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Green Bonds „Grüne Pure Plays“ dürften die bessere Wahl sein

Die bescheidenen Anfänge des Marktes für sogenannte Green Bonds gehen auf das Jahr 2007 zurück. Damals gab die Europäische Investitionsbank erstmals Climate Awareness Bonds aus. Seither ist dieser Markt von 1,48 Milliarden US-Dollar 2007 auf 173,61 Milliarden US-Dollar 2017 expandiert. Einerseits ist dieses Wachstum beeindruckend, denn grüne Anleihen sind rechtlich nicht sicherer als herkömmliche Papiere. Andererseits ist das Volumen der Green Bonds unbedeutend, wenn man es mit den 6 Billionen US-Dollar vergleicht, die laut OECD jedes Jahr investiert werden müssen, um die Infrastruktur so zu ertüchtigen, dass sie zumindest klimaresistent wird.

Es ist fraglich, ob das Wachstum anhalten und die von der OECD genannten Zahlen erreichen kann. Das Volumen der im Jahr 2018 ausgegebenen Green Bonds wuchs 2018 um nicht einmal 5 Prozent, ein deutlicher Hinweis, dass das Wachstum abflaut.

Der Markt kommt Anlegern mit einer Präferenz für grüne Produkte entgegen

Damit eine Anleihe als „grün“ eingestuft wird, muss sie bestimmte „grüne Projekte“ finanzieren. Außerdem muss der Emittent zusätzliche Anforderungen erfüllen, die in einer Reihe freiwilliger Richtlinien – den Green Bond Principles (GBP) – festgeschrieben sind.

Dabei sind grüne Anleihen Schuldinstrumente wie andere Anleihen auch. Sie unterliegen zusätzlichen Meldepflichten, bieten aber hinsichtlich der Bonität keinerlei Vorteile. Aus dieser Perspektive sind die hohen Wachstumsraten, die der Markt für Green Bonds seit zehn Jahren verzeichnet, überaus beeindruckend. Doch während sich das Wachstum „grüner Anleihen“ in letzter Zeit abkühlt, gilt dies nicht für die Emission nachhaltiger Schuldtitel. Grüne Kredite, nachhaltigkeitsorientierte Darlehen, grüne Hypotheken – all dies sind die Antworten des Marktes auf die Nachfrage der Anleger nach Papieren, die über klassische Produkte hinauskommen.

Zwar schreiben die GBP keine formale Mindestgröße vor, aber Investoren streben im Allgemeinen eine Größenordnung an, mit der ausreichend Liquidität und die Aufnahme in einen Index gewährleistet sind. Dies entspricht in der Regel rund 300 Millionen US-Dollar – was für viele Unternehmen schlichtweg zu viel Geld ist. Für diese Unternehmen stellen daher nachhaltigkeitsorientierte Kredite eine realistischere Möglichkeit dar, die wachsende Zahl umweltbewusster Anleger ins Boot zu holen. Diese Kreditinstrumente mit Nachhaltigkeitszielen können im Umfang kleiner als Green Bonds sein und lassen sich an den jeweiligen Emittenten genau anpassen.

Das Wachstum solcher Produkte legte 2018 sprunghaft um 677 Prozent zu. Daran lässt sich ablesen, dass der Markt nur allzu willig Innovationen finanziert und Anlegern mit einer Präferenz für grüne Produkte entgegenkommt. Gleichzeitig werden diese Produkte auch für breiteste Anlegerkreise zugänglicher: Im April 2018 brachte Barclays die erste grüne Hypothek auf den Markt.

Wie lässt sich die übermäßige Nachfrage nach teureren Wertpapieren erklären?

Aus Anlegersicht lässt sich der Aufschlag für Green Bonds nur schwer erklären. Wir meinen: Die wissenschaftliche Literatur hat den Nachweis versäumt, dass Green Bonds nur deshalb teurer sind, eben weil sie grün sind – denn das grüne Etikett bietet schlichtweg keine bessere Bonität. Der höhere Preis lässt sich unseres Erachtens mit der Nachfrage nach grünen Instrumenten erklären: Gegenüber der hohen Anzahl von Marktteilnehmern mit ökologischer Ausrichtung ist das Angebot zu klein.

Rund die Hälfte grüner Anleihen wird nachhaltig orientierten Anlegern zugeteilt. Dies bedeutet, dass der beträchtliche Rest der Nachfrage von Anlegern stammt, deren Mandat keine Bevorzugung von Impact gegenüber Rendite beinhaltet. Suchen auch diese Anleger nach der Umweltdividende beziehungsweise dem Impact an sich? Oder wollen sie andere Marktteilnehmer ausstechen und zahlen deshalb einen Aufpreis für Schuldtitel mit grünem Etikett?

Es stellt sich die Frage: Wäre es aus Anlegersicht vor diesem Hintergrund nicht sinnvoller, nach Unternehmen zu suchen, die Produkte für eine CO2-arme Zukunft anbieten, aber ihre Anleihen nicht als „grün“ bezeichnen? Auf diese Weise erhielten die Anleger höhere Renditen auf ihre nicht als grün etikettierten Schuldtitel und würden gleichzeitig einem Teil des Marktes Liquidität bereitstellen, der davon im Sinne des Umbaus der Welt zu mehr Nachhaltigkeit profitieren könnte. Solche Unternehmen, die auch als „grüne Pure Plays“ bezeichnet werden, sollten laut Suzanne Buchta, einer der Autorinnen der ursprünglichen Green Bond Principles, unbedingt als diesen entsprechend eingeordnet werden.

Die Ansicht, dass Etiketten und Wertungen praktisch sind und Chancen bieten, ist auf den Anleihenmärkten nichts Neues. Doch die meisten gründlichen Anleihenanalysen beruhen auf der Tatsache, dass Ineffizienzen existieren und ein sorgfältig auswählender Investor diese erkennen muss. Nicht zertifizierte klimaschutzorientierte Anleihen bieten demnach Chancen für Anleger, die Wert auf den Schutz der Umwelt legen.