Vorstandschef von Do Investment „Die zentrale Hausmeinung stirbt aus“

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Sie können Gier messen?

Rüttgers: Das ist ein sehr guter wöchentlicher Indikator von CNN. Er basiert auf sieben unterschiedlichen Teilkomponenten wie zum Beispiel Momentum, Put-Call-Ratios et cetera und zeigt an, wenn Anleger besonders gierig sind und bei jedem Rücksetzer gleich kaufen. Im Gegenzug sehen wir in Abschwüngen auch, wenn die Panik groß ist und wir kaufen können.

Es klingt so, als ob Sie aktives Management grundsätzlich mögen.

Rüttgers: So ist es. Zwar sind in den vergangenen Jahren ETFs besser gelaufen. Diese Phase könnte aber vorüber sein. Es sind enorme Beträge in die großen Indexfonds geflossen und damit vor allemin die großkapitalisierten Unternehmen. Dadurch sind große Bewertungsunterschiede zwischen Standard- und  Nebenwerten entstanden. Das kann sich bei einer Marktkorrektur schnell wieder relativieren. Genau dann brauchen Sie einen guten aktiven Manager.

Sie sagten, dass sich Ihr Manageransatz in Richtung Absolute Return und Hedgefonds verschiebt. Wie äußert sich das?

Rüttgers: Nehmen wir mal den Do Aktien Global. Er hat nur ein geringes Risikobudget, und in schwachen Phasen, wie 2008, haben wir sowohl den Markt als auch unsere Vergleichsgruppe deutlich geschlagen. 50 bis 60 Prozent des Fonds haben wir in globale Long-only-Aktienfonds investiert. 25 Prozent liegen in Satelliten-Strategien. Hinzu kommen noch Gold und Kasse als taktische Stellschrauben.

Nicht jeder hat ein Viertel in Hedgefonds.

Rüttgers: Wir nennen diesen Teil Aktien-Satellite. Im Grunde suchen wir hier den im Konglomerat der allokierten Manager wie an der Linie gezogenen Ertrag von 4 Prozent im Jahr.

4 Prozent risikoarm klingt nach Alchemie.

Rüttgers: Jeder einzelne Manager für Longshort, M&A und marktneutrale Strategien kann ungefähr ein halbes Markt-Beta fahren. Damit wäre auch die halbe langfristige Marktrendite möglich, also etwa 3 bis 4 Prozent. Wenn er dann noch über gute Aktienauswahl zusätzlich etwas reinholt, wird das Ziel durchaus realistisch.

Können das viele?

Rüttgers: Vor allem in den Kategorien M&A und Event Driven waren das durchaus einige. Bei marktneutralen und Long-short-Managern lagen wir auf Sicht von drei bis fünf Jahren eher bei 1 bis 3 Prozent im Jahr. Diese haben das Ziel verfehlt. In Kombination mit den anderen Managern, die den Markt sogar geschlagen haben, hat es funktioniert. Wir müssen mathematisch vorgehen und viele statistische Elemente wie Korrelationen betrachten, damit nicht alle unsere Manager mit der gleichen Strategie durch die gleiche Tür gehen.

Über den Interviewten:
Dirk Rüttgers ist seit April 2011 Vorstandschef von Do Investment, das 2011 aus der Vermögensverwaltung der Silvius Dornier Holding hervorging. Die Holding wurde 1989 als Family Office der Dornier-Familie gegründet. Dornier entwickelt  Flugzeuge, Medizintechnik und Raumfahrtsysteme. Die Werke wurden 1985 an Daimler-Benz verkauft.

 

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