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Mifid II, Mifir und Co. „Selbstentscheider wollen nicht bevormundet werden“

Matthias Hüppe, Leiter Derivatives Public Distribution bei HSBC Trinkaus & Burkhardt AG: „Die neue Regulierung zeigt Kosten ganz transparent auf“

Matthias Hüppe, Leiter Derivatives Public Distribution bei HSBC Trinkaus & Burkhardt AG: „Die neue Regulierung zeigt Kosten ganz transparent auf“

Herr Hüppe, Mifid II wird seit Jahresbeginn gelebt – und teils wird unter der Regulierung gelitten. Warum?

Matthias Hüppe: Mit Mifid II, der begleitenden Verordnung Mifir und der neuen Priips-Verordnung sind zahlreiche neue Regeln geschaffen und bestehende Regelungen verschärft worden. Die Umsetzung dieser Anforderungen war nicht nur aufgrund der schieren Zahl der Regelungen sehr anspruchsvoll, sondern auch deshalb, weil die konkreten Vorgaben erst „kurz vor Toresschluss“ erlassen worden sind.

Warum weckt das Mifid-II-Regime, wie es zuweilen genannt wird, offenbar auch bei Kunden so viele Emotionen?

Hüppe: Die neuen Regelungen haben dazu geführt, dass Kunden Produkte zum Teil nicht kaufen konnten. Wenn Datenbankangaben von Finanzinstrumenten nicht zu 100 Prozent korrekt an die vertreibenden Stellen übermittelt werden konnten, also wenn beispielsweise einmal ein kleines Detail fehlt oder der Prozess in der Nachtverarbeitung im Kernbanksystem fehlerhaft ist, wird das Wertpapier vorsorglich automatisch für den Kauf gesperrt.

Das gab es bei Regulierungen zuvor in diesem Umfang nicht. Die Kunden waren daraufhin zu Recht frustriert, was wiederum bei den Emissionshäusern und den vertreibenden Banken zugleich für Unzufriedenheit gesorgt hat. Gleichzeitig sehen die neuen Vorgaben zahlreiche neue Informationen vor, zum Beispiel das Verlustschwellen-Reporting oder die Kosteninformationen, die von Kunden als überflüssig oder sogar hinderlich wahrgenommen werden.

Wissen die Anleger eigentlich, welche gewaltigen Herausforderungen im Zuge der Regulierungsumstellungen von den Produktanbietern zu leisten sind?

Hüppe: Der Nutzen der Regulierung ist den meisten Kunden nicht so sehr bewusst. Der Zertifikatemarkt ist stark von Selbstentscheidern geprägt. Sie empfinden die Regulierung eher als Bevormundung, denn als Vorteil. Das zeigt die Kritik der Endkunden in E-Mails und Telefonaten. Wenn Anleger die Produkte nicht mehr handeln können, die sie vorher handeln konnten, verstehen sie keinen Spaß mehr. Den Unwillen der Investoren haben auch die Medien aufgegriffen. Deshalb sind die Schwierigkeiten mit der Regulierung auch der breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Die Einschätzung vieler lautet: Das Pendel ist ein bisschen zu weit geschwungen.

Mit welchen eigenen Maßnahmen haben Sie beim neu regulierten Vertrieb von strukturierten Produkten gute Erfahrungen gemacht?

Hüppe: Das Thema Aufklärung und Transparenz ist uns seit langem sehr wichtig. Wir haben unseren Vertriebspartnern bereits vor dem Jahreswechsel mitgeteilt, wie der Zielmarkt für unsere Produkte aussehen wird. Wir haben auch frühzeitig grafisch und mit Beispielen anschaulich gemacht, zu welchen Ergebnissen die Berechnungen der Szenarien und des SRI in den Basisinformationsblättern führen werden.

Ein weiteres Beispiel: Wir haben das Produktinformationsblatt, das vor der Priips-Verordnung im Beratungsprozess eingesetzt wurde, nicht eingestampft, sondern bieten es leicht modifiziert in Form eines Produktporträts weiter an:  Ein Service, der  weiterhin stark nachgefragt wird. Von Retail- und institutionellen Kunden gleichermaßen geschätzt sind unsere Webinare, mit denen wir unserem Anspruch zu Aufklärung und Transparenz sehr gern nachkommen. Hier machen wir auch um regulatorische Themen keinen Bogen!