Jörg Stotz im Interview „Der Fonds ist Gewinner zahlreicher Regulierungsvorhaben“

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Wo sieht sich die Hansainvest im diesem Marktumfeld?

Stotz: Wir sehen uns als serviceorientierter Anbieter für Fondslösungen mit der Kompetenz für alle Vehikel und Assets. One-stop-shop sein zu wollen, ist dabei eine strategische Positionierung. Wir erkennen, dass sich die großen auf Wertpapierlösungen fokussierten KVGen mittlerweile für Lösungen für andere Assets wie Immobilien öffnen.

Gleichzeitig beschäftigen sich einige Immobilien-KVGen erstmalig mit dem Thema Wertpapierfonds. Die Branche der Service-KVGen entwickelt sich insgesamt in eine ähnliche Richtung, nur von verschiedenen Richtungen aus kommend. Für uns ist es daher klares Ziel, sich besser früher als zu spät als umfassender Service-Anbieter rund um das Fondsthema zu positionieren.

Gerade der Fondsstandort Luxemburg dürfte deutschen Service-KVGen aber um Längen voraus sein.

Stotz: Es ist ein weitverbreiteter Irrtum, dass Luxemburg in allen Fragen der Ausgestaltung von Fonds flexibler, schneller und günstiger ist. Nehmen Sie einen einfachen Wertpapierfonds. Den bekommen sie mittlerweile schneller und günstiger in Deutschland aufgelegt. Geht es um speziellere Themen wie Infrastruktur-Investments für institutionelle Anleger, geht man besser nach Luxemburg, weil es dort in aller Regel flexiblere Möglichkeiten gibt. Entsprechend sind wir froh, in beiden Ländern vertreten zu sein.

Vollumfänglicher Anbieter auf der Seite der rechtlichen Vehikel, OGAW- oder AIF, ist die Hansainvest bereits. Wie sieht es hinsichtlich der Assets aus?

Stotz: Da haben wir bis auf die Kategorien Flugzeug, Elektroautos und Container die Erlaubnis für alle Asset-Klassen. Seit Juni dieses Jahres ist mit Marc Drießen nun ein ausgewiesener Experte aus der geschlossenen Fondswelt Teil der Hansainvest-Geschäftsführung. Mit ihm werden wir nun auch die Zulassung für die verbliebenen Assetklassen im 1. Quartal bei der Aufsicht beantragen.

Kann man sich denn überhaupt leisten, bei allen verschiedenen Asset-Klassen das nötige Know-how vorzuhalten?

Stotz: Dazu muss man wissen, dass die BaFin die Beurteilung personenbezogen auf der Ebene der Geschäftsleitung vornimmt. Ein Know-how-Nachweis zu einer Asset-Klasse auf der zweiten Ebene reicht hier nicht. Bedingung ist, dass Wissen nicht nur in der Theorie, sondern auch aus praktischen Erfahrungen im Umgang mit entsprechenden Assets besteht. Zudem muss man die Rolle einer Service-KVG verstehen.

Unsere Aufgabe ist, zu verstehen, was in einem Investmentvehikel passieren kann und wo Risiken entstehen können. Wenn wir das einschätzen können, trauen wir uns die Administration zu. Und dass immer mit dem Ziel, die Interessen der Anleger zu wahren. Was hingegen nicht unsere Aufgabe ist, ist das Portfoliomanagement und die Verantwortung des konkreten Anlageerfolges.

Haben Sie abseits der BaFin-Regulierung schon einmal mögliche Kunden abgelehnt?

Stotz: Die Partnerwahl ist ein ganz wichtiges Thema, gerade vor dem Hintergrund der Historie der geschlossenen Fondswelt. Die Analyse des Partners ist Teil des Due-Diligence-Prozesses. Letztlich wollen wir im Idealfall mögliche Haftungs- und Reputationsrisiken ausschließen. Und ja, wir sind bereits einige Projekte nicht eingegangen.


Über den Autor:
Jörg Stotz ist Geschäftsführer Hansainvest (Hanseatische Investment-GmbH), einer Tochter der Signal-Iduna-Tochter, die Vermögenswerte von rund 21 Milliarden Euro betreut. Für die Service-Kapitalverwaltungsgesellschaft ist Stotz bereits seit 1998 tätig.

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