Kostenfaktor Regulierung „Das Pendel ist zu weit in Richtung staatlicher Bevormundung ausgeschlagen“

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Bürokratiemonster ante portas

Der Leser wird sich bereits jetzt denken können, wie hoch die Bürokratiekosten im Finanzmarktgeschäft sind. Übrigens sind sie in letzter Konsequenz von den Kunden beziehungsweise Bürgern zu tragen. Und eine Verminderung des Regulierungsdrucks steht überhaupt nicht zu erwarten, denn mit Mifid 2 und den zum 1. Januar 2018 in Kraft tretenden neuen und zugleich unklugen steuerlichen Richtlinien stehen bereits neue Bürokratiemonster ante portas.

Man erinnert sich noch mit Schmunzeln an die Farce, den ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber nach seiner kläglich gescheiterten Kanzlerkandidatur als Bürokratieabbauer nach Brüssel zu schicken. Dieses Vorhaben ist in etwa so erfolgreich gewesen wie der lauthals verkündete Anspruch des seinerzeitigen EU-Kommissionsvorsitzenden José Manuel Barroso, der die EU gar als wettbewerbsfähigste Wirtschaftsregion der Welt im Jahr 2020 proklamierte.

Kosten der Politik verringern

Hier nun schließt sich der Kreis zu meinem Eingangssatz. „Robo-Advisor“, „Big Data“, ETFs und „Social Trading“ sollen Geldanlage günstiger machen. Überhaupt sind Verbraucherschützer und Politiker seit geraumer Zeit ganz monokausal auf das Thema „Kosten“ fixiert. Sie bemerken dabei gar nicht, dass es vor allem die von ihnen selbst erzeugten Kosten sind, die ins Geld gehen.

Der Bürger sollte nicht vergessen, dass vor allem staatliche Banken (West LB, Sächsische Landesbank, HSH Nordbank, KfW / IKB, Bayerische Landesbank, um nur einige zu nennen) besonders während der großen Finanzkrise durch Missmanagement aufgefallen waren. Eigentlich sollte dies unsere Politiker zu mehr Demut anhalten. Davon ist aber wenig zu sehen gewesen, wie die nicht verstummenden Rufe nach noch mehr Regulierung eindringlich belegen.

Aber vielleicht eröffnet auch hier die Technik neue – bislang gänzlich ungeahnte - Perspektiven. Wie wäre es, wenn wir bald den Robo-Politiker einsetzen, um die Kosten der Politik zu verringern. Dann gäbe es zudem keine emotionalen Fehlentscheidungen mehr und die Politik verliefe „regelgebunden“ und transparent, ganz gemäß den einprogrammierten Algorithmen.

Dieser Artikel erschien zuerst als Kolumne auf capital.de, dem Online-Portal des Wirtschaftsmagazins Capital.


Über den Autor:
Dr. Christoph Bruns ist Fondsmanager und Mitinhaber der Fondsgesellschaft Loys mit Sitz in Oldenburg.

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