Chance für Banken und Vermögensverwalter Mittelständler müssen ihre Liquidität besser managen

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Doch wie sollen Mittelständler ihre notwendige Liquidität und das Betriebs- vermögen nun konkret managen? Ein erster wichtiger Rat lautet: nicht hektisch oder gar kopflos agieren. So sollte der Aufforderung mancher Banken, in geldmarktnahe Fonds zu investieren, keinesfalls gefolgt werden. Deren in Aussicht gestellte höhere Rendite ist stets mit höheren Risiken verbunden, die sich von außen nicht einschätzen lassen. Bei solchen undurchsichtigen Fonds ist nur eines sicher: Über Ausgabeaufschlag und Managementgebühren verdienen in erster Linie die Anbieter, und zwar auf Kosten der Anleger.

Zweitens sollte das Bankguthaben gut gemanagt werden. Viele Mittelständler haben häufig mehr Geld auf ihren Firmenkonten liegen, als sie benötigen. Doch unter dem Damoklesschwert der Strafzinsen lohnt es sich, das Guthaben anzupassen. Als Faustregel gilt: Mehr als die benötigte Summe für die täglichen Geschäfte plus einem Sicherheitspuffer von maximal 50 Prozent sollte auf dem Firmenkonto nicht liegen.

Zudem sollte dieses Guthaben, sofern möglich, auf mehrere Banken verteilt werden. Wegen des geringeren Betrags, der nun jeweils bei einem Institut liegt, wird entweder kein Strafzins erhoben oder er fällt wegen der geringeren Anlagesumme niedriger aus. Zudem wird das Risiko reduziert, wenn es zu einer neuen Bankenkrise kommen sollte.

Auftritt der Aktie

Für das überschüssige Kapital gibt es unterschiedliche Strategien – je nachdem, wie lange es auf die Seite gelegt werden kann. Geld, das der Betrieb in sechs Monaten oder einem Jahr benötigt, muss so risikoarm wie irgend möglich angelegt werden. Dafür kommen ausschließlich Schuldtitel bester Bonität infrage. Wenn es in der Weltwirtschaft und an den Kapitalmärkten hart auf hart kommt, flüchtet das Kapital in Sicherheit und treibt dort die Kurse nach oben.

Als Nonplusultra gelten deutsche und amerikanische Staatsanleihen. Der Einwand, bei deutschen Anleihen sei die Rendite negativ, stimmt zwar, greift aber zu kurz. So lag die Rendite einer Anleihe mit fünf Jahren Restlaufzeit zwar im Januar 2016 bei 0 Prozent. Dennoch erzielten Anleger damit bis zum Jahresende aufgrund der Kurssteigerung gut 2 Prozent Ertrag.

Ein etwas anderer Akzent ist beim Management des mittelfristigen Finanzbedarfs zu setzen, also für Investitionen, die in einem bis drei Jahren anstehen. Für diese Vorhaben können Mittelständler neben gut verzinsten Festgeldkonten – wenn möglich, maximal 100.000 Euro pro Bank – und Staatsanleihen bester Bonität mit einer Restlaufzeit von drei bis fünf Jahren auch andere Anlageklassen nutzen.

Dazu gehören Unternehmensanleihen mit sehr gutem Rating, die meist eine etwas höhere Rendite aufweisen als deutsche Staatstitel. Wegen des engen Zeithorizonts sollten Corporate Bonds aber nicht mehr als 30 Prozent des mittelfristigen Bedarfs ausmachen. Zudem kann die höhere Rendite amerikanischer Staatsanleihen genutzt werden, wenn das Währungsrisiko abgesichert wird.

Mehr Risiko können Mittelständler mit Rücklagen eingehen, die über mehrere Jahre für keinen bestimmten unternehmerischen Zweck benötigt werden. Oft werden diese ebenfalls nur gering verzinst auf Konten gehalten, was die mögliche Rendite unnötig schmälert. Diese Gelder bieten sich für einen vermögensverwaltenden Ansatz an, wobei der Vermögensverwalter das Portfolio aktiv nach den Vorstellungen des Unternehmers betreut. Aktien können darin eine Schlüsselrolle spielen. So dürfte eine Beteiligung an einem bilanzstarken Weltmarktführer, dessen Produkte auch in Zukunft gefragt sein werden, ihren Wert über Jahre hinaus bewahren.

Geliebte Dividenden-Aristokraten

Ein weiteres Argument für Aktien ist die Dividende. Wobei die aktuelle Dividendenrendite nicht das entscheidende Kriterium ist. Viel wichtiger ist die Dividendenhistorie. So gibt es etliche Unternehmen, die seit Jahrzehnten die jährliche Dividende stabil halten oder sogar steigern.

Der berühmteste Konzern ist in dieser Hinsicht der Konsumgüter-Hersteller Procter & Gamble: Das US-Unternehmen zahlt seit 125 Jahren Dividende und hat die Aktionärsausschüttungen seit 59 Jahren durchgehend erhöht. Auch Coca-Cola und Johnson & Johnson schütten seit mehr als einem halben Jahrhundert regelmäßig mehr Geld an ihre Anteilseigner aus. Wer das schafft, sollte auch in Zukunft die Dividende regelmäßig steigern können.