Zukunftsvision So sieht der Tag eines Private Bankers im Jahr 2025 aus

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10.30 Uhr
Den Kennenlern-Termin von einer halben Stunde machen wir auf Wunsch des Kunden per Skype. Wir sprechen nur kurz über die grundsätzlichen Aspekte unserer Standard-Vermögensverwaltung. Die Angebote sind mittlerweile so standardisiert und die Kunden so gut informiert, dass es eher um die individuellen Themen und vor allem den Nasenfaktor geht. Das Telefonat läuft ganz gut, und wir verabreden uns für eine persönliche Erstberatung. So, wie ich den Herrn kennengelernt habe, hat er vermutlich schon zwei bis drei Telefonate mit anderen Häusern geführt, bevor er seine Zeit in ein persönliches Treffen investiert. Ist mir nur recht, bevor wir erst in einem 90-minütigen Termin merken, dass die Chemie nicht stimmt.

11.15 Uhr
Nun zur Erstberatung eines Kunden. Er möchte eine Standard-Vermögens-verwaltung für sein Vermögen, wobei zirka 600.000 Euro liquide sind und er die Option einer Gesamtvermögensoptimierung hinzugewählt hat. Dafür analysieren wir alle Vermögensbestandteile, einschließlich Themen wie Immobilien oder Rentenansprüchen. Auf dieser Basis machen wir Vorschläge für die Gesamtallokation inklusive möglicher Risiken wie Berufsunfähigkeit und natürlich Investmentvorschläge für den liquiden Anteil. Im Vorfeld habe ich alle relevanten Daten bekommen. Teilweise leider noch als PDF, aber die bestehenden Bankverbindungen kann ich sowieso online auslesen, und die Immobilie bewerte ich initial über Online-Tools. Ausgehend davon erstelle ich ein Kundenportfolio und bespreche mit dem Kunden seine Ziele und Risikoneigung. Dabei kann ich ein neues Tool mit Spracherkennung testen, das die einzelnen Punkte der Dokumentation automatisch mit dem gesprochenen Text ausfüllt – noch etwas holprig, aber klasse, wenn‘s dann mal funktioniert.

Übrigens: Die meisten deutschen Kunden sind immer noch versessen auf Liquidität. Wenn ich aber erwähne, dass sie ein maximaler Verlust von 25 Prozent auf den liquiden Anteil bei gutem Cashflow und sonstigem Vermögen finanziell nicht ruiniert, hilft das meist. Noch ein Wort zum liquiden Anteil: Die Zusammenstellung der Instrumente erfolgt zentralisiert auf Basis unseres Modells zur strategischen Asset-Allokation. Investments erfolgen in diesem Vermögensbereich fast nur in ETFs, da sonst die Kostenquoten nicht zu halten sind.

13.00 Uhr
Kurzes Mittagessen mit den Kollegen im Sushi-Shop um die Ecke. Lange Mittagessen mit Klienten waren schon als ich angefangen habe eher selten und sind jetzt ganz rar geworden. Eigentlich schade.

14.00 Uhr
Kurz überprüfe ich etwaige Rückläufe von Neuverträgen sowie sich verändernde Risikoprofile der Bestandskunden. Das läuft alles automatisch, und ich bekomme nur die Fehlermeldungen. Ansonsten könnten wir unter Mifid III kein Geschäft machen.