War der Kurseinbruch von Ende Januar bei S&P 500 und Dax nur ein Sturm im Wasserglas? So könnte man es interpretieren, da sich die beiden Indizes zuletzt stabilisiert haben. Fast wie weggeblasen scheint die Sorge von vor wenigen Wochen, die US-Notenbank könnte, wegen der möglicherweise heraufziehenden Inflation, die Zinsen schneller anheben als jene drei Mal, die die Fed bislang für 2018 in Aussicht gestellt hat.
Angeheizt wird die Inflation durch die US-Steuerreform und das neue Haushaltsbudget für zwei Jahre, wodurch sich die Neuverschuldung im Fiskaljahr 2017/18, das im September endet, auf 1,27 Billionen US-Dollar annähernd verdoppeln soll. Durch das zusätzliche Geld wird die Wirtschaft angekurbelt, was wegen der Vollbeschäftigung die Inflation anheizen könnte.
Verschärft wird die Lage durch den Rückgang des US-Dollar, wodurch ausländische Produkte in den USA teurer werden. Aufgrund dieser Inflationsängste waren die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen zwischenzeitlich deutlich in Richtung drei Prozent unterwegs, zumal die Inflationsrate zuletzt merklich über den Schätzungen der Volkswirte lag. „Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass die Korrekturphase bei Aktien noch nicht ausgestanden ist. Es sollte schon zu denken geben, dass die letzten Auslöser Inflationssorgen und Überhitzungstendenzen innerhalb der US-Wirtschaft nun beiseite gewischt und sogar als Ausdruck einer starken Wirtschaft interpretiert werden“, schrieb Claudia Windt, Analystin bei der Helaba.
Auf die relative Stärke achten
Möglicherweise entpuppt sich der vorherige Kursrutsch in den nächsten Monaten nicht als die übliche Korrektur, sondern als das erste Anzeichen für ein sich veränderndes Börsenumfeld. „Wir betrachten das eher als eine kurzfristige Korrektur als das Ende eines Zyklus. Das könnte sich allerdings bei einem signifikanten Zinsanstieg deutlich über die aktuellen Niveaus in Kombination mit erheblichen Inflationssorgen ändern“, schrieben die Analysten der UBS zuletzt.
In diesem Szenario könnten viele Investoren ihre Portfolios erneut umschichten und dabei schauen, welche Werte beim jüngsten Kursrückschlag am wenigsten unter die Räder gekommen sind, oder sogar zugelegt haben, also relative Stärke gezeigt haben. Von Ende Januar bis Anfang Februar sind zwar S&P 500 und Dax mit jeweils rund zwölf Prozent gleich stark eingeknickt. Allerdings hat sich der US-Index viel kräftiger erholt, weil er auf der Währungsseite vom sinkenden US-Dollar erheblichen Rückenwind hatte.
US-Versorgeraktien sind am wenigsten eingeknickt
Wie sah es unterhalb der Indizes auf der Ebene der Sektoren aus? Während der Januar/Februar-Korrektur hat der Bereich Energie, sprich der Öl- und Gassektor, im S&P 500 mit 14 Prozent die größten Verluste hinnehmen müssen. Mit einem Minus von 10,3 Prozent folgt der Sektor Healthcare (Gesundheit). Die Ölwerte, wie ExxonMobil und Chevron, litten darunter, dass die Notierung des Rohstoffs gesunken ist, während das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des Sektors mit 19,8 deutlich über dem des S&P 500 von rund 18 lag. In einem Umfeld steigender Zinsen kommen hochbewertete Aktien leichter unter Druck, weil ihre künftigen Gewinne nun stärker diskontiert werden. Das bedeutet, dass künftige Zahlungen mit einem höheren Zins abgezinst werden, demnach der heutige Wert der Zahlungen geringer ausfällt.
Die geringsten Verluste verzeichneten die Versorger mit minus 4,9 Prozent, womit sie mit Abstand vor den Bereichen Immobilien (minus 6,4 Prozent), Technologie, Konsum sowie Finanzwerte mit jeweils etwas mehr als acht Prozent lagen. Die Versorger sind in turbulenten Zeiten häufig als defensiver Sektor gefragt ebenso wie weniger konjunkturabhängige Branchen. Die Versorger haben sich gut gehalten, während Telekomwerte underperformt haben, so die Analysten der UBS. Die Versorger haben also mit relativer Stärke überzeugt.