Allianz Global Wealth Report 2017 Weltweites Vermögen wächst wieder stärker

Seite 2 / 3

Sparverhalten kostet 300 Milliarden Euro

Knapp 70 Prozent des Vermögenzuwachses ging 2016 auf das Konto von Wertveränderungen im Bestand, nur gut 30 Prozent entfielen auf Mittelzuflüsse. Im Jahr zuvor war dieses Verhältnis noch genau umgekehrt. Überraschend dabei: Die Privatanleger verkauften per Saldo Wertpapiere und trugen zwei Drittel ihrer Ersparnisse zu den Banken – ein neuer Rekordwert.

„Das Sparverhalten der Privatanleger ist weiterhin von großer Risikoscheu geprägt“, sagt Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz. „Allein im letzten Jahr dürften die Sparer in den Industrieländern durch die Geldentwertung Einbußen in Höhe von rund 300 Milliarden Euro erlitten haben.“ Nach Heises Einschätzung dürfte sich 2017 dieser Wert mit Rückkehr der Inflation verdoppeln.

>>Vergrößern

Westeuropa, ohne Berücksichtigung der Schweizer Haushalte. Quelle: Allianz SE

Deutsche Sparer arbeiten hart für ihr Geld

In Deutschland legte das Netto-Geldvermögen 2016 um 5,5 Prozent zu und damit etwas langsamer als im Jahr zuvor. Dies lag vor allem an den Verbindlichkeiten, die mit 3 Prozent so schnell wuchsen wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr.

Von einem Kreditboom ist Deutschland dennoch weit entfernt, die Schuldenquote ist im siebten Jahr in Folge gefallen. Mit knapp 54 Prozent lag sie Ende 2016 deutlich unter dem Durchschnitt des Euroraums (64 Prozent). Und ist auch weit weg von den Werten der Jahrtausendwende, als sich die Verschuldung der privaten Haushalte in Deutschland auf mehr als 70 Prozent des Bruttoinlandsproduktes belief.

Im Gegensatz zu den Verbindlichkeiten verharrte das Wachstum des Brutto-Geldvermögens mit einem Plus von 4,7 Prozent in etwa auf Vorjahresniveau. Damit erzielten die deutschen Haushalte im fünften Jahr in Folge ein höheres Wachstum als der übrige Euroraum.

Auf den ersten Blick sind die deutschen Sparer also relativ unbeschadet durch die Niedrigzinsphase gekommen. Aber dieser Erfolg ist hart erarbeitet: Deutschland ist – neben Österreich – das einzige Land im Euroraum, in dem Sparleistungen aus dem Arbeitseinkommen zum Vermögensaufbau beitrugen.

In allen anderen Ländern verhält es sich dagegen genau umgekehrt: Die Vermögen wachsen hier allein durch Wertveränderungen und die Wiederanlage von Vermögenseinkommen – das darüber hinaus auch zur Aufbesserung der Arbeitseinkommen genutzt wird. Während in Deutschland im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre nur gut ein Viertel des Vermögenswachstums auf Wertveränderungen im Bestand zurückgeht, sind es im übrigen Euroraum etwa 70 Prozent.

Die Konsequenz: Nirgendwo sonst im Euroraum – mit Ausnahme Österreichs – ist die Rendite des Geldvermögens niedriger als in Deutschland. „Während anderswo das Geld für die Sparer arbeitet, arbeiten in Deutschland die Sparer hart, um ihre Vermögen vor den Niedrigzinsen zu schützen“ sagte Kathrin Brandmeir, Co-Autorin des Reports.