Chance für Banken und Vermögensverwalter Mittelständler müssen ihre Liquidität besser managen

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Anders als deutsche oder auch Schweizer Unternehmen überweisen US-Gesellschaften die Gewinnbeteiligung nicht einmal im Jahr, sondern quartalsweise. Anleger erhalten also alle drei Monate eine Auszahlung. Bleibt das Problem mit der Steuer. Die USA behalten, wie die meisten Staaten, eine Quellensteuer ein. Diese kann mit der in Deutschland fälligen Steuer verrechnet werden.

Um diesen bürokratischen Aufwand zu umgehen, können Anleger auf deutsche Dauerzahler ausweichen. Aus dem deutschen Leitindex Dax haben Fresenius und Fresenius Medical Care ihre Ausschüttung in den vergangenen zehn Jahren – also auch während der Finanzkrise – durchgehend aufgestockt. Sieben weitere haben sie zumindest immer konstant gehalten: Bayer, Beiersdorf, Henkel, Linde, Munich Re, SAP und Siemens.

Quelle: Bloomberg

Zeit für aktives Portfoliomanagement

Doch wie sieht eine angemessene Portfoliostruktur aus? Schließlich sollten neben Aktien auch festverzinsliche Wertpapiere und andere Anlageklassen beigemischt werden. Pauschal lässt sich die Frage nicht beantworten. Jeder Mittelständler wird andere Vorstellungen haben, wie er längerfristig nicht benötigtes Kapital anlegen möchte, welches Risiko er bereit ist einzugehen und welche Renditeerwartungen er hat.

Ein Unternehmer, der sein Vermögen bereits relativ stark in Immobilien angelegt hat, wird womöglich kein Interesse an Immobilienaktien haben. Zudem können sich die Anforderungen an eine Portfoliostruktur regelmäßig ändern. Sind beispielsweise bestimmte Zielrenditen frühzeitig erreicht, sollte das Portfolio relativ stark auf Renditeerhalt ausgerichtet werden. Eine starre Portfolioaufteilung wie zum Beispiel jeweils 50 Prozent Aktien und Anleihen ist daher nicht ratsam.

Hinzu kommt: In den momentan vorherrschenden verzerrten Märkten, hervorgerufen durch die drastischen geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken, wird ein aktives Portfoliomanagement zunehmend wichtig. Nur so lassen sich plötzlich aufkeimende Risiken gut beherrschen, und nur so können die handelnden Personen ein Portfolio auf die aktuelle Marktsituation anpassen.

Konkret könnte das frei verfügbare Kapital in einen eigenen vermögensverwaltenden Spezialfonds fließen, der sich konsequent am individuellen Bedarf des Unternehmers orientiert und vom Vermögensverwalter aktiv gemanagt wird. Im Vorfeld müssen sich beide Seiten auf die Anlagerichtlinien des Fonds verständigen, die dann auch einzuhalten sind.

Als Alternative dazu bietet sich ein sogenannter Managed Account an, also ein Investment-Konto, das ebenfalls speziell nach den Bedürfnissen des Mittelständlers geführt wird. Der Vorteil des Managed Accounts gegenüber dem Spezialfonds ist, dass der Vermögensverwalter hier viel individueller und einfacher agieren kann und nicht so stark an die einmal festgelegten Anlagerichtlinien eines Spezialfonds gebunden ist.

Sind in diesen beispielsweise Investments in Rohstoffe ausgeschlossen, ist es einem Vermögensverwalter unmöglich, Gold in den Spezialfonds zu kaufen – auch wenn dies aktuell das Gebot der Stunde wäre. Erst nach Änderungen der Anlagerichtlinien, die kompliziert und langwierig sind, wäre dies möglich. Bei Managed Accounts fallen solche rechtlichen Hürden nicht an. Sie sind deutlich weniger bürokratisch und aufwendig.

Allerdings haben Spezialfonds auch einen Vorteil: Im Vergleich zu einem Managed Account sind bei ihnen Buchhaltung und Bilanzierung erheblich einfacher, da die Anlagen des Fonds in einem einzigen Wertpapier gebündelt sind und niemand alle Transaktionen erfassen und bilanzieren muss.

Letzteres kann – insbesondere, wenn Futures-Kontrakte zur Absicherung gekauft werden – selbst für eine erfahrene Buchhaltung eine Herausforderung darstellen. Wer keinen eigenen Spezialfonds anstrebt, kann alternativ in einen bestehenden Fonds, der einen vermögensverwaltenden Ansatz verfolgt, investieren.

Über den Autor
Tobias Spies ist Leiter Fixed Income bei der Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen. Bei  den  Münchnern arbeitet der 38-Jährige seit 2014 und managt seitdem den Anleihefonds Arbor Invest Spezialrenten. Vor seinem Wechsel war Spies Geschäftsführer und Fondsmanager bei der Dr. Kohlhase Vermögensverwaltung.

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