Nachhaltig anlegen Geld kann eben doch stinken

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Wo früher aber noch hauptsächlich Ideale herrschten, erscheinen mehr und mehr rationale Gedanken. „Heute tritt es in den Vordergrund, dass ESG-Kriterien schlicht und ergreifend zusätzliche Risiken messen, die so in Bilanzen und Geschäftsberichten zunächst nicht sichtbar sind. Sie sind damit eine wichtige ergänzende Information für Anleger“, erklärt Daniel Sailer, Vizepräsident bei MSCI ESG. Der Ableger des Indexanbieters MSCI ist nach eigenen Angaben der weltweit größte Anbieter von ESG-Analysen.

  Quelle: Oekom Research; Illustrationen: zcool.com.cn, Vecteezy.com

In der Tat hat sich selbst in der profitorientierten Wirtschaft der Zeitgeist geändert. Luft, Umwelt und Wasser galten lange Zeit als kostenlose Komponenten in der Betriebswirtschaft, mit denen man ungestraft schludern durfte. Waren ja schließlich unbegrenzt verfügbar.

Das ist heute anders. Abgasnormen entstehen, es kostet Geld, Müll zu verklappen, und in manchen Regionen wird das Wasser knapp. Fehltritte erzeugen in den sozialen Netzwerken zunehmend Wellen der Abscheu, und der Klimawandel ist zum politischen Thema geworden. Der ehemalige Vorzeigekonzern VW bekam das hart zu spüren.

Apropos: Bei MSCI ESG hat sich ein Analyst mit dem Dieselproblem beschäftigt. Die Frage lautete: Wie sehr steigen die durchschnittlichen Abgaswerte von Fahrzeugflotten, wenn der Absatz der bisher so sparsamen Diesel bis 2021 um 30 Prozent einbricht? Und welche EU-Strafen würden durch die erhöhten Abgase fällig? Er errechnete, dass Ford mit 5,6 Milliarden Euro wohl am meisten zahlen müsste, während Peugeot und Toyota ungeschoren davonkommen könnten. So wandeln sich die Befindlichkeiten vermeintlicher Ökos in knallharte wirtschaftliche Risiken.

Bleibt nur die Frage, wie man die komplexe Materie zu einem Portfolio formt. Es gibt keinen einheitlichen Standard, der Begriff Nachhaltigkeit ist nicht festgelegt. Am einfachsten haben es dabei noch kirchliche Anleger, weil sie sich an den Richtlinien ihres Glaubens festhalten können.

So legt etwa die Fondsgesellschaft Ampega für ihren Aktienfonds Terrassisi Aktien I AMI die Franziskaner-Leitlinien und den Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden zugrunde. Das Werk aus dem Jahr 1997 gilt mit mehr als 800 Aspekten als größter Katalog für ethisches Wirtschaften. Der Gewinn von 13,4 Prozent im Jahr auf Sicht von drei Jahren kann sich durchaus sehen lassen. Nur die im Konkurrenzvergleich recht hohen Kursschwankungen verhinderten, dass der Fonds in der folgenden Tabelle landete:

Nachhaltige Aktienfonds im Überblick

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Stichtag: 4. Januar 2018, Sortierkriterium: Sharpe Ratio                      
 Quelle: www.nachhaltiges-ivestment.org, Morningstar