Multi-Asset-Experte von Aviva Investors „Investmentideen entscheiden über unsere Allokation“

Multi-Asset-Experte von Aviva Investors: Juozas Barauskas

Multi-Asset-Experte von Aviva Investors: Juozas Barauskas

private banking magazin: Die zwei zentralen Säulen im Investmentprozess Ihrer Multi-Asset-Strategie sind Portfoliokonstruktion und Investmentideen. Wie entstehen letztere?

Juozas Barauskas: Dafür greifen wir als Multi-Asset-Team auf die komplette Expertise der Investmentteams zurück, die es bei Aviva Investors gibt. Das beinhaltet das Renten-, Aktien-, Immobilien- und natürlich das Multi-Asset-Team selbst. Man tauscht sich viel aus, und aufkommende Investmentideen diskutieren die Teams untereinander. Unser Investmentkomitee entscheidet dann im Konsens, ob eine Idee ins Anlageuniversum des Multi-Asset-Fonds aufgenommen wird, während die Fondsmanager entscheiden, ob und auf welche Weise sie eine Idee umsetzen.

Wie muss man sich den Ideenprozess vorstellen?

Barauskas: Jede Anlageidee wird standardisiert für das Multi-Asset-Team aufbereitet. Fünf Fragen müssen dabei beantwortet werden: Worum geht es bei der Investmentchance? Handelt es sich um ein symmetrisches oder ein asymmetrisches Investment, und was sind die Renditeerwartungen? Warum gibt es die Investmentchance? Welche Marktgegebenheiten können die Idee aufgehen oder verpuffen lassen? Was sind zentrale Risikofaktoren? Die Investmentideen kategorisieren wir dann in die Gruppe der direktionalen, opportunistischen und risikosenkenden Strategien. Nicht festgelegt ist dabei die Gewichtung dieser drei Strategiegruppen. Stattdessen lassen wir die besten Investmentideen über die Strategie-Allokation bestimmen. Derzeit machen beispielsweise direktionale Strategien rund 59 Prozent der Risiko-Allokation des Portfolios aus, die opportunistischen 23 Prozent und risikosenkende Strategien 15 Prozent.

Sie sprechen von einem Firmen-, nicht Teamansatz.

Barauskas: Das ist richtig. Unsere Ideenlieferanten sitzen in den zahlreichen Analystenteams der verschiedenen Anlageklassen. Insofern geht es bei diesem Ansatz nicht nur um unser Multi-Asset-Team. Wichtig für die Ideengenerierung ist dabei die richtige Unternehmenskultur. Die Analysten haben keinerlei Vorgaben durch eine Benchmark und können über die einzelnen Anlageklassen hinaus denken. Nur dann haben sie die nötigen Freiheitsgrade, in denen gute Investmentideen überhaupt entstehen können.

Unter anderem verfolgen sie opportunistische Ideen. Sind die Märkte nicht effizient?

Barauskas: Nein, sind sie nicht. Sie nehmen Informationen zwar schnell auf, aber es sind nicht immer die korrekten Informationen. Das führt in einigen Fällen zu größeren Sentiment-Umschwüngen, die sich nutzen lassen. Hinzu kommt, dass die Märkte meist eher auf die kurzfristigen Trends fokussiert sind und darüber hinaus die mittelfristigen Entwicklungen vernachlässigen. Diese Unzulänglichkeiten lassen uns dann immer wieder Investmentideen finden.

Wie setzen Sie die dann um?

Barauskas: Ist dem Multi-Asset-Team eine Idee präsentiert worden, bewertet unsere sogenannte Strategic Investment Group die Ideen. Sie besteht aus erfahrenen Investmentexperten unseres Hauses. Befinden diese eine Idee für gut, steht sie den Portfoliomanagern unserer Multi-Asset-Fonds im Anlageuniversum zur Verfügung. Diese schauen dann, ob eine Investmentidee aufgrund erwarteter Rendite, Risiko und Diversifikation ins aktuelle Portfolio kommt.

Wie viele Investmentideen befinden sich derzeit im Portfolio?

Barauskas: Wir versuchen, immer 25 bis 35 Ideen im Portfolio zu haben. Derzeit sind es 32. Jüngst hinzugekommen ist eine Relative-Value-Strategie, bei der wir US-Large-Caps über einen Future des S&P 500 abbilden und gleichzeitig eine Short-Position beim eher Small-Cap-lastigen Russell 2000 Index eingehen. Gehen die US-Aktienmärkte in Bälde durch eine volatilere Marktphase, denken wir werden Large Caps besser abschneiden als Small Caps. Aufgrund unserer beider Positionen würden wir von einer solchen Marktentwicklung profitieren.



Über den Interviewten:
Juozas Barauskas ist Investmentexperte im Multi-Asset-Team von Aviva Investors. Für die britische Fondsgesellschaft ist er seit 2013 tätig.

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