Trump versus Biden Wie sich die US-Wahl auf den Immobilienmarkt auswirkt

Skyline von Miami

Skyline von Miami: Von Trumps Steuerreform profitieren die Bundesstaaten im Süden der USA – allen voran Florida und Texas. Foto: imago images / Westend61

Bis zur Wahl in den USA sind es nur noch wenige Wochen. Die meisten Umfragen bescheinigen Joe Biden zwar einen Vorsprung gegenüber Donald Trump, doch die Belastbarkeit von Umfragen ist begrenzt und US-Wahlen können bekanntlich überraschende Wendungen nehmen. Trumps Infektion mit dem Coronavirus könnte eine solche Wendung sein. Die Auswirkungen seiner Krankheit auf die Wahl sind derzeit noch völlig offen.

Was bedeutet die Wahl für den US-Immobilienmarkt? Ein Blick auf die Pläne beider Kandidaten zeigt mögliche Auswirkungen.

Donald Trump: „Make America Great Again“

Im Wahlkampf hat Donald Trump zwar kein detailliertes Programm vorgelegt, dafür aber eine Reihe von Maßnahmen, die sich größtenteils mit seiner bisherigen Agenda decken. Die nachfolgenden Überlegungen basieren daher auf Trumps Politik der vergangenen Jahre sowie auf den angekündigten Plänen für seine zweite Amtszeit.

Als Präsident hat Donald Trump vor allem zwei politische Projekte verfolgt, die einen direkten Einfluss auf den Immobilienmarkt hatten: Zum einen gehört dazu die Ausrichtung der USA auf einen protektionistischen Kurs, inklusive einer Verschärfung der Einwanderungsgesetze, und zum anderen die Umsetzung der größten Steuerreform seit Ronald Reagan.

Seine Pläne deuten darauf hin, dass er diese Richtung beibehalten will. Beispielsweise hat er bereits ein Gesetz angekündigt, das es Unternehmen künftig verbieten soll, amerikanische Arbeiter durch günstigere Arbeitskräfte aus dem Ausland zu ersetzen. Weitere Steuervergünstigungen sind ebenfalls vorgesehen, zum Beispiel für heimische Produkte oder für Unternehmen, die Arbeitsplätze aus China in die USA zurückverlagern.

Nettoeinwanderung in die USA 2010–2019

Seit dem Amtsantritt von Donald Trump im Januar 2017 ist die Zuwanderung in die USA signifikant zurückgegangen.

Ein Ende der „Buy American and Hire American“-Politik („Kauft Amerikanisch, stellt Amerikanisch ein“) ist also kaum in Sicht, dabei wirkt sie sich schon jetzt spürbar auf die Immobilienbranche aus. So haben etwa Strafzölle auf Stahl, Aluminium und Holz sowie Einreisebeschränkungen für Facharbeiter zu höheren Baukosten geführt. Selbst der konservative und Trump-nahe Sender Fox News meldete im Februar: „Trumps Durchgreifen bei der Zuwanderung sorgt für einen Fachkräftemangel in der Bauindustrie.“ Laut Fox klagten rund 80 Prozent der Baufirmen über große Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen. In der Folge sahen sich mehr als 40 Prozent der Unternehmen gezwungen, die Preise zu erhöhen. Wird diese Politik fortgesetzt, könnte dies zu einem Rückgang der Bautätigkeit führen, wie Continental Properties, einer der größten Bauunternehmer im Wohnsektor, befürchtet: „Die Baukosten können und werden Projekte verlangsamen.“

Die restriktive Einwanderungspolitik wirkt sich aber nicht nur im Baugewerbe aus. Als die US-Regierung im Juni die Visa-Vergabe für hochqualifizierte Fachkräfte aussetzte, regte sich auch in der Technologiebranche Widerstand, denn ihr Wachstum hängt in hohem Maße vom ungehinderten Zugriff auf den internationalen Talentpool ab. Der republikanische Senator Lindsay Graham, typischerweise ein treuer Verbündeter Trumps, kommentierte dessen Kurs ungewöhnlich kritisch: „Wer glaubt, dass legale Einwanderung, insbesondere Arbeitsvisa, für amerikanische Beschäftigte schlecht sind, versteht die amerikanische Wirtschaft nicht.“