Zukunftsvision So sieht der Tag eines Private Bankers im Jahr 2025 aus

Norbert Paddags (l.) und Gösta Jamin

Norbert Paddags (l.) und Gösta Jamin

Vorweg ein paar Sätze zu mir: Ich arbeite im Private Banking einer großen Universalbank. Den Namen meines Instituts werde ich nicht nennen – an der Bedeutung von Vertraulichkeit hat sich Gott sei Dank bis heute nichts geändert. Nach einer Banklehre habe ich BWL studiert und später eine Weiterbildung zum Certified Financial Planner gemacht – damals noch die Ausnahme, ist Letzteres heute längst Standard. Mittlerweile bin ich 40, und wenn ich zurückblicke, wie es war, als ich vor 15 Jahren eingestiegen bin, wird mir klar, wie radikal der Wandel seitdem gewesen ist. Meine Mandanten haben typischerweise liquide Vermögensanteile von 500.000 bis 2 Millionen Euro, wobei wir heute im Jahr 2025 eher nach Gesamtvermögen kategorisieren. Dies ergibt auf Basis des Leistungsspektrums auch mehr Sinn, aber dazu später.

8.30 Uhr
Nach einem kurzen Scan der neuesten Nachrichten von den Kapitalmärkten checke ich unser Wettbewerber-Dashboard nach neuen Angeboten und Konditionen. Mittlerweile stellen die Private-Banking-Abteilungen zumindest der Universalbanken ihre Konditionen online und fahren zusätzlich ausgefeilte Digitalkampagnen. Ist einfach peinlich, wenn Interessenten oder Bestandskunden aktuellere Informationen haben als man selbst. Klar, es wird nach wie vor verhandelt, aber nicht mehr so wie früher. Ist auch logisch, wenn die meisten Häuser ihre Basisdienstleistung für ein Prozent anbieten. 2018 waren All-in-Fees in dieser Höhe nur bei Robo-Advisors gängig – jetzt sind sie Teil des Marktstandards. Dass unser Haus trotzdem profitabel und der Job spannend ist, schaffen wir nur durch konsequente Digitalisierung der Prozesse und weil wir die ausreichende Größe haben. Viele, vor allem kleine Anbieter, haben die Digitalisierung und den Mifid-Wahnsinn leider nicht überstanden und sind in der Konsolidierungswelle der vergangenen Jahre verschwunden.

9.00 Uhr
Beim Beantworten der Kunden-E-Mails und Nachrichten verschiedener Messenger-Dienste habe ich mich immer noch nicht an die Vielzahl der Kommunikationskanäle gewöhnt. Okay, unser CRM-System führt die Anfragen schon ganz gut zusammen, aber jene, die über mein privates Xing-Profil laufen, sind eben nicht eingebunden. Die persönlichen Telefonate sind weiter wichtig, aber die Zahl der Kommunikationswege hat einfach massiv zugenommen.

10.00 Uhr
Jetzt das Kennenlern-Gespräch mit einem potenziellen Kunden vorbereiten, der sich für eine standardisierte Vermögensverwaltung interessiert. Er hat unsere Online-Kampagne zum Thema Vorsorge für das Studium gesehen und mich über Xing angeschrieben, wo wir einen gemeinsamen Kontakt haben. Das Studienthema ist eines meiner Steckenpferde, für das ich am Nachmittag noch etwas tun muss. Gott sei Dank lassen sich die Gespräche durch unseren KI-unterstützten Virtual Assistant deutlich einfacher vorbereiten. Ich bekomme im Standardformat alle öffentlich verfügbaren Informationen aus den sozialen Medien, seinen Arbeitgeber und mögliche Artikel zum potenziellen Kunden angezeigt. Auch wenn wir vieles automatisiert haben, erwartet der Interessent immer noch, dass ich mich im Vorfeld mit ihm beschäftigt habe.