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Nordamerikanisches Handelsabkommen „Stabile Bedingungen stützen den wirtschaftlichen Fortschritt“

Wie groß war Ihre Überraschung über die Meldung des neuen Abkommens „United States-Mexico-Canada Agreement“ (USMCA) zwischen den USA, Mexiko und Kanada?

Timothy Heyman: Es wurde seit längerem erwartet, dass sich früher oder später ein neues Abkommen ergeben würde. Weil die nordamerikanische Wirtschaftszone laut Weltbank 28 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) ausmacht, ist sie für die USA und die Weltwirtschaft äußerst wichtig – auch wenn es zu Verzögerungen aufgrund der offensichtlichen Animositäten zwischen Donald Trump und dem kanadischen Premier Justin Trudeau kam.

Allerdings ist das Abkommen bislang nur von den Exekutivorganen der jeweiligen Regierungen genehmigt worden. Von den Gesetzgebern der einzelnen Länder muss es noch abgenickt werden. Es scheint jedoch recht wahrscheinlich, dass die mexikanischen und kanadischen Gesetzgeber dem Abkommen zustimmen werden. Sollten die Demokraten jedoch bei den im November anstehenden Midterm-Wahlen in den USA eine Mehrheit im Repräsentantenhaus oder im Senat (oder beides) erzielen, besteht ein Restrisiko, dass sie sich gegen das Abkommen stellen könnten. Möglicherweise überwiegt der Wunsch nach politischer Rache an Trump die offensichtlichen wirtschaftlichen Vorteile der Einigung.

Wie hat der mexikanische Peso auf das neue Abkommen reagiert?

Heyman: Durch den Wahlsieg Trumps kam der mexikanische Peso schwer unter Beschuss, er fiel bis auf ein Tief von 22 MXN/USD. Kurz nach Bekanntgabe der USMCA-Einigung erreichte er einen neuen Höchststand von 18,5 MXN/USD. Damit gehört der mexikanische Peso zu den stärksten Währungen gegenüber dem US-Dollar im Jahr 2018, nachdem der Kurs zu Beginn des Jahres noch bei 19,66 MXN/USD gelegen hatte.

Welche Folgen hat USMCA für Anleger in mexikanischen Werten?

Heyman: Seit der Wahl Trumps im November 2016 waren Mexiko-Assets aufgrund der im Zuge des Wahlkampfes angedrohten möglichen Aufkündigung von NAFTA stärkeren Schwankungen ausgesetzt. NAFTA hatte die mexikanische Wirtschaft grundlegend verändert: Die durchschnittlichen jährlichen ausländischen Investitionen in Mexiko waren von 4 Milliarden US-Dollar in der Zeit vor der Umsetzung des NAFTA-Abkommens am 1. Januar 1994 auf 20 Milliarden US-Dollar gestiegen, hat die Weltbank errechnet.

Die am engsten mit NAFTA verquickte Anlageklasse ist die der mexikanischen Immobilienfonds (Spanisch: „Fibras“): Viele bedeutende Immobilienfonds halten industrielle Objekte, deren Mieter eng mit der Liefer- und Logistikkette zwischen Mexiko, den USA und Kanada verbunden sind. Vorrangig handelt es sich hier um Immobilien, die mit der Automobilbranche in Verbindung stehen. Dass der mexikanische Markt nach einer Phase der Unsicherheit wieder in Schwung kommt, lässt sich daran ablesen, dass sich Fibras zuletzt stärker entwickelt haben als Aktien.

Unter der Annahme, dass das Abkommen ratifiziert wird, voraussichtlich irgendwann im Verlauf des Jahres 2019, sind die Effekte für Anlagen in Mexiko also vielversprechend?

Heyman: Das Abkommen schafft stabile Bedingungen für eine Fortsetzung der wirtschaftlichen Integration, die den industriellen und gewerblichen Fortschritt Mexikos in den vergangenen 24 Jahren unterstützt hat. NAFTA wurde nach 24 Jahren modernisiert und an veränderte Umstände angepasst. Neue Punkte, die im ursprünglichen Abkommen nicht enthalten waren, umfassen Themen wie Energie, E-Commerce, Korruption, Umwelt und Arbeitsrecht.