Sven Nykamp im Gespräch „Am besten bewerben sich bei uns ganze Teams“

Sven Nykamp ist Niederlassungsleiter der Bank Julius Bär in Hamburg

Sven Nykamp ist Niederlassungsleiter der Bank Julius Bär in Hamburg

private banking magazin: Wächst das Bankhaus Julius Bär in Norddeutschland? 

Sven Nykamp: Wir haben die Niederlassung in Hamburg im Jahr 2006 eröffnet und unsere Präsenz im Norden 2011 mit der Geschäftsstelle in Kiel gestärkt. Seitdem kann ich mit Bescheidenheit sagen, dass wir kontinuierlich wachsen. Nachdem wir uns erst im vorletzten Jahr räumlich und personell verstärken konnten, haben wir auch in diesem Jahr unser Team in Hamburg um weitere Berater vergrößert.

Welche Charakteristika zeichnen Ihrer Meinung nach Ihr Bankhaus aus und warum passen die besonders gut zum Norden Deutschlands?

Nykamp: Julius Bär ist eine Privatbank, deren Geschichte und Tradition bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Zugleich denken und agieren wir sehr international und schauen uns Entwicklungen und Trends sehr genau an ‐ wie beispielsweise die Next Generation Konferenz jährlich beweist. Diesen spannenden Charakter‐Mix erkenne ich auch bei vielen Hamburgern.

Gibt es weiterführende, ehrgeizige Ziele fürs Private‐Banking‐Geschäft im Norden?

Nykamp: Was die Anzahl der Kunden betrifft, liegen wir in Deutschland bei einer guten vierstelligen Zahl. Wir in Norddeutschland tragen einen großen Anteil daran. Das gleiche gilt für die Nettoneugelder, die deutschlandweit mit zweistelligen Raten wachsen. Die anhaltende Wachstumsrate verdanken wir besonders unseren Kunden, die uns weitere Gelder anvertrauen oder uns weiterempfehlen. Daher trifft die bekannte Gleichung auch auf uns zu: Die Kundenzufriedenheit bestimmt unser Wachstum. Und da verrate ich nicht zu viel, wenn ich sage, dass wir auf den eingeschlagenen Expansionskurs bleiben und uns auch weiterhin verstärken wollen.

Sie erwähnten jüngst in einem Interview, dass bei Wachstumsplänen das Finden von gutem Personal ein Schlüsselfaktor ist. Was macht einen guten Kundenberater im Private Banking Ihrer Meinung nach aus?

Nykamp: Ein guter Kundenberater muss zu unserer Unternehmenskultur passen. Das bedeutet vor allem, dass der Berater kein Produktverkäufer sein darf, sondern die Fähigkeit besitzen muss, sich auf die individuellen Bedürfnisse des Kunden einstellen zu können. Zudem ist uns die Erfahrung eines jeden einzelnen Beraters wichtig. Nur wenn ein Berater schon diverse Entwicklungen auf den Finanzmärkten durchlebt hat, kann er seinen Kunden auch in schwierigen Zeiten solide und passende Empfehlungen aussprechen.

Gibt es in Norddeutschland einen Engpass bei gutem Personal und, wenn ja, warum?

Nykamp: Viele Häuser haben ihre Berater in den vergangen Jahren zu Produkteinkäufern ausgebildet. Da wir bei der Bank Julius Bär eine unabhängige Beratung mit freier Produktwahl anbieten, ist diese Fähigkeit für uns nicht relevant. Dabei handelt es sich aber nicht nur um ein norddeutsches Phänomen.

Und wie finden Sie dann gutes Personal, das zur unabhängigen Beratung von Julius Bär passt?

Nykamp: Aktuell befinden wir uns in einer glücklichen Situation. Wir beobachten, dass sich viele Berater bei uns bewerben. Sie sehen ihre Rolle als Produkteinkäufer ebenfalls skeptisch und möchten ihre Situation ändern. In einem gemeinsamen Gespräch besprechen wir dann die Möglichkeiten.

Ist es schwierig, Berater nach Norddeutschland zu locken?

Nykamp: Am Standort Hamburg ist es am Ende aber noch nie gescheitert. Aus Hamburger Sicht könnte ich dies auch nicht ganz verstehen. Für alle anderen Interessenten bietet die Bank Julius Bär mit unseren acht Standorten in ganz Deutschland ebenfalls attraktive Anlaufstellen.

Suchen Sie aktuell wieder nach Kundenberatern?

Nykamp: Wir suchen nicht aktiv, sind aber daran interessiert mit spannenden Beraterpersönlichkeiten ‐ am liebsten sogar mit einem kompletten und gut eingespielten Team ‐ ins Gespräch zu kommen.

Wie groß ist die Rolle, die das Kundenbuch spielt?

Nykamp: Für uns steht die Persönlichkeit des Beraters im Vordergrund. Unser Wachstum ist nicht auf einen kurzfristigen, sondern auf einen langfristigen Erfolg ausgelegt.

Welche allgemeinen Trends sehen Sie 2015 im Private Banking?

Nykamp: Für die Branche selbst werden Themen, wie Regulierung und Magendruck weiterhin an Bedeutung gewinnen. Auf der Kundenseite werden sich Private‐Banking‐Häuser auf die Bedürfnisse der neuen Generation einstellen müssen. Wir haben es hier mit einer heranwachsenden Kundengruppe zu tun, die sich ständig sowie umfassend selbst informiert und sich einen intensiven Austausch mit ihrem Berater auf Augenhöhe wünscht. Damit einhergehend gewinnt das Thema Digitalisierung an Bedeutung.

Welche Großprojekte bewegen zurzeit die Julius Bär? Gibt es zum Beispiel ein Projekt ähnlich dem UBS Advice, das die Kundenbetreuung verstärkt auf digitale Kanäle umstellen soll?

Nykamp: Die Bank Julius Bär Europe beschäftigt sich aktuell mit dem Ausbau des zweiten Standbeins, nämlich der Integration des übernommenen Vermögensverwalters Merrill Lynch. So werden alle Merrill-Lynch-Kunden in Westeuropa in Frankfurt gebucht.

Wie bereitet man sich als Bankhaus eigentlich auf die oft angekündigte Erbenwelle in Deutschland vor?

Nykamp: Für uns ist das Thema Nachfolgeplanung ein integraler Bestandteil innerhalb der Vermögensberatung. Daher sind wir bereits gut aufgestellt. Wir erleben aber, dass die vermögenden Privatkunden und Unternehmer sich heutzutage früher als bisher Maßnahmen für die Vermögensübertragung im Einklang ihrer eigenen persönlichen Vorstellung wünschen. Besonders erfolgreich gelingt die Realisierung dieses Wunsches, wenn die Beratung und das Gespräch auch unter Einbeziehungen der zukünftigen Erben erfolgt. Und genau diese Gespräche begleiten wir in den vergangen Jahren verstärkt.


Über den Interviewten:
Sven Nykamp ist seit Anfang 2011 Niederlassungsleiter der Bank Julius Bär in Hamburg. Damit ist er auch zuständig für die Geschäftsstelle in Kiel. Zuvor leitete er die Hamburger Niederlassung der Hypovereinsbank für rund eineinhalb Jahre. Leiter des Private Banking war er zuvor für zwei Jahre bei der Kieler Volksbank. Insgesamt schaut er auf über 30 Jahre im Bankwesen zurück.

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