Wandelanleihemanager von Lazard „Das ist sehr kompliziert und viel Rechnerei“

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Wie finden Sie die richtigen Papiere?

Brillois: Das läuft bei uns in drei Schritten. Zuerst sortieren wir alle Wandelanleihen aus, die nicht ausreichend gehandelt werden, nur noch kurz laufen oder aus guten Gründen unter Druck stehen, sogenannte Distressed Securities. Auch Papiere, die sich genau wie die zugehörige Aktie verhalten, nehmen wir nicht. Sie schützen uns nicht, wenn es am Aktienmarkt abwärts geht. Außerdem meiden wir Papiere, die Anleihen zu ähnlich geworden sind. Sie bringen keine Rendite und partizipieren auch kaum an steigenden Aktienkursen. So etwas finden wir derzeit in Europa und Japan vor. Außerdem meiden wir Unternehmen, die nicht transparent genug sind.

Und dann?

Brillois: Nach diesen quantitativen Filtern kommt die Fleißarbeit. Dann sehen wir uns die Aktie an und analysieren daneben die Krediteigenschaften des Unternehmens. Immerhin sind das ja alles Anleihen. Wir sind stolz darauf, dass in unserem Fonds noch keine einzige ausgefallen ist. Wir geben die Informationen in unsere Systeme ein und berechnen das gesamte Profil – Delta, Theta, Gamma und so weiter. Außerdem prüfen wir die Emittenten in Sachen Nachhaltigkeit. Wir sind überzeugt davon, dass man damit Risiken vermeiden kann.

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 Quelle: Lazard Asset Management

Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Sie noch vernünftige Rendite auf den Anleiheteil bekommen.

Brillois: Das ist ein interessanter Punkt. Bei einer guten Wandelanleihe liegt die Ablaufrendite ohnehin fast über die gesamte Laufzeit lang unter Null.

Wie bitte?

Brillois: Man muss sie als Ganzes betrachten. Sie haben natürlich den Kupon. Aber weil die Anleihe auch an die Aktie gekoppelt ist, notiert sie im günstigen Fall vielleicht bei 120 oder 130 Prozent. Am Ende bekommen Sie aber für den Anleiheteil nur 100 Prozent zurück, wenn Sie nicht in die Aktie wandeln. Das ergibt eine theoretische Rendite unter Null.

Kupons sind auch kaum noch vorhanden.

Brillois: Das hängt davon ab, in welcher Region Sie sich befinden. In Europa liegen die Renditen tatsächlich nahe oder unter Null. Das ist aber nicht überall so. Die Ablaufrendite bei einer Neuemission liegt heute weltweit im Durchschnitt bei 2,65 Prozent.

Zum Glück sind Sie nach New York gezogen.

Brillois: Ja, 64 Prozent des Markts sind Anleihen aus den USA.

Sollte ich das Währungsrisiko absichern oder lieber in Kauf nehmen?

Brillois: Zurzeit kostet es 2,8 Prozent im Jahr, das Dollar-Euro-Risiko aus Sicht eines Euro-Anlegers abzusichern. Das ist viel. Dabei ist der Währungseinfluss bei Wandelanleihen sehr gering, verglichen mit den anderen Renditetreibern. Wichtigste Triebfeder ist und bleibt der Aktienmarkt, gefolgt von den Kreditmärkten und Zinsen. Wenn Sie ein Portfolio drei bis fünf Jahre lang halten, dann fällt der Währungseffekt kaum noch ins Gewicht.