Proxy Voting Engagiert über Bande

Kaufen und liegenlassen: Viele Großanleger verfolgen diese wenig arbeitsintensive Aktienstrategie. Aktiv werden sie dennoch, nur an anderer Stelle und suchen zunehmend das Gespräch mit Vorständen.

Kaufen und liegenlassen: Viele Großanleger verfolgen diese wenig arbeitsintensive Aktienstrategie. Aktiv werden sie dennoch, nur an anderer Stelle und suchen zunehmend das Gespräch mit Vorständen. Foto: Hong Li/IStock

Auf deutsche Großanleger kommen neue Aufgaben zu. Grund dafür ist das Gesetz zur Umsetzung der zweiten Aktionärsrechte-Richtlinie, kurz Arug II. Institutionelle Anleger und Vermögensverwalter, die unter der Aufsicht der Bafin stehen, müssen seit Jahresbeginn bestimmte Transparenz- und Offenlegungspflichten beachten.

Fortan müssen zum Beispiel Versicherungsgesellschaften öffentlich beschreiben, wie sie mit den Portfoliogesellschaften zusammenarbeiten. Dazu gehört es laut Bafin unter anderem, Aktionärsrechte auszuüben und Gespräche mit den Firmenlenkern zu führen. Ferner müssen sie über ihr Abstimmungsverhalten auf Hauptversammlungen und den Einsatz von Stimmrechtsberatern Rechenschaft ablegen. 

Ein Thema, das auch den Analystenverband DVFA umtreibt: Um den in der Materie meist noch unerfahrenen Verbandsmitgliedern Orientierung zu geben, haben dessen Experten sogenannte Stewardship-Leitlinien ausgearbeitet. Dort sind unter anderem „Eskalationsstufen“ verankert (siehe Grafik) – die aber erst dann zum Einsatz kommen, wenn ein konstruktiver Dialog zwischen Anleger und Gesellschaftsvertreter nicht möglich ist. Im schlimmsten Fall treffen sich die Widersacher dann vor Gericht statt zur Hauptversammlung. 

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Doch auch losgelöst von dieser neuen gesetzlichen Pflicht haben sich viele institutionelle Anleger auf die Fahnen geschrieben, stärker Einfluss auf die investierten Unternehmen auszuüben, sogenanntes Shareholder Engagement. Dazu zählt nicht nur, an Hauptversammlungen teilzunehmen und das Stimmrecht auszuüben. Sondern auch, sich aktiv zu Wort zu melden, wenn ein Unternehmen beispielsweise nicht nachhaltig genug arbeitet.

Oder auch zu anderer Gelegenheit das Gespräch mit Vorständen und Aufsichtsräten zu suchen. Die Themen, um die es dabei gehen kann, sind so facettenreich wie die Unternehmen selbst: Schwächen des Geschäftsmodells und schrumpfende Aktienkurse, aber auch die Höhe der Vorstandsvergütung oder die ökologische und gesellschaftliche Verantwortung können dabei im Zentrum stehen.