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Solvency II „Kleinere Versicherer können die Ressourcen nicht aufbauen“

Lutz Morjan, Head of Insurance Solutions bei NN Investment Partners

Lutz Morjan, Head of Insurance Solutions bei NN Investment Partners Foto: NN Investment Partners

NNIP macht seit Kurzem deutschen Versicherern das Angebot, die Kapitalanlage auszulagern. Warum sehen Sie hier Bedarf?

Lutz Morjan: Die Branche ist im Umbruch, insbesondere wegen der neuen Regulierung unter Solvency II. Die Regulierung erfordert künftig eine sehr viele stärkere Marktwertorientierung. Während Versicherer lange mit Stabilität verwöhnt waren, müssen sie sich jetzt auf Schwankungen auf der Vermögens- und auf der Verpflichtungsseite einstellen. Die Anforderungen der Aufsicht an das Risikomanagement sind zudem deutlich gestiegen. Wie bewerte ich Risiken? Wie decke ich sie mit Vermögenswerten ab? Welche Kapitalanlage stelle ich dagegen? Wie passt die Kapitalanlage zur Unternehmensstrategie? Das sind alles neue Aspekte, die auch neue Kompetenzen verlangen.

Und diese Kompetenzen hat Ihr Haus?

Wir haben den Vorteil, eine Versicherung als Muttergesellschaft zu haben. Innerhalb des Asset Managements haben wir eine Insurance Boutique, die das Kapital für die NN Group verwaltet. Zusammen mit externen Versicherungsgeldern kommen wir auf deutlich über 90 Milliarden Euro. Daneben haben wir spezialisierte Einheiten, die für Kunden, zum Beispiel Pensionsfonds, Gelder anlegen. Wir haben also langjährige Erfahrung in der Verwaltung von Kapital zur Deckung von Verpflichtungen. Zudem erfolgte in den Niederlanden der Übergang zur Marktbewertung schon vor einigen Jahren. Daher haben wir hier einen Know-how-Vorsprung.

In welchen Bereichen sehen Sie in Deutschland einen Markt?

Unsere Zielgruppe sind vor allem kleine und mittlere Versicherer und Pensionskassen bis zu etwa 5 Milliarden Euro an zu verwaltendem Kapital. Insgesamt gibt es rund 70 Institute mit einem Volumen von etwa 170 Milliarden Euro Kapitalanlage, die als potenzielle Kunden in Frage kommen. Gerade für kleinere Häuser ist es schwierig und vor allem kostentreibend, sich das erforderliche Wissen anzueignen und die nötigen Ressourcen aufzubauen. Neben den neuen Regulierungsanforderungen kommen zusätzlich Probleme auf der Ertragsseite hinzu. Risikofreie Anlagen liefern zu wenig Ertrag. Da ist es kaum möglich, auch in neue Prozesse und Know-how zu investieren. Einfacher und auch günstiger ist es, sich externe Hilfe zu holen.

Welche Leistungen erbringen Sie im Einzelnen?

Wir haben ein Leistungspaket, aus dem auch einzelne Teile modular ausgewählt werden können. Dazu gehören zunächst der Asset Liability Review, die strategische Asset Allokation und die Portfolioimplementierung, wo zum Beispiel festgelegt wird, welche Anlageklassen und welche Asset Manager eingesetzt werden. Es folgen das klassische laufende Portfoliomanagement, also die Einzeltitelauswahl, und nachgelagert die Risikosteuerung. Hier wird überwacht, ob die Portfolios sich so entwickeln wie geplant, ob die erforderlichen ordentlichen Erträge erwirtschaftet werden und wie die Auswirkungen auf die Bilanz sind. Das Gesamtkonzept soll dabei helfen, die Anforderungen an die aufsichtsrechtlichen Eigenmittel zu optimieren. Im Niedrigzinsumfeld ist der Druck hier sehr hoch. Erträge müssen gesteigert werden, aber es muss genau analysiert werden, ob die Asset-Klasse oder Anlage auch zu den Verpflichtungen passt. Zudem gilt es, die Kosten relativ gering zu halten.

Wo sehen Sie den größten Bedarf?

Im Moment sind vor allem die Planungselemente gefragt, also der Asset Liability Review und die strategische Asset Allokation. Diese Bereiche sind durch die Einführung von Solvency II am stärksten im Umbruch. In der Vergangenheit wurden die Kapitalanlagen im HGB-Kontext geplant. Versicherer hatten also eine relativ große Stabilität, jetzt haben sie stark schwankende Verpflichtungen. Es muss geprüft werden, ob die Asset Allokation noch zum neuen Bewertungsmodell für die Verpflichtungen passt, ob ihre langfristige Deckung gesichert ist. Diese Planungsprozesse sind sehr wichtig und müssen regelmäßig erfolgen, mindestens einmal im Jahr. Idealerweise erfolgen sie in einem integrierten Prozess zusammen mit dem Portfoliomanagement.

Tragen Sie als externer Anbieter auch sämtliche Risiken?

Die Gesamtverantwortung in der Risikosteuerung bleibt immer beim Vorstand des Versicherers oder der Pensionskasse. Er braucht daher den ständigen Einblick. Er muss beurteilen, ob die Kapitalanlagestrategie zur Geschäftsstrategie und zum Risikoprofil des Unternehmens passt. Eine Kontrolle durch das Unternehmen ist sehr wichtig.

Mit Solvency II entfällt die Anlageverordnung für Versicherer. Wird das die Auswahl der Anlagen und Asset-Klassen beeinflussen?

Wir glauben, Fixed Income Investments bleiben auch künftig die wesentlichen Elemente. Wir rechnen nicht mit einem großen Anstieg von Aktien oder alternativen Anlagen in den Portfolios. Stattdessen werden zunächst im Fixed Income Bereich stärkere Restrukturierungen in den Portfolios stattfinden. Auch neuere Produkte werden eine Rolle spielen, dazu gehören zum Beispiel verschiedene Darlehensformen wie Private Credit oder Senior Secured Loans.

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