Zertifikate-Markt Die Schattenseiten der „All-Time-High-Rally“ fürs Private Banking

Christian Köker

Christian Köker, Direktor Zertifikate-Vertrieb bei der HSBC. Foto: HSBC

Deutschlands Börsianer können ihr Glück zurzeit kaum fassen. Nach zwischenzeitlich sieben Handelstagen mit Allzeithoch in Folge knackte der Dax nun sogar die Marke von 18.000 Punkten. Sogar die zweite und dritte Reihe laufen und sorgen dafür, dass auch der über 350 deutsche Aktien umfassende C-Dax einen neuen Höchstwert markieren konnte. Natürlich haben dies jüngst auch der Nasdaq 100, der S&P 500 sowie der Dow Jones Industrial Average getan. Der lang vergessene Nikkei 225 knackt die 40.000 Punkte Schallmauer. Gold verzeichnet mit 2.083 US-Dollar den höchsten Wochenschlusskurs der Geschichte.

Sind jetzt alle „high“? Nicht ganz. Der Euro Stoxx 50 und der Tec-Dax haben noch Luft nach oben. Da auch die neuerliche Zinswende mindestens verschoben zu sein scheint, können sich die Anlegerinnen und Anleger in diesen Tagen an saftigen Kurs- und Zinserträgen gleichermaßen laben.

Mangelnde Ausgewogenheit bei angebotenen Basiswerten

Doch wo viel Licht ist, ist zumeist auch Schatten. Während die Aktienindizes von Hoch zu Hoch eilen, liegt ein anderes viel beachtetes Börsenbarometer seit Wochen buchstäblich am Boden: der Volatilitätsindex V-Dax-New. Mit 12,37 Punkten fiel dieser zuletzt sogar auf ein 3-Jahres-Tief. Professionelle Zertifikate-Anwender wissen, dass dadurch die Konditionen von Anlage-Zertifikaten eher überschaubar ausfallen. Bei der Wiederanlage von jüngst fällig gewordenen Papieren wird dies Anlegern aufgefallen sein.

Besonders gilt dies für Express-Zertifikate, bei denen es zuletzt viele vorzeitige Fälligkeiten gegeben hat. Hier werden die niedrigen Volatilitäten im Indexbereich zum Gesprächsthema. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich das Angebot dieser Papiere äußerst stark auf Indizes fokussiert, allen voran natürlich dem Euro Stoxx 50. Eine Analyse aller per Ende Februar angebotenen Express-Zertifikate in Zeichnung ergab, dass sich über 200 von circa 430 Papieren auf Indizes bezogen, darunter 125 Mal der europäische Leitindex. Der Rest entfällt mehrheitlich auf teilweise kontrovers diskutierte Decrement-Indizes.

Es verwundert daher nicht, dass nun die ersten Schulungsunterlagen kursieren, wie durch Anpassungen der Produktausgestaltungen die Kuponzahlungen wieder auf das gewünschte Niveau erhöht werden. Vielleicht kommt hier die nächste Schattenseite zum Vorschein: mangelnde Ausgewogenheit bei den angebotenen Basiswerten.

Muss aktive Beratung Faible durchbrechen?

Auch wenn Indexinvestments zunächst positiv zu beurteilen sind, wird hier deutlich, dass die starke Fokussierung auf wenige Basiswerte dennoch zum Klumpenrisiko werden kann. Für die Kunden und die beratenden Institute. Während der US-amerikanische Aktienmarkt zum Beispiel einen Anteil von 71 Prozent am MSCI World hat, beziehen sich wie viel Prozent der 430 angebotenen Express-Zertifikate auf US-Basiswerte? Weniger als 1 Prozent!

Eine Erklärung hierfür liegt sicherlich auch in den Vorlieben der zumeist im besten Alter befindlichen Kundschaft. S-Broker veröffentlichte hierzu vor wenigen Tagen eine Auswertung auf Linkedin. Unter den zehn beliebtesten Akten der 51- bis 65-Jährigen befinden sich ausnahmslos deutsche Aktien. Sollte es jedoch in der aktiven Beratung nicht auch darum gehen, solche nachweislich problematischen Faibles zu durchbrechen?

Ein Blick in die Marktdaten des HSBC Emissionstools verrät, welche Einzeltitel derzeit attraktive Volatilitäten aufweisen: ASML, LVMH, Rheinmetall oder Total-Energies sind nur einige der Namen, die Kunden hierzulande kennen sollten und gute Konditionen für Anlage-Zertifikate aller Art bieten können.


Über den Autor: 

Christian Köker ist Direktor für den Zertifikate-Vertrieb bei des HSBC. Köker ist seit 20 Jahren für die Privatbank tätig. Der vorgenannte Text erschien erstmalig im HSBC-Newsletter „Flurfunk“ für professionelle Zertifikate-Anwender.

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