Analyse realer Family-Office-Mandate Vermögensverwalter setzen wieder auf Aktien

Markus Jesberger (r.) und Thomas Segura

Markus Jesberger (r.) und Thomas Segura: Die Gründer und geschäftsführenden Gesellschafter des Multi Family Office Segura & Jesberger haben die Aktienquoten bei Vermögensverwaltern ausgewertet. Foto: Segura & Jesberger

Das Multi Family Office Segura & Jesberger analysiert regelmäßig die Positionierung von Vermögensverwaltern bei Großkunden mit einem Gesamtvermögen von mehr als 30 Millionen Euro. Die Auswertung erfolgt auf Basis einer dreistelligen Anzahl real vergebener Mandate bei mehr als zwei Dutzend Vermögensverwaltern im In- und Ausland.

Die Untersuchung zeigt, wie Vermögensverwalter mit Fokus auf das dritte Quartal 2020 die Aktienquote in Vermögensverwaltungsmandaten gesteuert haben. Der Anteil der Verwalter, die sich mit einer Übergewichtung in Aktien positionieren, war von 88 Prozent zu Jahresbeginn auf 33 Prozent per 31. März 2020 zurückgegangen. Per 30. September sind etwa 74 Prozent der Verwalter in Aktien übergewichtet, nach 56 Prozent zur Jahresmitte ein deutlicher Anstieg, ohne das Niveau zum Jahresstart zu erreichen. Der Anteil jener Verwalter, die Aktien untergewichten, hat sich gegenüber dem zweiten Quartal weiter reduziert (17 Prozent).

Der Vergleich der unterschiedlichen Anbietergruppen zeigt im Zeitverlauf folgendes Bild:

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In der Gruppe der Privatbanken sind nahezu alle Institute zu einer Übergewichtung in Aktien zurückgekehrt. Unter den freien Verwaltern folgen nur etwa 60 Prozent dieser optimistischen Positionierung, während 40 Prozent sich eher für eine Aktienmarktkorrektur aufstellen. Am zurückhaltendsten ist die Gruppe der Großbanken, bei der 60 Prozent Aktien neutral oder untergewichten.

Der Unterschied aus der Vergangenheit, dass deutsche Institute häufig dazu neigen, sich konservativer als internationale Adressen zu positionieren, bestätigt sich im dritten Quartal wieder. 77 Prozent der internationalen Institute sind zum 30. September 2020 in Aktien übergewichtet, nur 67 Prozent der deutschen Adressen kommen zu einer vergleichbaren Allokation.

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Jene Gruppe der Verwalter, die Risiken im März durch Reduktion der Aktienquote verringerten, verpassten im zweiten Quartal Teile der Aufwärtsbewegung. Im dritten Quartal gelang es der Mehrheit die entstandene Performance-Lücke zu verringern.

Die Rangliste mit der höchsten aktiven Rendite führen per 30. September weiter Adressen an, deren taktischer Allokationsschritt über die Krise erfolgreich war beziehungsweise denen Zukäufe auf einem niedrigen Marktniveau gelungen sind, wie beispielsweise die Vermögensverwaltung der DJE Kapital, Berenberg oder Oddo BHF Trust.

Zur Methodik

Das Family Office berichtet und kontrolliert individuelle Vermögensverwaltungsmandate in einem Volumen von 5 bis 50 Millionen Euro pro Mandat. Für die Verwalter besteht die Möglichkeit, sich in einem gegebenen Gewichtungsband zwischen einer Mindestquote und einer Maximalquote für Aktien zu positionieren. Ergänzend wird zwischen der Mindest- und Maximalquote eine neutrale Gewichtung definiert.

Für die Analyse werden zunächst unterschiedliche Mandatsausgestaltungen normiert: Das Mindestgewicht wird mit 0 Prozent, die neutrale Gewichtung mit 50 Prozent und die Maximalgewichtung mit 100 Prozent definiert. Als neutral gewichtet in Aktien gilt, wer sich in einem Band von 2,5 Prozent um die normierte neutrale Aktienquote positioniert. Bei höheren Aktiengewichtungen erfolgt die Eingruppierung als Übergewichtung, darunter als Untergewichtung.

Über die Autoren:

Thomas Segura & Markus Jesberger sind Gründer und geschäftsführende Gesellschafter des Multi Family Office Segura & Jesberger. Segura besitzt langjährige Erfahrung aus leitender Position im Private Banking einer Privatbank und als Geschäftsführer eines Family Office.

Jesberger ist seit mehr als 20 Jahren im Private Banking tätig, zuletzt als Family Office-Geschäftsführer und Mitglied des Verwaltungsrats bei verschiedenen europäischen Family Office-Organisationen einer Privatbank.

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