Bilanz-Check Warburg-Gruppe schließt 2018 erstmals mit Verlust ab

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Auch wenn dies nachhaltige Kosten- und Effizienzsteigerungen für die Zukunft erhoffen lässt, so macht die neuausgerichtete Warburg-Gruppe zumindest für 2018 mit ihrem Verlust von 14,6 Millionen Euro im Bankenmarkt negative Schlagzeilen. Entsprechend baute die Gruppe weder Kapital- noch Gewinnrücklagen aus. Positiver hat die Warburg-Bank als Kernunternehmen des Konzerns mit einem Gewinn von 7,1 Millionen Euro abgeschlossen, der allerdings im Vergleich zum Vorjahr (27,0 Millionen Euro) erheblich sank.

Es lohnt ein differenzierter Blick in die Geschäftsfelder des Konzerns: Das Asset Management sowie das Depotbankgeschäft, welche Warburg als profitable Wachstumssegmente strategisch ausgebaut und gestärkt hat, haben in 2018 einen positiven Ergebnisbeitrag geleistet. Dabei steigerte der nun größte Asset Manager in Norddeutschland die verwalteten Assets um 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 62,2 Milliarden Euro, so dass man sogar der Verlust an Assets durch den Verkauf der Luxemburger Einheiten abfing. Strategisch ist die Fortsetzung der Verschlankung und Fokussierung auf die regionale Präsenz in Deutschland bei gleichzeitigem Abbau der grenzüberschreitenden, aufsichtsrechtlichen Komplexität nachvollziehbar und konsequent. Langfristig stellte sich jedoch die Frage nach weiteren Wachstumspotenzialen im stark umkämpften deutschen Markt.

Im Private Banking, dem eigentlichen Kerngeschäft, gestaltet sich die aktuelle Situation von Warburg durchaus kritischer. Zur Sicherstellung der Zukunftsfähigkeit im Spannungsfeld von gestiegenen Anforderungen an individuelle Kundenbetreuung und erhöhtem Kostendruck wurden bereits 2018 strategische Initiativen angestoßen. Neben der konsequenteren Einbindung digitaler Unterstützung, zum Beispiel Insight Alpha, wurden Beratungs-Kompetenzzentren errichtet, die durch die Bündelung von Expertise aus Private Banking und Asset Management Effizienzsteigerungen bei geringerem Personalaufwand ermöglichen sollen.

Auch führte der hohe Druck nach Rationalisierung bereits zu ersten Zweigstellenschließungen. Es bleibt abzuwarten, wie dies bei der mittelständischen Klientel und ihrem Wunsch nach regionaler Präsenz aufgenommen wird. In 2018 stiegen Anzahl und Volumina der Kundenmandate zumindest noch.

Rationalisierungen führte die Bank auch im Corporate Banking durch. Mitarbeiter aller Standorte fasste man erstmalig unter einer zentralen Leitung zusammen. Im Segment der Schiffsfinanzierung, in die Warburg seit Jahren kräftig investiert, gelang es, sich gegen den Branchentrend zu stellen und eine erfreulich hohe Anzahl an Transaktionen umzusetzen. Größere Nachfrage besteht außerdem nach Zwischen- und Sonderfinanzierungen, bei denen Warburg auf strategische Kooperation mit Hypothekenbanken setzt.

Allgemein, und das ist als sehr positive Entwicklung zu werten, werden Kredit- und Entscheidungsprozesse im Sinne eines digitalen Workflows vereinheitlicht, was Freiräume für den direkten Kundenkontakt schafft. Im Corporate Finance erzielte Warburg 2018 zwar insgesamt weniger Transaktionen, aber höhere Erträge, während im Geschäftsfeld Märkte & institutionelles Banking beim Research die marketingwirksame Auszeichnung Bester Broker Deutschlands positiv zu erwähnen ist.