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Charttechnischer Ausblick 2018 drohen Rückschläge an den Aktienmärkten

Jörg Scherer, Leiter Technische Analyse bei HSBC Deutschland: "Wir rechnen im Jahresverlauf 2018 mit der 2017 (nahezu) ausgebliebenen Korrektur."

Jörg Scherer, Leiter Technische Analyse bei HSBC Deutschland: "Wir rechnen im Jahresverlauf 2018 mit der 2017 (nahezu) ausgebliebenen Korrektur."

Aktien: Korrekturen, aber kein Wegbrechen

2017 lieferte die sechste weiße Jahreskerze in Folge für den Dax: Der Kursstand des Dax lag also zum Jahresende wieder höher als zum Jahresanfang. Eine solch lange Erfolgsserie gab es in der Rückrechnung der deutschen Standardwerte bislang nur einmal in den 1980er Jahren. Sieben Plus-Jahre in Folge gab es noch nie. Weder der Dax noch der S&P 500 fielen im Verlauf von 2017 unter ihren Jahresanfangskurs. Zudem waren nur sehr schwache Schwankungen zu beobachten. Im S&P 500 gab es lediglich acht Handelstage, an denen der Index um mehr als ein Prozent stieg oder fiel.

Nach diesem nahezu perfekten Aktienjahr könnten Rückschläge im Jahr 2018 auf eine geringere Risikotoleranz der Investoren treffen. Allerdings sollten sich Investoren auf Korrekturen einstellen, denn 2018 dürfte ein holprigeres Aktienjahr werden. Insbesondere Späteinsteiger sollten dabei stets das Goethe-Zitat „Es nimmt der Augenblick, was Jahre geben“ im Hinterkopf haben.

Zu viel Pessimismus ist jedoch auch nicht angesagt. Ein wichtiger Faktor für die Entwicklung der Aktienmärkte ist die Marktbreite, und diese ist dies- und jenseits des Atlantiks als sehr gesund zu bezeichnen. Sowohl die Untersuchung des Momentums der letzten 50 Tage als auch die Analyse der Lage in Bezug zur 200 Tage-Linie sowie der Relativen Stärke nach Levy signalisieren einen Aufwärtstrend – und zwar nicht auf Basis weniger ausgewählter Aktien, sondern in der Breite. Auch die Advance-/Decline-Linie (A-/D-Linie), die aus dem Saldo von gestiegenen und gefallenen Aktien für alle an der New Yorker Börse notierten Aktien gebildet wird, eilt von einem Hoch zum nächsten. Dies widerspricht klar der Ansicht einiger Kritiker, dass vor allem Technologietitel die seit 2009 laufende Rally in den USA noch tragen.

Die A-/D-Linie kann gleichzeitig als eine Art Frühwarnsystem gesehen werden. Allen großen Trendwenden der letzten 20 Jahre ging eine divergente Entwicklung zwischen der Linie und dem eigentlichen Chartverlauf oder zumindest eine Kumulations- oder Distributionsphase im Verlauf der Marktbreite voraus. Dies ist zurzeit nicht der Fall, ein unmittelbares Wegbrechen der internationalen Aktienmärkte ist daher nicht zu erwarten. Verschiedene saisonale Einflussfaktoren begünstigten sogar eine Jahresendrally und damit einen versöhnlichen Jahresabschluss.

Wenngleich technischen Analysten im vergangenen Jahr mitunter die Kursziele auf der Oberseite für einige Aktienindizes abhandenkamen, so kann vielerorts doch weiter von intakten Hausse-Trends ausgegangen werden. Beim Dax beispielsweise bildet der Basisaufwärtstrend seit 1982 im Zusammenspiel mit den Hochpunkten aus den Jahren 2007 und 2000 bei 8.152/36 Punkten ein großes aufsteigendes Dreieck. Das rechnerische Kursziel aus der 2013 nach oben aufgelösten Konsolidierungsformation lässt sich auf rund 14.000 Punkte veranschlagen. Eine Betrachtung mithilfe der Elliott-Wellen kommt zu einem nächsten Anlaufziel in ähnlicher Höhe (14.224 Punkte).