Fünf-Phasen-Modell Die geplatzte Spekulationsblase der Kryptowährungen

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Phase 2: Optimismus über Spekulationsobjekt setzt sich durch

Die zweite Phase kennzeichnet sich in der Regel durch endogene Faktoren, wie die Ausweitung der zur Verfügung stehenden Liquidität, welche die Investition in das Spekulationsobjekt erleichtern. Weltweit senkten die Notenbanken die Leitzinsen im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2008 und ermöglichten dadurch den Zugang zu scheinbar grenzenloser Liquidität. Diese Liquidität wird auch die Weiterentwicklung der Blockchain-Technologie maßgeblich begünstigt haben. Steigende Preise innerhalb der Anlageklasse erfahren nach und nach mehr Aufmerksamkeit – es entwickelt sich eine positive Feedbackschleife, die den Glauben an die Entstehung und Fortsetzung des Booms bestärkt. Im Zuge dessen kommt es zur sozialen Ansteckung durch das Boom-Denken.

Kryptowährungen erlebten diesen Moment 2013 als Bitcoin die Grenze von 1.000 US-Dollar erreichte. Die Erwartung auf weiter steigende Notierungen begünstigte das Interesse, die ursprüngliche Open-Source-Kodierung des Bitcoin-Blockchains zu verändern und neue alternative Währungen wie Litecoin, Namecoin und weitere zu entwickeln. 

Phase 3: Es herrscht grenzenlose Euphorie – This time is different!

Die Phase der Euphorie kennzeichnet den Übergang rationaler Erwartungen in irrationalen Überschwang. Im Falle der Kryptoblase drängten ab Mitte 2017 mehr und mehr Marktteilnehmer auf das elektronische Parkett. Sie dachten, zwar Alles über Kryptowährungen zu wissen, hatten jedoch kaum Berührungspunkte oder Erfahrungen hinsichtlich Chancen und Risiken mit Investitionen in im Vergleich weniger riskanten Anlagen wie Aktien. Der Glaube an den schnellen Wohlstand ist kennzeichnend für diese Phase.

Innerhalb dieser Phase zeigt sich neben der sozialen Ansteckung durch das Boom-Denken die zweite entscheidende Ursache für die Entstehung und Verstärkung von Spekulationsblasen: der Herdentrieb. Innerhalb der Masse wird die Meinungsbildung auf Basis von Gerüchten und Vermutungen beeinflusst. Die Euphorie verändert die Marktteilnehmer. Der scheinbar endlose Anstieg der Aktien- oder Kryptokurse führt zu einem übermäßigen Optimismus und überhöhter Selbsteinschätzung. Sie überschätzen ihr eigenes Wissen, Anlagerisiken werden dagegen unterschätzt.

2017 stiegen kennzeichnend für diese Phase der Spekulationsblasen auch die Initial Coin Offerings (ICOs) sprunghaft an. Diese Crowdfunding-Initiativen, die im besagten Jahr durch 700 ICOs mehr als 6,5 Milliarden US-Dollar erwirtschafteten, unterscheiden sich zu den Aktien-Neuemissionen maßgeblich in den regulatorischen Vorgaben, die den Investor schützen sollen. Diese gab es bei ICOs schlichtweg nicht. Unter den ICOs gab es auch welche, die aufgrund der Nachfrage schon nach 30 Sekunden endeten – beispielsweise der ICO des ehemaligen Mozilla-Co-Gründers Brendan Eich zum Launch des Internetbrowsers Brave.