Das Jahr 2018 war gekennzeichnet durch einen häufigen Wandel der Korrelationsmuster zwischen den verschiedenen Anlageklassen und Risikofaktoren (Lesen Sie dazu mehr in Teil 1 der Analyse: Klassische Korrelationen sind 2018 ins Wanken geraten). Insbesondere die Interaktion zwischen Aktien- und Anleihepreisen schwankte regelmäßig: zwischen negativ – in Zeiten politischen und geopolitischen Risikos – und positiv, wann immer Inflationssorgen aufflammten. Letztere führten mehrfach zu gleichzeitigen Ausverkäufen an den Aktien- und Rentenmärkten, was besonders deutlich im Februar 2018 zu spüren war.
Andererseits profitierten sichere Staatsanleihen in Perioden politischer Unsicherheit häufig von einer Flucht in Qualitätstitel. Dies war vor allem dann zu beobachten, wenn die Furcht vor einem eskalierenden Handelskrieg zwischen China und den Vereinigten Staaten oder zunehmende Regierungskrisen in Europa zu Kursverfällen bei Unternehmenspapieren führten.
Wir erwarten, dass viele von diesen Risiken und Verhaltensmustern auch im neuen Jahr fortbestehen werden. Hinzu kommt noch das schwierige und heikle Thema des britischen EU-Ausstiegs. Die mannigfaltigen Interessen, die dabei im Spiel sind, machen es nahezu unmöglich vorauszusagen, was tatsächlich am 29. März 2019 passieren wird. Die Bandbreite der möglichen Resultate reicht derzeit von einem harten Brexit ohne Abkommen und ohne Übergangsphase, über Nachverhandlungen und/oder Neuwahlen, bis hin zu einem eventuellen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union (EU).
Wechselspiel zwischen Aktien- und Rentenpapieren
2019 könnte das Jahr werden, in dem sich die Beziehung zwischen Aktien- und Anleihekursen endgültig umkehrt. In den vergangenen 20 Jahren war das Zusammenspiel zwischen den beiden weitgehend negativ. Die Rentenmärkte profitierten stark von der Lockerung der Geldpolitik durch die großen Zentralbanken. Diese waren eine Reaktion auf die regelmäßigen Turbulenzen an den Aktienmärkten, ausgelöst durch eine Reihe von Finanzkrisen, etwa die Asien- und Russlandkrisen in den späten 1990er Jahren, die Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende, die globale Finanzkrise vor zehn Jahren, die Eurozonen-Schuldenkrise von 2010 bis 2012 und in jüngster Zeit das EU-Referendum in Großbritannien.
Auch wenn uns dies heute schon fast als Normalität erscheint, war die Wechselwirkung zwischen den Anlageklassen nicht immer so. Tatsächlich war das Zusammenspiel zwischen Zinssätzen und Anleiherenditen und dem Dividendenertrag von Aktien in der Vergangenheit größtenteils positiv. Dies wird auch durch akademische Aktienbewertungsmodelle, wie das der amerikanischen Notenbank, das sogenannte Fed Model, oder die Dividenden-Diskontierungsmethode unterstützt.
In den vergangenen Monaten trat eine Umkehr der inversen Beziehung zwischen Aktien- und Anleihekursen immer häufiger auf. 2018 war dies mindestens dreimal der Fall – im Februar, April und September. In allen Instanzen hatten unerwartete Steigerungen bei Löhnen, Produzenten- oder Konsumentenpreisen zu einem Anstieg der Inflationserwartungen geführt. Dies resultierte jedes Mal in Kurseinbrüchen an den Aktienmärkten, während die Anleihepreise gleichzeitig von steigenden Zinsen getroffen wurden.
Das umgekehrte Muster konnten wir bereits 2017 mehrfach beobachten. Damals wurden steigende Verbraucherpreise in den Vereinigten Staaten noch als Zeichen einer wachsenden, sich erholenden Wirtschaft gesehen. Wann immer jedoch die Preissteigerungen hinter den Erwartungen der Analysten und Volkswirte zurückblieben, fielen die Renditen auf Staatsanleihen, was in Kurssteigerungen an den Rentenmärkten zur Folge hatte. Gleichzeitig befanden sich die Aktienmärkte noch immer in der Hausse, die von der Erwartung von Steuersenkungen und Infrastruktur-Ausgaben durch die neue Trump-Administration getrieben wurde.