erleben, die gleichzeitig Währungsaufwertungen mit sich bringen.

Wo sehen Sie in den Schwellenmärkten besonderes Potenzial für die Währungsaufwertung? Könnte beispielsweise Lateinamerika durch die geopolitischen Konflikte einen neuen Stellenwert bekommen?

Collet: Brasilien rangiert als potenzieller Kandidat tatsächlich bei uns ganz oben auf der Liste. Die kurzfristigen Zinssätze liegen hier bei 13,75 Prozent, während die Inflation bereits unter 4 Prozent gefallen ist. Das macht Anlagen in dieser Volkswirtschaft, gerade auch im Hinblick auf die tendenziell aufwertende Währung, höchst attraktiv. Folglich sind wir hier am lokalen Zinsmarkt und in der Währung investiert.

Ein weiteres Land mit sehr viel Potenzial ist Rumänien. Fünfjährige rumänische Anleihen werfen derzeit 5,6 Prozent ab, eine hohe Rendite für eine Volkswirtschaft mit Investment-Grade-Rating, die noch dazu vom „NextGenerationEU“-Programm profitiert, dem 750 Milliarden Euro schweren Fonds, der die Erholung nach der Pandemie unterstützt. Zugleich weist Rumänien eine niedrige Verschuldung im Hinblick auf das Bruttoinlandsprodukt auf.

Insgesamt tragen die Schwellenländer im Portfolio nur 20 Prozent zum Gesamtrisiko bei. Sie liefern uns aber willkommene Renditen für die Gesamtperformance.

Mitte Juli kam es erstmals nach acht Jahren in Brüssel zu einem Gipfeltreffen von 27 EU-Staaten und 33 Staaten Lateinamerikas und der Karibik. Die geopolitischen Entwicklungen scheinen in der EU eine Neupositionierung gegenüber Ländern Lateinamerikas zu bewirken, oder?

Collet: Auf jeden Fall, ja. Die geopolitischen Risiken werden zunehmend unwägbar. Vielleicht bekommen wir einen handfesten Konflikt in Südostasien, das muss man bei Investitionen in dieser Region inzwischen einkalkulieren. Aber auch in Südamerika gilt es sehr vorsichtig zu sein. Hier kann es leicht zu politischer Instabilität kommen. Wir haben nicht vor, die Allokation in lateinamerikanischen Ländern zu stark auszubauen, unsere Investitionen hier dienen als Beimischung. Wir bevorzugen weiterhin die entwickelten Märkte USA und Europa als Ertragsbringer.

TEIL 1 des Interviews: „Es schadet nicht, wenn man qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung hat“


Über den Interviewten:  

François Collet startete seine Karriere 2003 bei Natixis Investment Managers als Anleihenfondsmanager. 2006 wechselte er zu La Française AM als stell­ver­tre­tender Leiter des Anleihen­port­folio­mana­gements. Er betreute hier fünf Anleihen­stra­tegien mit einem verwal­teten Gesamt­vermögen von 2,6 Milliarden Euro. 2017 kam er als Fixed-Income-Port­foliomanager zu DNCA Investments, einer franzö­sischen Vermö­gens­ver­waltungs­boutique, die 2015 von Natixis IM übernommen wurde und heute 29,5 Milliarden Euro an AuM hält. Im Januar 2022 wurde Collet zum Co-Investmentchef (Deputy CIO) von DNCA Investments ernannt.

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