Trend zu nachhaltigeren Anlagepapieren Verliert der Markt für Green Bonds an Fahrt?

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Anleger zahlen für Impact

Aus Anlegersicht lässt sich der Aufschlag für Green Bonds schwer erklären. Die wissenschaftliche Literatur hat den Nachweis versäumt, dass Green Bonds nur deshalb teurer sind, eben weil sie grün sind – denn das grüne Etikett bietet schlichtweg keine bessere Bonität. Einfacher lässt sich der höhere Preis mit der Nachfrage nach grünen Instrumenten erklären: Gegenüber der hohen Anzahl von Marktteilnehmern mit ökologischer Ausrichtung ist das Angebot zu klein.

Daten der Climate Bonds Initiative aus dem Jahr 2018 zeigen, dass die Spread-Rückgänge von Green Bonds größer sind als von herkömmlichen Papieren. Laut den gleichen Daten war 2018 das erste Jahr, in dem grüne Anleihen stärker überzeichnet waren als andere. Das gleiche Muster zeigte sich am Sekundärmarkt: 72 Prozent der Green Bonds wiesen nach sieben Tagen engere Spreads auf als herkömmliche Anleihen. Nach 28 Tagen zeigte sich bei immerhin noch 62 Prozent das gleiche Bild. Überzeichnung und enge Spreads sind auf dem Anleihenmarkt zwar normal, aber 2018 war das erste Jahr, in dem dieser Effekt bei Green Bonds stärker war.

Wie lässt sich die übermäßige Nachfrage nach teureren Wertpapieren erklären? Laut der oben genannten Quelle wird rund die Hälfte der grünen Anleihen grünen Anlegern zugeteilt. Dies bedeutet, dass der beträchtliche Rest der Nachfrage von Anlegern stammt, deren Mandat keine Bevorzugung von Impact gegenüber Rendite offenlegt. Da die Anleger aber nicht etwa für ein besseres Kreditprofil zahlen, darf von ihrer Bereitschaft, für ein gewisses Niveau von Transparenz im Bereich Umweltleistung und für die Umweltleistung selbst zu zahlen, ausgegangen werden.

Doch eines erklären die Daten nicht: Suchen die Anleger nach der Umweltdividende beziehungsweise dem Impact an sich? Oder wollen sie andere Anleger ausstechen und zahlen deshalb einen Aufpreis für Schuldtitel mit grünem Etikett? Wäre es aus Anlegersicht nicht sinnvoller, nach Unternehmen zu suchen, die Produkte für eine CO2-arme Zukunft anbieten, aber ihre Anleihen nicht als „grün“ bezeichnen?

Auf diese Weise erhielten die Anleger höhere Renditen auf ihre nicht als grün etikettierten Schuldtitel und würden gleichzeitig einem Teil des Marktes Liquidität bereitstellen, der anscheinend davon profitieren würde. Solche Unternehmen, die auch als „grüne Pure Plays“ bezeichnet werden, sollten laut Suzanne Buchta, einer der Autorinnen der ursprünglichen Green Bond Principles, unbedingt als diesen entsprechend eingeordnet werden. 

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Die Ansicht, dass Etiketten und Wertungen praktisch sind und Chancen bieten, ist auf den Anleihenmärkten nichts Neues. Doch die meisten gründlichen Anleihenanalysen beruhen auf der Tatsache, dass Ineffizienzen existieren und ein sorgfältig auswählender Anleger diese erkennen muss. Nicht zertifizierte klimaschutzorientierte Anleihen bieten demnach Chancen für Anleger, die Wert auf die Umweltleistung legen.