Interview mit Single Family Office „Für Single Family Offices sind Search Funds bisher eine verkannte Chance“

Christian Malek und Elena Trukhina

Christian Malek und Elena Trukhina: Aus dem eigenen Single Family Office wurde ein Casting für Geschäftsführer. Foto: Novastone Capital Advisors

private banking magazin: Herr Malek, Sie haben ursprünglich ein Single Family Office gegründet. Nun veranstalten Sie Castings. Klingt kurios. Was ist in der Zwischenzeit passiert?

Christian Malek: Viele Single Family Offices sind inzwischen sehr unternehmerisch aufgestellt. Auch Novastone Capital, ein Single Family Office aus der Schweiz, das ich zusammen mit Elena gegründet habe. Für unser Portfolio bedeutet unternehmerisches Investieren normalerweise Private Equity und Venture Capital. Allerdings sind diese Anlageklassen in den Industrienationen durch die großen Cash-Injektionen der Zentralbanken ziemlich überbewertet, die Preise zuletzt immer weiter gestiegen. Deswegen haben wir bereits seit längerer Zeit in sogenannte Search Funds investiert.

Search Funds sind wahrscheinlich nicht allen ein Begriff. Was steckt dahinter?

Elena Trukhina: Es gibt das Konstrukt Search Fund seit den 80er Jahren. Erfunden wurden sie in den USA aus den großen Universitäten wie Stanford und Harvard heraus, deswegen sind sie in Europa nicht weit verbreitet. Die ziemlich gute Idee dahinter ist, dass viele junge Unternehmer oder Masterstudenten am liebsten direkt nach ihrem Abschluss ein Unternehmen übernehmen wollen. Natürlich fehlt ihnen dafür aber meist das Kapital. Deshalb treffen sie eine Abmachung mit Co-Investoren, die ihnen Geld für die Übernahme des ausgesuchten Unternehmens zur Verfügung stellen – wenn die neuen Geschäftsführer im Gegenzug gewisse Renditekriterien erfüllen. Am Ende können so die Co-Investoren und der neue Geschäftsführer gleichzeitig profitieren.


Nur: Wo kommt dabei Ihr Casting ins Spiel?

Malek: Mit dem Family Office waren wir lange Co-Investor dieser Search Funds. Allerdings war dabei unsere Auswahlmöglichkeit begrenzt: Wir mussten ja immer erst auf einen Masterstudenten warten. Das trägt außerdem ein hohes Risiko in sich. Zwischen 30 und 50 Prozent der Search Funds sind bei der Unternehmenssuche nämlich gar nicht erfolgreich. Und selbst wenn, dann haben wir Geld in einen Unternehmer investiert, der eigentlich ziemlich unerfahren ist. Das alles ist für eine einzelne Investorenfamilie ziemlich zeitaufwendig. Nach und nach reifte darum die Idee, es selbst in die Hand zu nehmen – und dass nicht Masterstudenten, sondern Berufstätige in der Mitte ihrer Laufbahn die besten Kandidaten für Search Funds sind. Wir wagten im Family Office also einen ersten Versuch – und die Erfahrung war überwältigend. Daraus ist das entstanden, was Sie gerade als Casting bereits angesprochen haben.

Wie sieht dieses Casting aus?

Malek: Wir erhalten beim Search Fund Novastone Capital Advisors über 5.000 Bewerbungen pro Jahr von Arbeitnehmern im mittleren Alter, die gerne ein Unternehmen führen und besitzen würden, denen aber das nötige Kapital dafür fehlt. Die Bewerber werden dann bei sechs verschiedenen Terminen gecastet. Kommendes Jahr bieten wir nur noch vier Termine an und werden im Bewerbungsverfahren noch selektiver werden.