Family Office in der Praxis, Teil 5 Wie Family Offices Inhaberfamilien zusammenhalten

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Einfluss nehmen

Verbindende und verbindliche Werte stiften Identität und bieten Orientierung und Verlässlichkeit. Inhabern geht es in Bezug auf ihren Besitz weniger um Gewinnanteile. Vielmehr wollen sie mitwirken, ganz gleich ob über die gemeinnützige Stiftung, bei der Organisation von Familienwochenenden oder im Family Office. Ausgehend davon gibt es drei Bereiche, in denen Mitwirkung und Mitsprache erwünscht und möglich sind.

  • Über Gremien
    Familienmitglieder können sich im Beirat oder Investitionsrat des Family Offices engagieren, der wichtige Investitionsentscheidungen absegnet und die Anlagestrategie genehmigen muss. Im Gesellschafterausschuss oder Familienrat, der sich um alle familiären Aktivitäten kümmert, können sich mehrere Familienmitglieder einbringen. Die Junior-Gesellschafter können in einem Rat der nächsten Generation eingebunden werden. Fortbildungen für den Nachwuchs können von einem Fortbildungskomitee organisiert werden.
  • Generationsübergreifend
    Im Hinblick auf das Vermögen im Family Office stellt sich die Frage für jeden Einzelnen, wie dieses an die nächste Generation übergeben wird. Hier sind steuerliche und rechtliche Aspekte zu berücksichtigen. Gibt es neben dem Family Office noch ein Unternehmen, muss geklärt werden, welches der Kinder den Betrieb übernimmt und welcher Nachkomme das Vermögen im Family Office bekommt. Auch die Führungsfrage sollte diskutiert werden: Wer übernimmt die Rolle des Family Officers? Bleibt es weiterhin ein familienfremder Manager oder rückt vielleicht ein Junior nach, der schon einige Jahre im Investment-Banking-Bereich gearbeitet hat?
  • Auf Basis von Information und Mitentscheidungsrechte
    Sicherheit steigt mit Transparenz. Dafür braucht es die relevanten Information und auch das Wissen, die Informationen richtig einschätzen zu können. Hier sollte das Family Office auf ein transparentes Reporting achten und die Vermögensträger bei wichtigen Entscheidungen einbeziehen. Die Inhaberfamilie oder der einzelne Inhaber sollte sich mit einer Art Katalog zustimmungspflichtiger Geschäftsführungsmaßnahmen gewisse Entscheidungen vorbehalten. Zum Beispiel bei den Themen Investitionen, Änderungen in der Anlagestrategie oder Personalentscheidungen. Ein Familienintranet ist ein möglicher Weg, um den Familienmitgliedern die für sie relevanten Informationen über die Vermögenssituation sicher und gezielt zur Verfügung zu stellen.

Fortbildung: Zusammen wachsen

Das Family Office kann Familienfortbildungen organisieren und somit einen Beitrag dazu leisten, dass die Familie zusammenwächst. Das bietet Familienmitgliedern die Chance, sich gegenseitig besser kennenzulernen. Außerdem fördern Fortbildungen den fachlichen Austausch. So ist jeder besser über die Entwicklung im Family Office, über Kapitalmärkte oder die Analyse von Unternehmensdaten informiert.

Wichtig dabei ist, dass nicht nur klassisches Buchwissen vermittelt wird. Was zählt sind auch die Geschichten hinter den Unternehmensinvestitionen: Was sind die strategischen Überlegungen im Hinblick auf die Anlage, welche neuen Produkte bietet das Unternehmen an, in dem man investiert ist und wie treibt es Digitalisierung voran? Gerade für die neuen Gesellschafter des Family Offices, die Nachkommen, ist es wichtig, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen und sich in den relevanten Bereichen fortzubilden.

Alle wichtigen Informationen zum Family Office und zur Familie können dabei in einem Handbuch zusammengefasst werden, das immer wieder aktualisiert wird. Zudem können die jungen Gesellschafter durch Coaching und Mentoring begleitet und beraten werden. Dabei spielen gerade Fragen rund um den persönlichen Umgang mit dem Vermögen und das Thema Selbstverwirklichung in privater und beruflicher Hinsicht eine zentrale Rolle. Der Family Officer sollte hier einen spezialisierten Coach empfehlen können.