Haftungsrisiken inklusive Was tun, wenn der Kunde Demenz zu haben scheint

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Erste Zeichen

Eine demenzielle Erkrankung kommt nicht von einem auf den anderen Tag. Angehörige und Betroffene haben das Gefühl, dass sich die Demenz langsam ins Leben schleicht.

Erste Anzeichen für eine mögliche demenzielle Erkrankung können sich im Nachlassen der Gedächtnisleistung (Kurzzeitgedächtnis) bemerkbar machen. Neben Stimmungsschwankungen denken und sprechen Betroffene langsamer. Termine werden vergessen, eben Gehörtes wird nicht behalten oder der Betroffene weiß nicht mehr, was er gestern unternommen hat.

Nachlassende Konzentration, erhöhte Ablenkbarkeit, und der Verlust des Gesprächsfadens sind weitere Parameter.

Weil komplexes Denken schwer fällt, werden die Zusammenhänge nicht erkannt, falsche Schlussforderungen gezogen und die Bedeutung von Zahlen wie der Umgang mit Geld gehen allmählich verloren. Anspruchsvollere, nicht alltägliche Tätigkeiten, können zu Überforderungen führen.

Für Ausstehende, wie den Banker, ist es oft schwierig die Merkmale zu erkennen, weil Betroffene mal verwirrt sind und mal klar denken können. Kommt es zu einer Häufung einzelner Symptome, sollten die Zeichen wahrgenommen werden.

Deutliche Auswirkungen auf die Sprache

Die Sprache wird einfacher und unpräziser. Immer wieder kommt es zu Wortfindungsproblemen, Änderung von Redewendungen und Einschränkungen bei der Themenvielfalt. All das sind Folgen von Sprachverarmung.

Keine adäquate Reaktion auf eine bestimmte Situation zu bekommen oder Schwierigkeiten, auf Fragen präzise zu antworten, sind weitere Merkmale. Betroffene verwenden oft Floskeln und ziehen sich auf sicheres Terrain zurück.

Die Orientierung zuhause funktioniert länger als in einer neuen oder weniger vertrauten Umgebung (Bank, Urlaub, Spaziergang). In fremder Umgebung kommt es häufig zu räumlicher und zeitlicher Desorientierung und kann sich in Verwirrtheit ausdrücken. Wachsame und trainierte Berater können das erkennen.

Dass bei gewohnten Alltagsaktivitäten Schwierigkeiten auftreten, merkt auch der Betroffene. Aus Scham wird so lange wie möglich versucht, den Schein der Normalität zu wahren. In diesen Fällen ist für Außenstehende schon eine Stimmungs- und Verhaltensänderungen wahrnehmbar.

Bei demenziell erkrankten Personen kommt es immer wieder zu einem gewisser Grad von Verwahrlosung. Das kann die verschmutzte oder unangemessene Kleidung, oder die nachlassende Körperpflege sein. Alles sind erste Warnzeichen, um beim Berater die Antennen ausfahren zu lassen.

Herausfordernde Verhaltensweisen von Demenzkranken

Bei aggressivem Verhalten oder Beschuldigungen des Betroffenen Gespräche zu führen, gilt als große Herausforderung für jeden Berater. Massive Störungen wie zum Beispiel bei einem Bankkunden, der mehrere Tage hintereinander schreiend im Schalterraum stand, lösten bei Bankmitarbeitern und dem Sicherheitsbeauftragten völlige Hilflosigkeit aus.

Hinzu kommt, dass pflegende Angehörige öfters mit peinlichem Verhalten von Betroffenen konfrontiert sind. Hier gilt es auf Beraterseite Verständnis zu entwickeln. Wenn die geistige Urteilsfähigkeit fehlt, ist es für den Betroffenen ratsam, zum Psychiater zu gehen.

Grundregeln der Kommunikation und Umgang

Für die Begleitung und Pflege von Menschen mit Demenz wurde die Validation (Hintergrund: Naomi Feil gilt als Begründerin der Validation) als wertschätzende Haltung entwickelt. Das Verhalten von demenziell Erkrankten als für sie gültig zu akzeptieren, ist Ziel der Validation. Sie ist von einer akzeptierenden, nicht korrigierenden Sprache geprägt, die die Bedürfnisse der Betroffenen versucht zu verstehen und wiederzugeben.

Wenn die genannten Fälle eintreten, empfiehlt es sich zuerst mal ruhig zu bleiben, langsam zu sprechen, sowie einfache kurze Sätze zu formulieren. Pro Satz sollte nur eine Botschaft transportiert werden. Verfolgerfragen wie „Wieso-Weshalb-Warum“ eignen sich in diesen Situationen nicht.

Deshalb sollten sich Berater dem Kunden zuwenden, Blickkontakt herstellen und aufmerksam zuhören. Weil es unterschiedliche Wahrnehmungen bei den Gesprächspartnern geben kann, ist es wichtig, dass sich der demenziell Erkrankte akzeptiert fühlt.