Mythen und Irrtümer Warum Schwellenländeranleihen zu Unrecht untergewichtet sind

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…und deutlich volatiler ist als festverzinsliche Wertpapiere in Developed Markets…

Die allgemeine Ansicht ist, dass die höheren Renditen im Rentenuniversum der Schwellenmärkte für höhere Volatilität entschädigen. Das mag noch vor ein paar Jahren der Fall gewesen sein, doch die EM-Kapitalmärkte sind reifer geworden, was nicht nur mehr Möglichkeiten zur Strukturierung von Anlagen eröffnet hat, um unterschiedliche Risikoniveaus abzudecken, sondern auch marktübergreifend zu rückläufiger Volatilität geführt hat.

In den vergangenen fünf Jahren zeigten Unternehmensanleihen aus Schwellenländern mit Investment Grade Ratings geringere Volatilität als Unternehmensanleihen aus Industriestaaten mit gleicher Bonität. Bei hochverzinslichen EM-Unternehmensanleihen war die Schwankungsbreite nur geringfügig höher als bei vergleichbaren Titeln aus Industrieländern.

In diesem Jahr werden EM-Schuldtitel skeptischer betrachtet, weil die externen Herausforderungen (durch höhere US-Zinsen und einen stärkeren Dollar) zunehmen. Außerdem haben ein paar schlagzeilenträchtige, hausgemachte Probleme für Volatilität gesorgt und diversen falschen Annahmen Vorschub geleistet, die die Marktstimmung belasten.

Fundamental sind Schwellenmärkte schwächer als Industriestaaten

Das beherrschende Thema auf den Rentenmärkten war die abweichende Entwicklung der US-Wirtschaft. Anziehendes Wachstum in den USA stand 2018 in Kontrast zu dem globalen Trend einer enttäuschenden Konjunkturentwicklung. Dabei ist jedoch unbedingt zu beachten, dass EM-Volkswirtschaften zusammengenommen immer noch doppelt so schnell wachsen dürften wie die Wirtschaft der Industriestaaten.

Dieses Gefälle wird voraussichtlich noch zunehmen, wenn die Effekte von Steueranreizen in den USA nachlassen und sich bestimmte Schwellenmärkte von landesspezifischen Problemen erholen. Während in den Schwellenländern mit beschleunigtem Wachstum gerechnet wird, tendiert die Inflation für die EM-Volkswirtschaften insgesamt abwärts. Trotz verschiedener eklatanter Ausreißer sollte dieser positive Inflationstrend in den meisten Schwellenländern eine expansive Zentralbankpolitik zulassen.

In der Zeit nach der globalen Finanzkrise haben sich die Schwellenmärkte überschuldet…

Die Fremdkapitalmärkte sind seit der globalen Finanzkrise weltweit merklich angewachsen, da die lockere Zentralbankpolitik die Fremdkapitalzinsen auf historische Tiefststände gedrückt hat und die Verschuldung in Industrie- und Schwellenländern gestiegen ist. Die höhere Auslandsverschuldung von Schwellenländern sorgte für eine Verschlechterung der Leistungsbilanzen, die 2013 im Zuge des „Taper-Tantrum“ in den Fokus rückte. Seither haben sich die Leistungsbilanzen der Schwellenmärkte verbessert.

In diesem Jahr standen Sorgen um Auslandsschulden und Finanzierungsbedarf im Zentrum mehrerer dramatischer Verlustphasen, doch insgesamt sind die Volkswirtschaften der Schwellenmärkte besser für eine Verringerung der Zentralbankliquidität aufgestellt als in früheren Jahren – und im Verhältnis zum BIP weit geringer verschuldet als die Industriestaaten.

Bei den Unternehmensanleihen sind Emittenten aus Schwellenländern im historischen Vergleich geringer verschuldet als solche aus Industriestaaten. Die Verschuldung von EM-Unternehmen ist nach der globalen Finanzkrise zwar gestiegen, doch haben sie deutlich früher mit dem Abbau von Fremdkapital in ihren Bilanzen begonnen als Unternehmen aus Industrieländern.