Die große Furcht der Aktien-Investoren Bärenmärkte oder der letzte Akt im Anlagezyklus

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Wann liegt ein Bärenmarkt vor?

Ein Bärenmarkt ist von anhaltend sinkenden Kursen geprägt, die vor dem Hintergrund des gesamten Anlagezyklus eine stärkere prozentuale Verluststrecke markieren und im Chartverlauf klar wahrnehmbar sind. Eindeutig klingt das freilich nicht. Wie so oft innerhalb der Welt der Vermögensverwalter sind die Begriffe nicht sonderlich scharf, einheitlich verwendet oder methodisch sauber geregelt. Die eine oder andere Begriffsbestimmung und Vorerklärung zum Bärenmarkt sei daher erlaubt:

Abnehmende Werte oder Kursrückgänge kommen auch in einer intakten Hausse-Phase regelmäßig vor, werden in einem gesunden Trend allerdings schnell wieder überkompensiert (Konsolidierung). Manchmal kommt es zu abrupten Kursstürzen, in denen der Markt aus dem Nichts zehn bis zwanzig Prozent an Wert verliert (Mini-Crash), sich danach aber schnell wieder erholt und seinen Aufwärtsweg fortsetzt. Solche zeitlich eng begrenzte Gegenbewegungen sind Korrekturen, die eine laufende Hausse-Phase (oder Baisse-Phase) nicht beenden. Tatsächlich sind sie manchmal gar nötig, damit sich eine Hausse erneuern kann und fortsetzt. Nicht ganz eindeutig gilt das auch für den Crash, also einen abrupten Kurssturz von um die 20 % Prozent, bevor es wieder aufwärts geht oder ab dem die Börse spätestens in einem Bärenmarkt (Baisse) ankommt.

Dabei hat die sogenannte 20-Prozent-Regel eine besondere Bedeutung. Vielerorts ist zu lesen, dass ein Bärenmarkt vorliegt, sobald der aktuelle Kurs wenigstens 20 Prozent unter dem letzten Markthoch notiert. Dabei ist unerheblich, ob ein Crash oder ein langsamer Abschwung den Bärenmarkt vervollständigt. So definiert, befindet sich der Deutsche Aktienindex Dax in einem Bärenmarkt und dies übrigens schon seit seinem Rekordhoch vom Januar 2018. Gleichzeitig ist nicht unbedeutend, dass sich gemessen daran der breite amerikanische Aktienmarkt S&P 500 noch nicht in einem Bärenmarkt befindet.

Das ist deshalb eine Bemerkung wert, weil kaum vorstellbar ist, dass der Dax in der Logik des Bärenmarktes seine negative Bilanz ausbaut, wenn sich der US-Leitmarkt erholen und ein neues Markthoch erklimmen sollte. Der deutsche Aktienmarkt würde wohl eher mitsteigen, sodass die Jahresendschwäche eine ausgemachte Bärenfalle gewesen sein könnte.

Genauso könnte der Dax zum Jahresanfang 2019 zwischenzeitlich steigen, um dann mit dem S&P 500 gemeinsam abzustürzen, der dann auch im Bärenmarkt angekommen ist. Die Kopplung wäre perfekt. Aus Sicht der Dax-Investoren könnte eine solche Bullenfalle, also eine kräftige Zwischenerholung in einem übergeordnet schwachen Marktumfeld, teuer enden. Eindeutig oder wegweisend ist die 20-Prozent-Regel jedenfalls nicht.