Kommentar zu grüner Geldanlage Warum ESG-ETFs Augenwischerei fürs grüne Gewissen sind

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Zurück zum Beispiel: Im Portfolio befinden sich zudem prominente Akteure der Erdölindustrie, angefangen bei BP über Equinor, Enel und Total bis hin zu den Dienstleistern Halliburton sowie Schlumberger. Bei genauem Hinsehen fällt nämlich auf, dass der ESG-Index nur Ölsande ausschließt – aber nicht die herkömmliche Ölförderung mit Bohrplattformen beispielsweise in der Tiefsee. Was an der aber nachhaltig sein soll, lässt sich kaum erklären.

Offen ist auch die Frage, was an Autoproduzenten wie General Motors und Ford Motors nachhaltig oder ökologisch sein soll – bei beiden Unternehmen beträgt der Anteil an Verbrennungsmotoren mehr als 95 Prozent. Die Hersteller machen zwar mit ehrgeizigen Ankündigungen in Bezug auf Elektroautos auf sich aufmerksam und wollen künftig auch selbst Batteriezellen fertigen. Bislang verdienen sie aber ihr Geld vor allem mit Benzinern.


Der Ansatz des iShares-ETFs und vergleichbarer Indexfonds erweist sich aus Nachhaltigkeitssicht als unvollständig. Die Ausschlusskriterien beziehen sich in erster Linie auf Waffen, andere Bereiche, wie die Ölindustrie sowie die Hersteller von Autos mit Verbrennungsantrieb, bleiben außen vor.

Der Klimawandel lässt sich jedoch nur dann begrenzen, wenn dazu große Geldströme in die richtige Richtung gelenkt werden. Um ein wirkliches Nachhaltigkeitskonzept zu entwickeln, bedarf es viel Aufwand und Mühe. Außerdem sollten Transparenz und Objektivität gegeben sein. Lediglich einen ESG-ETF zu kaufen, beruhigt vielleicht das Gewissen. Mehr aber auch nicht. Die Herausforderungen, mit denen heute die Menschheit konfrontiert ist, lassen sich so bestimmt nicht lösen.

Stimmrechte und positiver Einfluss für echte ESG-Investments

Sind ESG-ETFs deswegen automatisch eine schlechte Wahl? Sie machen zumindest nur dann halbwegs Sinn, wenn Ausschlusskriterien umfassend und ernsthaft Anwendung finden oder zum Beispiel Stimmrechte im Sinne einer ethischen und ökologischen Entwicklung wahrgenommen werden.

Zudem sollten die investierten Unternehmen nachweislich einen positiven Einfluss auf die Umwelt und die Gesellschaft ausüben. Der lässt sich allerdings nur dann erzielen, wenn die Portfoliounternehmen ein Geschäftsmodell betreiben, das das Erreichen wünschenswerter ökologischer und ethischer Ziele unterstützt. Einen Rahmen für solche Positiv-Kriterien können beispielsweise die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen bilden.

Über den Gastautor:
Der Autor Oliver Fischer ist Partner und Präsident des Verwaltungsrates bei der Arete Ethik Invest und für das Relationship- und Solutions-Management tätig. Bevor er zur Arete Ethik Invest wechselte, arbeitete Fischer für Hauck & Aufhäuser Privatbankiers.

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