Privatbank Berenberg Mitarbeiterin warnte vor Offshore-Geschäften

Ist seit kurzem Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken: Berenberg-Chef Hans-Walter Peters

Ist seit kurzem Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken: Berenberg-Chef Hans-Walter Peters

Eine Ex-Mitarbeiterin der Compliance-Abteilung der Privatbank Berenberg erhebt im Zusammenhang mit Offshore-Geschäften Vorwürfe gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber. Gegenüber dem ZDF-Magazin „Frontal 21“ erklärte die Frau, die Bank schon 2013 vor möglichen gesetzwidrigen Geschäften im Zusammenhang mit Offhore-Firmen gewarnt zu haben. Sie sei daraufhin zunächst unternehmensintern isoliert und dann entlassen worden.

Konkret ging es um ein mutmaßliches Geldwäschenetzwerk namens „Vanagels-Connection“. Der Name stammt von dem lettischen Obdachlosen Erik Vanagels, der auf dem Papier als Direktor, Geschäftsführer oder Eigentümer tausender Firmen geführt und von Kriminellen offenbar als Tarnidentität genutzt wurde.

Geldwäschenetzwerk Vanagels-Connection

Die Compliance-Abteilung der Bank wurde nach eigenen Angaben bei einer Routineüberprüfung auf den Fall aufmerksam. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Hamburg führten allerdings in Leere und wurden 2015 aus Mangel an Hinweisen auf eine konkrete Straftat eingestellt.
 
Die Vorwürfe stützen sich zudem auf eine Beschwerdeschrift an die deutsche Finanzaufsicht Bafin, die den Redaktionen des „Spiegel“ und „Frontal 21“ vorliegt. Darin heißt es, das Geschäftsmodell der Bank habe unter anderem darauf basiert, den Zahlungsverkehr „für Offshore-Gesellschaften durchzuführen, darunter auch viele Briefkasten- und Scheinfirmen, die mit Strohmännern aufgesetzt wurden“.

Die Bank habe es unterlassen, die Herkunft des Geldes zu klären und die Kunden gründlich zu überprüfen. Eine ehemalige Berenberg-Bank-Mitarbeiterin erklärte gegenüber „Frontal 21“, Offshore-Geschäfte hätten für die Hamburger Bank zum Tagesgeschäft gehört, immer wieder seien Konten für Offshore-Firmen eröffnet worden, auch für die umstrittene Kanzlei Mossack Fonseca.

Vorwürfe zur Unzeit

Die Privatbank weist das zurück. Auf ZDF-Anfrage teilte Berenberg mit, es gebe „keine Zusammenarbeit zwischen Mossack Fonseca und Berenberg in Hamburg“. Allerdings habe man einen großen Schifffahrtsbereich, in der Regel in offshore gegründeten Ein-Schiffs-Gesellschaften. „Es wäre nicht verwunderlich, wenn auch einige dieser Ein-Schiffs-Gesellschaften von dieser Kanzlei gegründet wurden. Dies aber ohne unser Zutun“, zitiert das ZDF das Geldinstitut.

Die Vorwürfe der Compliance-Mitarbeiterin habe man von einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft prüfen lassen und bestätigt bekommen, „die gesetzlichen Anforderungen vollumfänglich zu erfüllen“. Die Mitarbeiterin habe sich geweigert, mit ihren Vorgesetzten zusammenzuarbeiten und Kollegen diskreditiert. Dadurch sei eine weitere Zusammenarbeit nicht möglich gewesen.

Für Berenberg-Chef Hans-Walter Peters kommen die Vorwürfe zur Unzeit: Er vertritt seit kurzem die deutschen Geldhäuser als Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB).

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