Investieren in Naturkatastrophen „Irma hat zu mehr Aufmerksamkeit für Cat-Bonds geführt“

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Wie genau ist denn das Risiko definiert?

Haefliger: Das Risiko ist im zugrundeliegenden Rückversicherungsvertrag definiert. Es kann einzelne Risiken wie Erdbeben in einer bestimmten Region oder aber auch das gesamte Buch derjenigen Versicherung, die den Cat-Bonds begibt, umfassen. Wir müssen daher genau analysieren, was für Risiken genau gedeckt sind, wo sich die versicherten Werte befinden und was genau ein Auslöser für einen Versicherungsschaden sein kann.

Es sind ausschließlich Naturgewalten?

Haefliger: Fast ausschließlich, aber dort nicht alle gleichermaßen. Ein Tsunami oder Überschwemmungen sind selten durch CAT Bonds (rück)versichert. Entscheidend ist das Zusammenkommen von hohen, versicherten Werten und Naturgefahren. Ein kleinerer Anteil der Katastrophenanleihen umfasst auch Pandemie-Risiken etwa bei Grippewellen.

Welche Auszahlungsmechanismen (Trigger) gibt es?

Haefliger: Die meisten Cat-Bonds sind sogenannte Indemnity-Strukturen. Der Trigger beruht bei ihnen auf den tatsächlich entstandenen Schadenszahlungen der Versicherung, die das Risiko auf den Kapitalmarkt transferiert hat. Ab einer vordefinierten Summe erfolgt die Schadenszahlung aus dem Nominal des CAT Bonds. Bei parametrischen Bonds knüpft der Trigger etwa bei einem Erdbeben an eine bestimmte Magnitude oder bei einem Hurrikan an einen bestimmten Luftdruck. Weitere Modelle bauen auf einem Index von Schäden der gesamten Versicherungsindustrie auf. Wir haben Bonds mit unterschiedlichen Trigger-Mechanismen im Portfolio.

Welche Auswirkungen hatte denn Irma auf Ihre Cat-Bonds?

Haefliger: Schon bevor der Hurrikan die Küste erreicht hat, war der Markt nervös. Nur einen Tag, nachdem IRMA auf Florida traf, wussten wir dann aber schon, dass in unserem Portfolio bei bis zu drei Positionen eine Teil- oder eine Vollauszahlung ausgelöst werden könnte – der Verlust insgesamt aber 1 Prozent nicht überschreiten sollte. Wir konnten also unsere Anleger sehr schnell beruhigen. In der Woche darauf haben wir bereits wieder einen Teil des Kursnachlasses gut gemacht.

Was ist der Vorteil von Cat-Bonds im Vergleich zu anderen Assetklassen?

Haefliger: Es gibt nahezu keine Korrelation zu Aktien-, Renten-, Commodity-, oder Immobilienindizes, weil es keine kausalen Zusammenhänge zwischen Marktereignissen und Naturgefahren gibt. Wenn der Aktienmarkt abstürzt, löst das keinen Hurrikan aus. Wenn ein Notenbankchef den Leitzins erhöht, bleibt das ohne Einfluss auf die Prämien. Daher eignet sich die Anlageklasse sehr gut als Beimischung. Große institutionelle Investoren, Stiftungen und Pensionskassen allokieren in der Regel zwischen 2 und 7 Prozent ihres Portfolios auf Cat-Bonds. Die Obergrenze würde ich bei etwa 10 Prozent sehen. Die Kompensation zum eingegangenen Risiko ist im Cat-Bonds-Bereich sehr attraktiv, zumal IRMA die Prämien wahrscheinlich wieder ansteigen lassen wird.

Angesichts der häufigen Naturkatastrophen, welche Perspektiven hat die Anlageklasse?

Haefliger: Man kann den Eindruck haben, dass es ständig bebt und stürmt, aber das ist eine subjektive Wahrnehmung. Derart große Naturkatastrophen haben nur leicht zugenommen. Der letzte Hurrikan vor Irma, der einen Trigger ausgelöst hat, fand vor zwölf Jahren statt. Versicherungsabhängige Anlagen sind daher auch keine Wette der Versicherungsindustrie gegen höhere Schadensfrequenz. Insgesamt sind seit 1996 ungefähr 800 Cat-Bonds aufgelegt worden und nur sechs davon sind voll oder zum Teil ausgefallen. Der Markt für Cat-Bonds ist stetig gewachsen und liegt nun bei 30 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung. Die Tendenz ist weiter zunehmend.

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