Trend zu nachhaltigeren Anlagepapieren Verliert der Markt für Green Bonds an Fahrt?

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Während sich das Wachstum „grüner Anleihen“ in letzter Zeit abkühlt, gilt dies nicht für die Emission nachhaltiger Schuldtitel. Grüne Kredite, nachhaltigkeitsorientierte Darlehen, grüne Hypotheken – all dies sind die Antworten des Marktes auf die Nachfrage der Anleger nach Papieren, die ein bisschen anders sind. Besonders gefragt sind diese Papiere dann, wenn das Rahmenwerk für Green Bonds nicht ganz zum Projekt, Emittenten oder Anleger passt.

Denn die Emittenten von Green Bonds müssen nachweisen, dass 90 Prozent der Erlöse für die Finanzierung eines bestimmten Nachhaltigkeitsprojekts verwendet werden, zum Beispiel in folgenden Bereichen: Erneuerbare Energien, Kontrolle und Prävention von Umweltverschmutzung, Erhalt der Artenvielfalt, Wasser- und Abwassermanagement, Technologien für Energieeffizienz, grüne Gebäude, Projekte oder Technologien für die Anpassung an den Klimawandel, sauberer Verkehr oder Management natürlicher Ressourcen.

Zwar schreiben die Green Bond Principles keine formale Mindestgröße vor, aber die Anleger streben eine Dimension an, mit der ausreichend Liquidität und die Aufnahme in einen Index gewährleistet sind. Dies entspricht in der Regel rund 300 Millionen US-Dollar, was für viele Unternehmen einfach zu viel Geld ist, das sie zulässigen Vorhaben widmen müssten. Für solche Unternehmen stellen nachhaltigkeitsorientierte Kredite eine realistischere Möglichkeit dar, die wachsende Zahl umweltbewusster Anleger ins Boot zu holen.

Dabei handelt es sich um Kreditinstrumente mit Nachhaltigkeitszielen. Sie können im Umfang kleiner sein als Green Bonds und an den jeweiligen Emittenten angepasst werden. Wenn der Kreditnehmer die im Voraus vereinbarten Kriterien – zum Beispiel eine bessere Energieeffizienz eines Immobilienportfolios – erfüllt, verringert sich der Zinssatz des Kredits. In diesem Fall ist der „Zusatznutzen“ offensichtlich. 

Das Wachstum solcher Produkte stieg 2018 sprunghaft auf 677 Prozent. Daran lässt sich ablesen, dass der Markt nur allzu willig Innovationen finanziert und Anlegern mit einer Präferenz für grüne Produkte entgegenkommt. Gleichzeitig werden derartige Produkte auch für jedermann zugänglicher: Im April 2018 führte Barclays die erste grüne Hypothek ein. Bei neu errichteten Wohngebäuden, die hohe Energieeffizienzstandards (Energieausweis mit Klasse A oder B) erfüllen, können die Hypothekenzinsen um 0,1 Prozentpunkte reduziert werden.

Das Beheizen von Wohnraum verbraucht extrem viel Energie und bietet den Hauseigentümern somit die Chance, sowohl ihre Hypothekenzinsen als auch ihren Energieverbrauch zu senken – eine Win-Win-Situation. Derartige Innovationen, mit denen mehr Anleger ihren Bedürfnissen entsprechende grüne Produkte finden, werden ein langfristiger Wachstumstreiber im grünen Finanzsektor sein.