US-Demokraten bringen mehr Rendite „It’s the economy, stupid“

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Zusammenhang zwischen Kapitalmarktrendite und Regierungspartei

Im zweiten Schritt analysieren wir nun die Aktienmarktrendite in Abhängigkeit von der Partei des amtierenden Präsidenten. Es ist ein weit verbreitetes Klischee, dass eher die Republikaner als Liebling der Aktienmärkte gelten. Viele Marktakteure befürchten, dass die Demokraten eine höhere Tendenz zu Steuererhöhungen und mehr Bürokratie haben. Die Republikaner hingegen gelten für viele Marktteilnehmer als wirtschaftsliberal und weniger staatsfreundlich.

Eine nähere Betrachtung der Kapitalmarktrenditen in den jeweiligen Amtsperioden widerlegt dieses Klischee allerdings: In Zeiten eines demokratischen Staatsoberhaupts konnte der S&P 500 im Durchschnitt 8,2 Prozent pro Jahr zulegen. Unter einem republikanischen Präsidenten betrug der durchschnittliche Zuwachs pro Jahr lediglich 4,6 Prozent, wie die Abbildung 2 zeigt.

Durchschnittliche jährliche Renditen (p.a.) in der jeweiligen Amtsperiode eines Präsidenten basierend auf der Indexentwicklung des S&P 500 in der Periode von Dezember 1916 bis September 2020.
Quelle: www.stooq.com / eigene Berechnungen

Bedeutet dieses Ergebnis, dass die Demokraten wirtschaftsfreundlicher sind oder könnten andere Gründe hierfür ausschlaggebend sein? Auffallend ist, dass in den schwersten Krisenzeiten des Kapitalmarktes Demokraten ins Amt gewählt wurden. So wurde beispielsweise Franklin D. Roosevelt inmitten der Weltwirtschaftskrise zum Präsidenten gewählt, ebenso wurde Barack Obama zum Höhepunkt der Finanzkrise vereidigt. Vielleicht ist es der Wunsch nach einer aktiven Rolle des Staates, welche eher mit den Demokraten verbunden wird, in diesen Zeiten ausschlaggebend.

In der historischen Betrachtung der durchschnittlichen Aktienmarktrenditen profitieren die Demokraten von diesem Wahlverhalten, da auf große Krisen bislang immer eine deutliche wirtschaftliche Erholung folgte. Exemplarisch kann hier der Wechsel von George W. Bush zu Barack Obama betrachtet werden. Er konnte sehr von der im Jahr 2009 startenden Erholungsrally an den weltweiten Aktienmärkten profitieren. Die hohen Aktienmarktrenditen in seiner Präsidentschaft sind daher wohl zu einem großen Teil dem Startzeitpunkt zuzuschreiben.

Zusammenfassend lässt sich Folgendes festhalten: Erstens scheint das wirtschaftliche Umfeld einen hohen Einfluss auf den Ausgang der Präsidentschaftswahl zu haben. In einem guten wirtschaftlichen Umfeld tendieren die Wähler zur Beibehaltung der bisherigen Regierung. Läuft die Wirtschaft hingegen schlecht, steigt die Chance für einen Amtswechsel.

Zweitens, im Durchschnitt weisen die Aktienmärkte höhere Renditen unter demokratischen als unter republikanischen Präsidenten auf. Die bessere Entwicklung muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass demokratische Präsidenten eine bessere Wirtschaftspolitik machen. Es könnte auch daran liegen, dass in Krisenzeiten häufiger Demokraten an die Macht gewählt wurden.


Über die Autoren:
Christian Funke und Dieter Helmle sind Mitglieder des Vorstands von Source For Alpha mit Sitz im Frankfurter Westend. Der unabhängige Vermögensverwalter berät Privat-und Unternehmerkunden, Stiftungen und Family Offices und entwickelt im Rahmen von Publikums-und Spezialfondsmandaten Anlagestrategien für institutionelle Investoren.

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