Firstfive-Vorstand Jürgen Lampe Wie der Konkurrenzkampf im Private Banking tobt

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Es stellt sich somit die Frage, das Wievielfache des Risikoeinsatzes verdient wurde beziehungsweise wie hoch die realisierte Prämie je übernommener Risikoeinheit ist. Dieses kommt in der anerkannten Finanzkennzahl „Sharpe-Ratio“ zum Ausdruck. Die Sharpe-Ratio ist der Quotient aus der Überrendite und dem gesamten (historischen) Risiko eines Depots. Die Überrendite ergibt sich aus der Rendite des Portfolios nach Abzug des „risikolosen Zinses“ und stellt damit die Leistung des Managers dar. Damit lassen sich unterschiedlich strukturierte Portfolios in eine eindeutige Rangfolge bringen. Durch die Risikoadjustierung der Portfolio-Erträge würde die Sharpe-Ratio einen fairen Performance-Vergleich ermöglichen, wenn die Renditen nach einem einheitlichen Standard berechnet werden.

Die Sharpe-Ratio verliert an Aussagekraft bei negativen Renditen, da dann ein höheres Risiko zu einer besseren (weniger negativen) Sharpe-Ratio führt und damit die Rangfolge auf den Kopf stellen würde. Trotzdem werden auf dieser Basis erstellte Ranglisten in unterschiedlichen Medien veröffentlicht. Nur in wenigen Fällen wird die Berechnung einer negativen Sharpe-Ratio unterdrückt.

Einzig die firstfive AG hat sich vor dem Hintergrund der schwachen Aktienmärkte in 2008 zu einer Modifizierung der Berechnung der Sharpe-Ratio veranlasst gesehen. Um die Rangfolgeeigenschaft und einen fairen Performance-Vergleich auch bei negativen Ergebnissen beizubehalten, wird in diesen Fällen als Kennzahl der Wert des Produkts aus der negativen Überrendite und dem Risiko berechnet, der aus Darstellungsgründen noch mit 100 multipliziert wird. Diese Methodik ist in der Fachliteratur bereits seit 2005 verankert und wurde erstmals in der Arbeit von Craig L. Israelsen (A Refinement to the Sharpe Ratio and Information Ratio, Journal of Asset Management (5), April, 2005, Nr. 6, S. 423-427) vorgestellt.

William F. Sharpe hat 1965 das Risikomaß der Volatilität zur Grundlage seiner Kennzahl zur Messung des Rendite-Risiko-Verhältnisses genommen. Die Schwankungen der Renditen haben sich seitdem als einfaches Risikomaß breit etabliert, das allerdings die asymmetrischen Ausprägungen von Gewinnen und Verlusten nicht berücksichtigt. Diese werden erst bei den nächsthöheren Momenten in der Risikobetrachtung berücksichtigt:

Leistungstransparenz durch Vereinbarung einer Benchmark

Der Finanzdienstleister ist gesetzlich verpflichtet eine angemessene Bewertungsmethode und eine aussagekräftige Vergleichsgröße festzulegen, damit der Kunde die Leistung des Vermögensverwalters bewerten kann. Die Wertentwicklung eines Wertpapierdepots soll vergleichbar werden.

Vorgaben für die (einheitliche) Festlegung einer aussagekräftigen Vergleichsgröße werden nicht gemacht. Im institutionellen Geschäft ist die Vereinbarung einer Vergleichsgröße (Benchmark) branchenüblich. Sind einem Fondsmanager nur die Anlagemöglichkeiten innerhalb bestimmter Segmente wie zum Beispiel der im Dax enthaltenen Unternehmen vorgegeben, ist die Outperformance des entsprechenden Aktienindexes ein guter Leistungsmaßstab.

In der individuellen Vermögensverwaltung sind Marktindices als Leistungsmaßstab weniger geeignet, da die Depotstruktur nur äußerst selten mit einer Index-Benchmark vergleichbar ist. Dies gilt für die Einzeltitelauswahl genauso wie beispielsweise für die durchschnittlichen Restlaufzeiten der Rentenanlagen. Auch eine Kombination aus mehreren Indices aus dem Aktien- und Rentenbereich verbessert die Situation nicht und führt in Abhängigkeit vom Ergebnis häufig nur noch zu Diskussionen über die Eignung der Benchmark.

Insbesondere vor diesem Hintergrund erfreut sich der MSCI World Index als Leistungsmaßstab für Aktienmandate großer Beliebtheit bei den Portfoliomanagern. Einerseits ist es ein Kursindex, der Dividenden unberücksichtigt lässt. Andererseits ist der Index mit über 1.600 Aktien aus mehr als 23 Ländern so breit diversifiziert, dass er überhaupt nicht in einem Depot abbildbar und in positiven Marktphasen leicht, zum Beispiel durch den deutschen Aktienmarkt, zu schlagen ist. Der Dax wäre als Performanceindex, der Dividenden und sonstige Erträge berücksichtigt, eine deutlich anspruchsvollere Messlatte. Fraglich bleibt, ob dieser Index im Einzelfall tatsächlich geeignet ist.

Die Erfahrung zeigt, dass die Eignung von Marktindices vom Vermögensverwalter nur dann in Frage gestellt wird, wenn die Benchmark nicht geschlagen wurde. Schnell werden Gründe gefunden, warum die Depotstruktur in der Berichtsperiode nicht zur Benchmark passte und diese für die Zukunft angepasst werden sollte. Im umgekehrten Fall wird nicht hinterfragt, ob die Benchmark nur geschlagen wurde, weil diese nicht der Depotstruktur entsprach.

Diese Manipulationsmöglichkeit in der Ergebnisdarstellung besteht im Übrigen auch bei einer Vielzahl von Finanzkennzahlen, die einen Referenz- oder Vergleichsindex als Berechnungsgrundlage haben. Dieses gilt zum Beispiel für Jensen’s Alpha, das Beta, die Information-Ratio oder das Treynor Maß.

Die Leistung eines Portfoliomanagers kann am Besten im direkten Vergleich zu anderen professionellen Anbietern beurteilt werden. Unter der Prämisse einer einheitlichen Feststellung der Performance ergibt sich ein objektiver Wettbewerbsvergleich. Diesen liefert die firstfive AG auf Basis von rund 300 realen Depots bereits seit dem Jahr 2000. In vier Risikoklassen werden die klassischen Anlagestrategien (konservativ, ausgewogen, moderat dynamisch und dynamisch) abgebildet. Die Performance im Durchschnitt sämtlicher Depots einer Risikoklasse wurde auf den 01.01.2013 indexiert. Die Berechnungen der firstfive wealth-management-indices erfolgen monatlich und die Preisveröffentlichungen auf der Homepage der firstfive AG und u.a. auf www.finanztreff.de Die Datenhistorien können kostenfrei über vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste AG oder die firstfive AG bezogen werden.

Die firstfive-indices sind nur unter der Prämisse geeignet, dass die Performance nach einer einheitlichen Berechnungsmethode ermittelt wurde. Dieses trifft nur für Depots zu, die dem Leistungsvergleich der firstfive AG unterzogen werden. Für andere Portfolios muss der Vorbehalt gemacht werden, dass die Ergebnisse im Zweifel nur bedingt vergleichbar sind.

Der einfachste und transparenteste Leistungsmaßstab ist die Vereinbarung einer festen Zielgröße. Für die „risikolose Geldanlage“ auf einem Festgeldkonto bei der Bank benötigt man keinen Vermögensverwalter. Dessen Leistung zeigt sich in welchem Umfang er den sogenannten risikolosen Zins für Termingelder nach Abzug der Verwaltungskosten übertrifft. Als angemessene und aussagekräftige Vergleichsgröße bietet sich daher ein entsprechender Vergleichszins, wie zum Beispiel Eonia 12-Monatslaufzeit, an. Eonia steht für Euro Overnight Index Average und stellt den durchschnittlichen Inter Bankensatz für Tagesgeld dar. Bei einem Zins von beispielsweise 0,25 Prozent p.a. und einem Leistungsaufschlag von 400 Basispunkten wäre eine Benchmark von 4,25 Prozent p.a. vereinbart. Eine klare Messlatte und ein anspruchsvolles Ziel.