Nebenwerte-ETFs Die spannenden Werte sitzen in der zweiten Reihe

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Auch Ed Lugo hält nichts von der These der effizienten Aktienmärkte. „Die von uns gehaltenen Nebenwerte erzeugen langfristig eine Überrendite, was an Ineffizienzen liegt, die wiederum aus Bewertung und Inhaberverhältnissen resultieren“, sagt der Manager des Nebenwertefonds Franklin Global Small-Mid Cap Growth von Franklin Templeton.

Ein Blick auf die Indizes der Welt zeigt, dass der Begriff Nebenwert gar nicht so klar ist, wie es scheint. Immerhin: Für Lugo liegt die Spanne beim Börsenwert zwischen 100 Millionen und 8 Milliarden Euro, wobei die Obergrenze etwa dem M-Dax-Mitglied Fraport entspricht, das derzeit 7,5 Milliarden Euro auf die Waage bringt. Invesco-Mann Botham nennt eine Spanne von 500 Millionen bis 8 Milliarden – allerdings US-Dollar. Beide setzen ihren Maßstab für alle Märkte gleich an.

Nicht ganz so einträchtig erscheint das Bild, das die Indexanbieter MSCI, Russell, S&P und Stoxx vermitteln. Vor allem bei der Frage, wie viele Mitglieder die einzelnen Indizes enthalten und wie die Hierarchie aufgebaut ist. So zerlegt MSCI stets seine Gesamtmarkt-Indizes in einen Unterindex für Standardwerte und einen für mittelgroße Werte. Heißt: MSCI Europe = MSCI Europe Large Cap + MSCI Europe Mid Cap.

Und unter diese Kombination packt MSCI immer einen extra Small-Cap-Index, der derart breit gestreut ist, dass ihn die ETF-Häuser unmöglich günstig komplett nachbauen können (siehe Tabelle). Im Hause Stoxx läuft es dagegen so, dass der Gesamtindex in die Teile Groß, Mittel und Klein unterteilt wird. Noch andere Varianten sind diese: Russell 3000 (Gesamtmarkt) = Russell 1000 (Standardwerte) + Russell 2000 (Nebenwerte). Und der S&P 1500 besteht aus dem bekannten S&P 500, dem S&P 400 Mid Cap und dem S&P 600 Small Cap, die zusammengenommen einen kleineren Teil des US-Markts abbilden als die Russell-Familie.

Geradezu läppisch wirken im Vergleich dazu die Dax-Zahlen. Der bekannte Elite-Index enthält 30 Aktien und bildet zusammen mit den 50 M-Dax-Werten und den 30 Titeln des Tec-Dax den H-Dax. Der Kleinstwerte-Index S-Dax bleibt mit seinen 50 Mitgliedern außen vor.

Die Grafik und die Tabelle unten beziehen sich auf in Deutschland erhältliche Nebenwerte-ETFs für die etablierten Märkte. Wobei die beiden gleichgewichteten Fonds noch einen zusätzlichen Size-Effekt nutzen. Denn sie enthalten die Indexmitglieder nicht nach Börsenwert gewichtet, sondern zu gleichen Anteilen. Damit sind die ganz Kleinen künstlich höher gewichtet als in herkömmlichen Indizes. Als Sahnehäubchen.

Die kleinen Brüder der großen Indizes

Die Übersicht zeigt für wichtige Märkte, welche Nebenwerte-Indizes es gibt (gefettet). Die Auswahl ist ohne Anspruch auf Vollständigkeit, sondern bezieht sich auf die verfügbaren ETFs (Tabelle). Sofern die Mitgliederzahl nicht zum Indexnamen gehört, ist sie in Klammern angefügt

                                                     

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