Trump versus Biden Wie sich die US-Wahl auf den Immobilienmarkt auswirkt

Seite 2 / 3

Unter Trump hat die Zuwanderung bereits deutlich abgenommen. Für ein klassisches Einwanderungsland ist dieser Kurs aber riskant, da er die Wettbewerbsfähigkeit der USA beeinträchtigt. Schon jetzt richten viele Tech-Konzerne ihren Blick verstärkt auf Kanada und seine offene Einwanderungspolitik. Hinzu kommt, dass laut der US-Immobilienfirma CBRE Lohnkosten und Büromieten für Tech-Unternehmen in kanadischen Metropolen um 50 Prozent niedriger sind als im Silicon Valley. In Nordamerika belegt Toronto inzwischen Platz 1 beim Jobzuwachs im Technologiesektor. Dieser Vorsprung geht zu Lasten Amerikas, wie der unabhängige US-Sender NPR Anfang des Jahres titelte: „Kanada gewinnt, die USA verlieren im globalen Ringen um hochqualifizierte Arbeitskräfte.“

Trotz dieser Entwicklung ist aber nicht davon auszugehen, dass Trump seine Einwanderungspolitik ändern wird. Vor allem in technologieaffinen Städten könnte dies negative Folgen für den Büro- und Wohnungsmarkt haben, da dieser stark vom Job- und Bevölkerungswachstum abhängt. CBRE zufolge entfallen in den USA mehr als 20 Prozent aller Vermietungen von Büroflächen auf Tech-Unternehmen.

Das zweite wichtige Trump-Projekt war die 2017 eingeführte Steuerreform. Der sogenannte Tax Cuts and Jobs Act wurde vor allem von der Wirtschaft begrüßt, da er erhebliche Entlastungen für Unternehmen mit sich brachte: Besonders hervorzuheben ist die Senkung der Körperschaftssteuer von 35 auf 21 Prozent, und damit auf ein durchschnittliches Niveau im Vergleich mit anderen OECD-Ländern.

Auch für Privatpersonen hat sich einiges geändert, so wurde etwa die Abzugsfähigkeit für Hypothekenzinsen sowie für bundesstaatliche Grundsteuern reduziert. In Staaten mit hohen Steuersätzen und Grundstückspreisen führte dies zu teils erheblichen Nachteilen für Hausbesitzer, während Staaten mit niedrigen Steuern attraktiver wurden. Verlierer der Reform sind vor allem Kalifornien, New York und New Jersey. Zu den Gewinnern zählen die Bundesstaaten im Süden, allen voran Texas und Florida. Dort sind die Steuern niedrig und die Immobilienmärkte profitieren von Firmenansiedlungen sowie vom Zuzug junger Menschen. Nicht umsonst hat selbst der Präsident seinen privaten Wohnsitz von New York nach Florida verlegt. Dieser Trend zum Süden dürfte anhalten, wenn Trump wiedergewählt wird – zumal er weitere Steuersenkungen angekündigt hat.

Joe Biden: „Our Best Days Still Lie Ahead“

Im Gegensatz zu Donald Trump hat Joe Biden ein umfangreiches Wahlprogramm formuliert, das zum Beispiel vorsieht, Trumps Steuersenkungen rückgängig zu machen. Geplant ist zum Beispiel, die Körperschaftssteuer auf 28 Prozent anzuheben sowie das „1031 Exchange“-Programm zu beenden, eine Regelung, die es erlaubt, Steuern auf den Erlös aus Immobilienverkäufen zu stunden, sofern dieser in eine gleichwertige Immobilie reinvestiert wird. Ein Ende dieses Programms könnte zu längeren Haltedauern führen und dadurch einen Rückgang des Transaktionsvolumens zur Folge haben.

Branchenexperten erwarten zudem eine stärkere Regulierung des Immobilienmarktes, vor allem im Wohnsektor. Ein Beispiel ist die von Biden geplante sogenannte Homeowner and Renter Bill of Rights, die Hausbesitzern und Mietern mehr Rechte gewähren soll. Es ist ebenfalls denkbar, dass Biden die zuletzt in einigen Bundesstaaten und Städten eingeführten Mietendeckel ausweiten könnte – wobei diese in der Regel weitaus moderater sind als in Deutschland.

Chancen für die Immobilienbranche könnten sich aber durch Bidens Pläne für die Schaffung günstigen Wohnraums und die Verbesserung der Klimabilanz von Gebäuden eröffnen: In den kommenden zehn Jahren sollten dafür 640 Milliarden US-Dollar investiert werden, unter anderem auch, um 1,5 Millionen grüner Wohnungen und Häuser zu errichten. Biden hat mehrfach angekündigt, zum Pariser Klimaabkommen zurückkehren zu wollen, was generell zu einem stärkeren Fokus auf grünes Bauen führen würde.