Passives Alpha Die Suche nach geeigneten ESG-ETFs als Basisinvestment

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Zur Veranschaulichung der Bedeutung einer angemessenen Systematisierung der Indexselektion bei nachhaltigen ETFs dient an dieser Stelle das US-Universum. Dem Anspruch der Vollständigkeit hinsichtlich der Berücksichtigung aller Indizes und Anbieter können wir vor dem Hintergrund der Dynamik bei diesem Anlagethema und der ständig steigenden Anzahl verfügbarer ETFs nicht in Gänze gerecht werden. Dennoch wollen wir, dass unsere Stichprobe die Landschaft der nachhaltigen US-ETFs effizient abbildet. Daher besteht das initiale Universum aus allen in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen ETFs, die laut Prospekt und der Morningstar-Datenbank als US-ESG-ETFs kategorisiert sind.

Das Ergebnis war eine Liste aus 27 ETFs. Sie enthält allerdings auch ETFs, die einen sehr kurzen Track Record aufweisen oder die einen Mix aus passiven und aktiven Elementen verkörpern – also solche, die proprietäres Research nutzen und damit streng genommen keinen Index der Drittanbieter replizieren. Hierzu zählen zum Beispiel Produkte wie die Fonds von Fidelity oder J.P. Morgan) Da der Fokus auf einer Analyse möglichst langlaufender Daten und auf den zu replizierenden Indizes abbildender ETFs liegen soll, werden diese und Produkte mit zu kurzer Historie aus dem Sample ausgeschlossen.

Die finale Liste für die hiesige Analyse enthält 20 US-ESG-Indizes. Sie werden von elf ETF-Anbietern repliziert und sind in Deutschland als ETF erwerbbar. Für jeden Index in der Liste liegen uns Preisdaten bis Juli 2016, die Kostenstruktur der replizierenden ETFs sowie der ESG-Sustainalytics-Score vor. Um Neutralität hinsichtlich der Produktauswahl zu bewahren, werden in der folgenden Produktübersicht nicht die ETF-Anbieter benannt, sondern jene nachhaltigen Indizes, die durch ihre ETFs abgebildet werden. Sie bilden das inhaltliche Objekt dieser Untersuchung.

Zudem zielt die Analyse mehr auf die Aufdeckung der Zusammenhänge ab und soll weniger eine präferierte ESG-Variante aufzeigen. Die vollständige Liste der zu untersuchenden nachhaltigen Indizes für den US-Markt ist der nachstehenden Tabelle zu entnehmen:

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Morningstar, Factsheets, Webpages der Fondsgesellschaften, Stand der Daten: April 2021

Wesentliche Parameter bei der Auswahl von Investments – ob nachhaltige ETFs oder nicht – sind zum einen die laufenden Kosten (als Proxy für die Gesamtkosten wird hier die Total Expense Ratio, kurz TER, herangezogen), und zum anderen der Tracking Error, der aus der Integration der ESG-Charakteristika resultiert. Der positive Zusammenhang zwischen den beiden Variablen ist sehr gut aus dem Bereich der aktiven Manager bekannt, wo aktives Management zu höheren Kosten führt. Interessant ist jedoch zu sehen, wie das Zusammenspiel beider Kennzahlen für rein „passive“ nachhaltige ETFs aussieht. Es stellt sich zudem die Frage, ob starke Divergenzen zwischen den Produkten hinsichtlich Kosten und aktivem Risiko erkennbar sind.

Wenn es um Kosten grüner ETFs geht, ist es unserer Meinung nach wichtig, die Differenz zwischen den Kosten von nachhaltigen und nicht nachhaltigen ETFs im Auge zu behalten. Denn für Performance, Risiko und Kosten eines grünen ETFs gibt es mit dem „braunen“ klassischen Index immer einen klaren Vergleichsindex. Deswegen verwenden wir für unsere Analyse anstatt der absoluten TER die Exzess-Kosten, die sich als TER-Differenz zwischen einem grünen ETF und der klassischen Benchmark (in unserem Fall der MSCI USA ETF beziehungsweise S&P 500 ETF mit jeweils einer TER von 5 Basispunkten berechnen lassen. Der Zusammenhang ist in der unteren Grafik dargestellt. Auf der X-Achse sind die aktiven Risiken (Tracking Error) abgebildet, während auf der Y-Achse die Mehrkosten (Exzess-Kosten) der nachhaltigen ETFs abgetragen sind.

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Quelle der Daten: Morningstar, Bloomberg, eigene Berechnungen

Der Zusammenhang von Kosten und Tracking Error ist auch für die nachhaltigen ETFs stark positiv. Das bedeutet: Je mehr aktives Risiko eingegangen wird, desto teurer sind die ETFs. Dieser Zusammenhang lässt sich anhand eines linearen Modells gut approximieren. Die meisten Punkte liegen auf der Regressionslinie beziehungsweise befinden sich innerhalb des 95-Prozent-Konfidenzintervalls. Es ist aber auch eine Dispersion pro Tracking-Error-Level erkennbar. Dies bedeutet, dass die ETF-Anbieter für relativ ähnliche nachhaltige Indizes unterschiedliche TER in Rechnung stellen. Dieser Effekt ist nicht signifikant und kann leicht im Rahmen der ETF-Selektion neutralisiert werden.

Viel wichtiger ist die Feststellung, dass der Achsenabschnitt der Regressionslinie positiv ist, was impliziert, dass alle ETFs teurer sind als ihre klassischen nicht nachhaltigen Varianten. Die Differenz ist schon bei den „Light Green“-Produkten positiv und kann je nach Index-Variante bis zu 20 Basispunkte Mehrkosten bedeuten. Dieser Effekt ist signifikant und hat je nach ETF-Quote im Gesamtportfolio einen massiven Einfluss auf dessen Kostenbasis. Die Konsequenz daraus lautet: Wenn der Investor das gewünschte aktive Risiko kennt, so kann er durch die gezielte Auswahl einer passenden ETF-Variante also durchaus relevante Kosten sparen.