Der Ausfinanzierungsgrad betrieblicher, leistungsorientierter Altersversorgungssysteme hat sich im Jahr 2022 global auf 96 Prozent gesteigert und damit ein Allzeithoch erreicht. Dies geht aus einer Studie hervor, die von der Frankfurt School of Finance & Management im Auftrag von Insight Investment durchgeführt wurde.
In seiner 4. Auflage analysiert der Pension Monitor die betriebliche Altersversorgung über 14 Länder anhand der Finanzberichte von rund 2.000 Unternehmen im Zeitraum von 2010 bis 2022. Die Marktkapitalisierung der Unternehmen entsprach 34,8 Billionen Euro, die Pensionsverpflichtungen beliefen sich auf mehr als 2,7 Billionen Euro.
Der gestiegene Ausfinanzierungsgrad ist vor allem auf den starken Anstieg der Rechnungszinsen für Pensionsverpflichtungen zurückzuführen. Die Pensionseinrichtungen nutzten das vergangene Jahr aber auch, um ihre Pensionsverpflichtungen besser abzusichern. Das Hedge-Beta erhöhte sich 2022 von 64 Prozent auf 79 Prozent. Die Kennziffer bemisst, wie stark Änderungen in den Pensionsverpflichtungen durch Änderungen im Pensionsvermögen gehedgt wurden? „Auf globaler Ebene sind die Pensionssysteme gut abgesichert“, sagt Studienleiter Olaf Stotz von der Frankfurt School of Finance & Management.
Deutsche Unternehmen haben Pensionsverpflichtungen kaum gehedgt
Allerdings ist dies auf Länderebene alles andere als einheitlich. Von den vier untersuchten Hauptmärkten weist Großbritannien mit über 96 Prozent das höchste Hedge-Beta auf, während Deutschland bei nur 42 Prozent liegt. „Diese Streuung spiegelt wider, wie unterschiedlich sich die jeweiligen Pensionslandschaften in Bezug auf die Asset Allokation und die Nutzung von Risikomanagementtechniken für die Altersvorsorge entwickelt haben.“
„Die Absicherung von Pensionsverpflichtungen erhöht die Gewissheit, dass sich die Finanzierungssituation bei sinkenden Zinsen nicht verschlechtert“, sagt Wolfgang Murmann, Vertriebsleiter Deutschland und Österreich bei Insight Investment. Früheren Auflagen der Studie hatten gezeigt, dass Unternehmen mit geringeren Pensionsrisiken in der Regel von den Kapitalmärkten durch eine bessere Aktienkursentwicklung, niedrigere Refinanzierungskosten und höhere Unternehmensbewertungen belohnt werden.
Größte deutsche Unternehmen mit Pensionsdefizit von 70 Milliarden Euro
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Der Dienstzeitaufwand (Service Costs) sinkt. Diese Kosten betreffen Leistungen, die aufgrund bestehender Zusagen in Zukunft anfallen werden. Unternehmen verlagern ihr Pensionssystem also zunehmend von einem leistungsorientieren hin zu einem beitragsorientierten System, so dass die Pensionsbelastung für Unternehmen in Zukunft voraussichtlich abnehmen wird. Ein aktuelles Beispiel: Für das private Bankgewerbe wurde kürzlich in einem Tarifvertrag erstmals eine betriebliche Altersvorsorge nach dem sogenannten Sozialpartnermodell mit einer Beitragszusage beschlossen.
Mit Blick auf Deutschland ergab die Analyse der 250 größten börsennotierten Unternehmen, dass der durchschnittliche Deckungsgrad der betrieblichen Altersversorgung bei etwa 66 Prozent liegt. Das bedeutet, dass zwei Drittel der Pensionsverpflichtungen durch das Pensionsplanvermögen gedeckt sind – der höchste Anteil, der seit 2010 gemessen wurde. Beim Blick auf die Pensionsdefizite sticht Deutschland negativ heraus: Mit 70 Milliarden Euro weist Deutschland im Pension Monitor mit Abstand das höchste Defizit auf.