Anlegerängste Liegen Europas Banken auf der Intensivstation?

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Unterschiedliche Risikoprofile

Um dies zu überprüfen haben wir den Sektor gemäß des Risikoprofils in zwei Gruppen unterteilt: in riskante und weniger riskante Banken. Die prognostizierte Dividendenrendite war für beide Gruppen hoch, aber die Erwartungshaltung, ob diese Dividenden auch tatsächlich ausgezahlt werden, unterscheidet sich deutlich.



Die weniger riskanten Banken scheinen weitaus widerstandsfähigere Bilanzen und Kreditbücher zu besitzen. Daher ist es bei diesen Häusern unserer Einschätzung nach auch wahrscheinlicher, dass sie die Dividendenwachstumserwartungen erfüllen.

Langfristige Perspektive wichtig

Ein weiteres Problemfeld für die europäischen Geldinstitute ist die Einschätzung ihrer Profitabilität. Die Pessimisten glauben nicht, dass Banken in einem derart niedrigen Zinsumfeld ihre Ertragskraft steigern können. In der Tat beruht ihr Kerngeschäft auf dem Spread zwischen Einlagen und Krediten, und diese Marge steht zurzeit unter großem Druck.

Für langfristige Anleger gibt es jedoch noch einen anderen Aspekt dabei: Zwar dürfte die Geldpolitik auch in diesem Jahr locker bleiben, aber die Zinsen können nicht ewig so niedrig bleiben. Wenn die Konjunktur letztendlich Fahrt aufnimmt, werden auch die Zinsen wieder anziehen. Und dann sind die europäischen Banken gut positioniert, um die Konditionen für Einlagen und Kredite wieder profitabel zu gestalten.

Des Weiteren erschwert die extreme Volatilität den wirklich langfristigen Ausblick für Investoren auf die Entwicklungschancen von Bankentiteln. Eben solch eine Perspektive sollten Anleger unseres Erachtens aber gerade jetzt einnehmen. Bei derart niedrigen Bewertungen glauben wir, dass ausgewählte europäische Banken in den kommenden Jahren überdurchschnittlich hohe Anlagerenditen abwerfen werden.


Über den Autor:
Tawhid Ali ist Investmentchef und Direktor für die Analyse von europäischen Substanzaktien bei AB in London.

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