Fünf-Phasen-Modell Die geplatzte Spekulationsblase der Kryptowährungen

Prof. Dr. Rolf J. Daxhammer (l.) und Máté Facsar.

Prof. Dr. Rolf J. Daxhammer (l.) und Máté Facsar.

Anfang 2017 lag der Preis von Bitcoin bei gerade mal 1.000 US-Dollar. Bis Ende 2017 hatte sich der Preis verzwanzigfacht. Bis zu 1.500 unterschiedliche Kryptowährungen buhlten um die Gunst der Anleger. Ein Jahr nach der Übertreibung ist von der Vorstellung des schnellen Reichtums nicht viel übrig. Bitcoin, als bekannteste des mittlerweile mehr als 2.000 Währungen umfassenden Universums, notiert 80 Prozent unter seinem Höchstkurs vom Dezember 2017.

In diesem Artikel möchten die Autoren die Kryptowährungen als Beispiel für wiederkehrende Spekulationsblasen aufgreifen und die Entwicklungen mit dem charakteristischen Fünf-Phasen-Modell der US Wissenschaftler Charles Kindleberger und Hyman Minsky erklären. Zudem spielt die Frage eine Rolle, wie Spekulationsblasen entstehen und weshalb diese scheinbar plötzlich in sich zusammenbrechen.

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 Quelle: Factset

Phase 1: Verlagerung von Ertragschancen

In der ersten Phase einer Spekulationsblase beginnen in einer Anlageklasse die Preise zu steigen, hervorgerufen durch einen exogenen Schock im Finanzsystem, durch Deregulierungen, politischen Veränderungen oder aber durch technologische Entwicklungen wie die des Internets in den 1990er Jahren.  Um die neue Gewinne zu erzielen, nehmen Investitionen im Sektor mit den erhöhten Profitchancen schlagartig zu. Die anwachsenden Investitionen begründen die Entstehung eines Booms. Technologische Innovation auf der einen Seite aber auch der zunehmende Vertrauensverlust in das Finanzsystem im Herbst 2008 können im vorliegenden Fall als der Auslöser der Spekulationsblase bei Kryptowährungen angesehen werden.

Neue Technologien wie die Blockchain-Technologie hinter den Kryptowährungen sind anfällig für Überbewertung, da sie kaum Umsätze oder Gewinne erzielen, dafür aber hohe Erwartungen wecken. Die Technologie soll unter anderem die Sicherheit für Transaktionen erhöhen, mehr Transparenz schaffen und die Abhängigkeit von staatlich kontrolliertem, zentralisiertem Geld verringern. Aber ist das ein Wunschdenken oder bald Realität? Bereits in dieser ersten Phase spielen Emotionen eine große Rolle. Die Marktteilnehmer neigen dazu, sich frühzeitig zu begeistern und schließlich der Angst zu erliegen, etwas zu verpassen.