Haftungsrisiken inklusive Was tun, wenn der Kunde Demenz zu haben scheint

Ulrich Welzel von der Beratungsfirma Brainactive

Ulrich Welzel von der Beratungsfirma Brainactive

Die Diagnose Demenz löst bei Bekanntwerden immer dann Betroffenheit aus, wenn eine namhafte Persönlichkeit, siehe jüngst Gerd Müller, daran erkrankt. Die Presse ist voll davon und in drei Tagen interessiert es keinen Menschen mehr.

Wer keinen demenziell erkrankten Angehörigen hat, kann sich auch als Banker kaum in die Situation des Betroffenen und der pflegenden Angehörigen versetzen.

Dabei wäre es schon aus Haftungsgründen notwendig, sich diesem Thema anzunehmen. Wer eingeschränkt geschäftsfähigen Menschen eine Beteiligung, ein Wertpapier oder Kredit verkauft, steht massiv in der Haftung. Zwei Beispiele:
  1. Als Margot B. (78) vor zehn Jahren mit ihrem Depot (1,5 Millionen Euro) ins Private Banking kam, war alles in Ordnung. Heute befinden sich noch 27.000 Euro im Depot, weil Margot B. jedem Menschen, der ihr irgendwie sympathisch ist, Geld schenkt. Trotz mehrfachem Hinweis der Beraterin, dass das Vermögen bald aufgebraucht ist, verschenkt sie weiterhin ihr Geld. Obwohl die Wesensveränderungen bei Margot B. seit drei Jahren erkennbar sind, breitet sich bei der Beraterin Hilflosigkeit aus, weil sie nicht den richtigen Zugang zur Kundin findet.

  2. Werner G. (70) ist ein vormals selbstbewusster Manager, der seine Bankgeschäfte lange sehr gut alleine abwickeln konnte. Vor einiger Zeit fällt dem Berater Werner G.s Unfähigkeit auf, einfache Investmentthemen zu begreifen, obwohl das immer das Steckenpferd von Werner G. war. Es kommen erste Zweifel auf, ob er seine Bankgeschäfte noch angemessen tätigen kann.
Durch Kontakte zu den Bevollmächtigten kommt heraus, dass bei allen Personen eine unterschiedlich starke demenzielle Erkrankung vorliegt.

Zukünftige Entwicklung der Demenz

Zu den größten bisher verdrängten Herausforderungen für Bankberater zählt die steigende Anzahl an demenziell erkrankten Kunden. Weil Banken in der Haftung stehen, wenn sie eingeschränkt geschäftsfähigen Personen etwas verkaufen, ist es für die verantwortlichen Entscheider wichtig und sinnvoll, sich dem Thema Demenz zu widmen.

Die Herausforderung liegt im Erkennen der Demenz, dem wertschätzenden Umgang mit den Betroffenen und der Kommunikation mit den Angehörigen.

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Quelle: Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Schätzung auf Basis der 12. koordinierten Bevölkerungsvorausschätzung

Da in den meisten Banken die Zielgruppe 60plus bis zu 40 Prozent ausmacht und bis zu 80 Prozent der Erträge erwirtschaftet werden, ist es ein Muss, die Mitarbeiter im Umgang mit demenziell erkrankten Menschen zu sensibilisieren und Lösungen parat zu halten. Hinzu kommt das durch Sensibilisierungsmaßnahmen das Haftungsrisiko massiv gesenkt wird.