US-Demokraten bringen mehr Rendite „It’s the economy, stupid“

Christian Funke (li.) und Dieter Helmle von Source For Alpha

Christian Funke (li.) und Dieter Helmle von Source For Alpha: Die beiden Vorstandsmitglieder des Vermögensverwalters haben den US-Aktienmarkt im Zeitverlauf analysiert. Foto: Source For Alpha

Am 3. November ist es soweit: Die US-Amerikaner wählen ihren neuen Präsidenten. Die Frage, ob der Demokrat Joe Biden oder der Republikaner Donald Trump demnächst das wichtigste Amt der Welt bekleiden wird, beschäftigt die internationalen Medien nun schon seit Monaten. Viele Beobachter glauben, dass der alte Slogan von Ex-Präsident Bill Clinton –„It’s the economy, stupid“ – auch heute noch gilt, das heißt, je nach Einschätzung der wirtschaftlichen Lage werden die Wähler entscheiden, ob sie den Demokraten oder Republikanern ihre Stimme geben. Gemäß dieser Logik sollte die Entwicklung des US-Aktienmarkts – als Indikator für die Situation der gesamten Volkswirtschaft auch vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Pandemie – Rückschlüsse auf die Chancen der beiden Kandidaten erlauben.

Im ersten Teil unseres Textes analysieren wir, wie hoch der Einfluss der Entwicklung des Kapitalmarktes beziehungsweise der Volkswirtschaft auf das spätere Wahlverhalten der Amerikaner tatsächlich in der historischen Betrachtung war. Bei den Präsidentschaftswahlen geht es aber natürlich nicht nur um die Ist-Situation, sondern vor allem auch um die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung. Beide Seiten – sowohl die Demokraten als auch die Republikaner – argumentieren, dass von der Wahl das Wohl und Wehe der gesamten amerikanischen Volkswirtschaft abhängt.

Im zweiten Teil unserer Analyse geht es daher darum, ob es historisch tatsächlich von Bedeutung war, ob ein Demokrat oder Republikaner das Präsidentenamt bekleidete und wenn ja, warum dem so gewesen sein könnte.

Prognosekraft des Kapitalmarkts für die Wahlentscheidung

„It’s the economy,stupid!“ Glaubt man diesem berühmten Slogan von Bill Clinton, so hängt die Wahlentscheidung der US-Bürger vor allem von der wirtschaftlichen Lage ab, das heißt, sie werden den aktuellen Präsidenten beziehungsweise die aktuelle Regierungspartei bestätigen, wenn es wirtschaftlich gut läuft, und sie bei einer schlechten ökonomischen Entwicklung abwählen. Um die Richtigkeit dieses Statements beurteilen zu können, haben wir die Auswirkung der Aktienmarktrendite – als Indikator für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung – auf das spätere Wahlergebnis analysiert.

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Durchschnittliche jährliche Renditen (p.a.) seit der vorherigen Präsidentschaftswahl basierend auf der Indexentwicklung des S&P 500 in der Periode von Dezember 1916 bis September 2020.
Quelle: www.stooq.com / eigene Berechnungen.

Die Abbildung 1 zeigt die jeweils regierenden Präsidenten in Spalte 1 sowie die Rendite des S&P 500 in der jeweiligen Amtsperiode. Demokratische Präsidenten sind gemäß der in den USA für die Parteien üblichen Farbgebung blau und republikanische Präsidenten rot hinterlegt. In den vergangenen 100 Jahren wurde bei 14 Präsidentschaftswahlen die regierende Partei bestätigt. In elf Fällen wurde die Regierungspartei hingegen abgewählt.

Insgesamt zeigt sich, dass die Marktentwicklung einen großen Einfluss auf die spätere Wahlentscheidung hatte: Wurde die Regierungspartei bestätigt, so erzielte der S&P 500 zuvor eine durchschnittliche jährliche Rendite von 9,0 Prozent. Im Vorfeld eines Regierungswechsels betrug die jährliche Rendite hingegen durchschnittlich nur 2,5 Prozent. Auffallend ist, dass die Regierungspartei nur nach zwei Wahlperioden mit negativer Marktentwicklung bestätigt wurde (Franklin D. Roosevelt 1940 und George Bush Junior 2004). In vier Fällen wurde die Regierungspartei nach schwacher Börsenphase abgewählt.

Die Ergebnisse lassen daher annehmen, dass die Bürger in schlechten Marktphasen eine deutlich höhere Tendenz dazu haben, die Regierungspartei abzuwählen. Ein gutes wirtschaftliches Umfeld kommt hingegen eher der amtierenden Partei entgegen. Insgesamt haben sich sowohl die amerikanische Volkswirtschaft als auch der S&P 500 in der Amtszeit von Donald Trump gut entwickelt.

Dies spricht dafür, dass der derzeitige Amtsinhaber auch der zukünftige Präsident sein wird. Anzumerken ist jedoch, dass die US-Volkswirtschaft in diesem Jahr im Zuge der Corona-Krise erheblich unter Druck geraten ist. Dies dürfte die Chancen von Joe Biden erhöht haben, der nächste amerikanische Präsident zu werden.