Institutionelle Anleger im Niedrigzinsumfeld „Ich schließe eine Existenzgefährdung nicht aus“

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Hier ist der Asset Manager als Partner in der Lage, zum einen eine „klassische Losgrößentransformation“ – also das Pooling vieler kleiner Investitionssummen – zu organisieren und dann aufgrund seiner Expertise auch den Auswahlprozess (Due Diligence) zu organisieren, sodass am Ende dieses Prozesses eine saubere Selektion und ein diversifiziertes Portfolio steht. So kann man auch kleineren und mittleren Marktteilnehmern auf qualitativ hohem Niveau Zugang zu diversifizierten Portfolios im Bereich der alternativen Investments gewährleisten.

Investoren sollten allerdings, nicht nur im Sinne der Aufsicht, so viel Expertise inhouse vorhalten, dass sie ihren Partner aus dem Asset Management sachgerecht auswählen, und in seiner Arbeit überwachen können.

Ein Ratschlag, der auch für größere Unternehmen gelten sollte.

Schellenberg: Selbstverständlich. Dafür ist doch die Anlageklasse viel zu komplex und zu international. Eine Make-or-Buy-Entscheidung ist durchaus auch schon bei größeren Unternehmen wichtig, allein vor dem Hintergrund, dass der Anteil an alternativen Investments am Gesamtportfolio durch regulatorische Rahmen begrenzt ist.

Wo setzt die UBS da an?

Schellenberg: Als großes global agierendes Haus haben wir in ganz unterschiedlichen Bereichen Lösungen anzubieten. Sei es im Bereich Real Estate oder Private Equity. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle den Bereich Infrastruktur „Debt“, der in Deutschland außerhalb einiger spezieller Projekte gerade im Bereich erneuerbare Energien noch recht wenig besetzt ist.

Die großen öffentlichen Projekte, die hier angeboten wurden, wie etwa der Autobahnring Amsterdam, können bei bestehendem Zinsumfeld auch nicht mehr als attraktiv angesehen werden. Daneben existiert allerdings ein Private-Markt in dem Finanzierung nachgesucht werden im Bereich „Brownfield". So nennt man bestehende und laufende Anlagen, die sehr attraktiv sein können. Auf diesen Markt, dessen Zugang von der Erfahrung und Expertise der Marktteilnehmer abhängt, haben wir uns mit unserem Team konzentriert und sind dabei ein Portfolio, gerade für die Bedürfnisse auch deutscher institutioneller Kunden, aufzubauen.

Ein Beispiel ist die Finanzierung eines Fährbetriebs zwischen Dänemark und Schweden. Das Unternehmen mit angeschlossenem Hafenbetrieb gibt es seit über 100 Jahren. Die Finanzierung mit einem Volumen von rund 250 Millionen Euro bietet bei einer Laufzeit von sieben Jahren und einem unabhängigen Investment-Grade-Rating eine Rendite von Mid Swap, also etwa 50 Basispunkten, plus 360 Basispunkte. Diese sofort beginnenden Zahlungen sind eigentlich das, was Versicherungen und Versorgungswerke derzeit für ihre Portfolios brauchen und suchen.

Gibt es Zielgrößen unter Asset-Liability- und Diversifikations-Gesichtspunkten, mit welchem prozentualen Einsatz ein institutioneller Investor in alternativen Asset-Klassen unterwegs sein sollte?

Schellenberg: Je nach Definition. Zählen Immobilien dazu oder nicht? Ich rate zu einer Quote von 10 bis 20 Prozent. Interessant ist, dass Studien zeigen, dass ohne regulatorische Begrenzung der Anteil regelmäßig höher ausfällt, als er unter Berücksichtigung der gesetzlichen Rahmenbedingungen erlaubt ist.

Auf der anderen Seite werden vielfach bestehende Anlagegrenzen nicht ausgeschöpft. Hier sind sowohl Anbieter als auch Anleger gefragt, für bessere Transparenz und Know-how-Transfer zu sorgen, um das Verständnis für alternative Investments zu verbessern und den Zugang, mit den entsprechenden Anforderungen an Reporting und Risikokontrolle, zu erleichtern.

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