Tabus im Private Banking „Coachings müssen unbedingt von externen, ehemaligen Private Bankern gemacht werden“

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Ein guter Spieler ist nicht immer auch ein guter Coach

Wenn man nun einen Vergleich mit der Welt des Sports anbringt, dann müsste man folgern, dass nur ein ehemaliger Fußballprofi auch erfolgreich als Fußball-Coach tätig sein kann. Man könnte hier klingende Namen von Fußballtrainern nennen und jeder einzelne davon war in seiner früheren Zeit als Profifußballer unterwegs, nicht immer allen bekannt, aber mit Sicherheit ehemaliger Spieler.

Und wenn ich das Beispiel Fußball schon aufgreife, dann auch richtig. Früher hat es auch sogenannte Spieler-Trainer gegeben. Also Spieler, die gleichzeitig als Trainer amtierten. Auch das schließt doch darauf, dass man sein Handwerk verstehen muss.

Nun gibt es aber Private Banker, die sich nicht unbedingt dafür eignen, als Coach in ihrem Bereich tätig zu sein. Weshalb nicht? Als Coach sollte man in der Lage sein, jemanden (oder ein Team) auf seine eigenen Stärken hinzuweisen und diese kontinuierlich und nachhaltig auszubauen.

Das klingt relativ simpel, wird aber in der Realität nicht immer umgesetzt, denn man muss dafür seine eigenen, persönlichen Fähigkeiten zugunsten anderer in den Hintergrund stellen. Wenn es darum geht, in einer Mitarbeiter-Evaluation immer andere zu loben, dann stellt sich bald einmal die Frage, was denn der Leiter des Teams eigentlich für Fähigkeiten besitzt, wenn dieser nämlich immer die Qualitäten seiner Mitarbeiter oder seines Teams hervorheben muss.

Diese Erklärung bringt mich zur nächsten wichtigen Tabuisierung, nämlich die unmissverständlichen Vorteile eines externen Coachings.

Internes oder externes Coaching?

Bei Banken und Finanzdienstleistern in den USA und in England, wie auch vereinzelt in Europa gibt es sogenannte interne Fachkräfte, welche innerhalb der Abteilung Personal oder Personalentwicklung die Funktion eines Beraters oder Coachs innehaben. Jedoch sind das nicht die Maßnahmen, von denen ich spreche und auch nicht diejenigen Entwicklungen, von denen die Mitarbeiter persönlich profitieren können.

Ein interner Coach wird mit Sicherheit keine einschneidenden Veränderungen vornehmen können. Nicht einmal, wenn er davon persönlich überzeugt wäre, eine Verbesserung anzustreben. Ein interner Coach oder Berater kann niemals eine unabhängige, freie Meinung haben, da er sich zu sehr mit dem eigenen Unternehmen identifiziert.

Ein externer Coach jedoch steht nicht auf der Gehaltsliste eines Unternehmens und ist frei von politischen Entscheidungen. Als externer Berater besitzt man eine gewisse Narrenfreiheit, welche man explizit ausleben kann.

Somit kann man ganzheitliche Grundlagen in Frage stellen, bevor man Personal coacht. So auch die Frage nach der richtigen Strategie. Denn falls die Strategie nicht greift, können die besten Pferde im Stall keine Veränderung hervorrufen. Stimmt die Vorgehensweise, dann kann das Unternehmen alles erreichen und ein Coaching mit den Mitarbeitern und Führungskräften kann nachhaltig nur Gutes bewirken.

Im zweiten Teil der Mini-Serie entwirft der Autor das künftige Berufsbild eines Private Bankers.


Über den Autor:
Andy Aeschbach besitzt eine 30-jährige Erfahrung im Private Banking, Asset Management und Investment Banking aus mehreren Berufsstationen bei erstklassigen Banken und Finanzgesellschaften im In- und Ausland. Insbesondere kennt er sich im Wealth Management sowie deren operativen Geschäftsführungsaufgaben aus. Dazu gehören Themen wie die Akquisition, Kundenbetreuung sowie Führung und Motivation von Mitarbeitenden und Implementierung neuer Strategien.

Die anspruchsvollen Entwicklungen in der Finanzdienstleistungsbranche bewegten Aeschbach dazu, seine eigene Beratungs- und Coaching-Plattform, die Firma Katana-Coaching, zu gründen. Zudem ist der Schweizer Dozent und Trainer an der Schweizer Business School „Zentrum für Unternehmungsführung“ (ZfU) für den Bereich Private Banking & Wealth Management.

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